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Ich habe mich bekehrt

Ich habe mich bekehrt – mit einem solchen Bekenntnis beginnt für viele das Leben als Christ. Und das ist zunächst auch richtig so: Wer sich nicht bekehrt, lebt verkehrt!

Ich habe mich bekehrt – eines fällt dabei allerdings auf: Zweimal ist in dieser Aussage von mir die Rede. Aber kein Wort davon, was der Herr in meinem Leben getan hat.

Wo ist das Problem? werden jetzt viele Christen fragen. Natürlich ist es Jesus Christus, der alles für uns getan hat. Er ist für mich Mensch geworden, gestorben und auferstanden. Er hat mich so geführt, dass ich sein Wort gehört habe. Aber jetzt muss ich mich von der Sünde ab- und ihm zuwenden. Jetzt muss ich mich für Jesus entscheiden. Jetzt muss ich ihn in mein Leben hereinlassen. Das ist der kleine, aber entscheidende Teil meiner Erlösung, den Gott mir selbst überlässt. So zumindest sehen es viele evangelikale Christen, vor allem aus dem Bereich der täuferisch gesinnten Freikirchen. Und sie übersehen damit die Tatsache, dass in der deutschen Bibel das Wort „Entscheidung“ im Zusammenhang mit unserer Erlösung an keiner Stelle vorkommt. Im Gegenteil: Es ist Gottes Werk, wenn ein Sünder zu Christus findet. „Weißt du nicht , dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?“, fragt Paulus in Römer 2,4. Noch deutlicher wird er im 9.Kapitel Vers 16: „So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.“ Gerettet werden wir also nicht aufgrund unserer Willensentscheidung und auch nicht deshalb, weil wir bei der Evangelisation nach vorn gelaufen sind. Dass ich zum rettenden Glauben finde, liegt allein an Gottes Erbarmen. „Die Tür ist offen, ich habe sie aufgemacht. Jesus, du lebst in mir mit all deiner Macht.“ Lieder wie dieses haben wir einst im Jugendkreis gesungen. Erst viel später fiel mir auf, dass die Bibel den Sachverhalt genau anders herum schildert: Nicht Lydia öffnete ihr Herz für Jesus, sondern der Herr tat ihr das Herz auf (Apostelgeschichte 16,14).

Wenn ich Mitchristen darauf hinweise, dass der Begriff der Entscheidung in der Bibel gar nicht vorkommt, dann wird oft eingewendet: Der Begriff vielleicht nicht, aber die Sache. Und in der Tat schildert die Bibel immer wieder, dass Menschen in der Entscheidungssituation stehen: Wollt ihr zu Gott gehören oder nicht? Beim Landtag zu Sichem stellte Josua die Israeliten vor die Entscheidung: „Gefällt es euch nicht, dem Herrn zu dienen, so wählt euch heut, wem ihr dienen wollt: Den Göttern, denen eure Väter gedient haben oder den Göttern der Amoriter!“(Josua 24,16) Und als sich viele Nachfolger Jesu von ihm abgewendet hatten, stellte er auch den zwölf Jüngern die Entscheidungsfrage: „Wollt ihr auch weggehen?“ Beachten wir aber: Die Israeliten hatten Gott längst aus der Sklaverei in Ägypten befreit, er hatte mit ihnen am Sinai einen Bund geschlossen und sie zu seinem Volk gemacht. Und die zwölf Jünger hatte der Herr Jesus zuvor einzeln erwählt und berufen. Die Entscheidungsfrage lautet also nicht: Willst du Gott gehören? Sie lautet vielmehr: Willst du ihm treu bleiben? Und diese Frage stellt sich auch uns jeden Tag.

Bei Evangelisationen wird oft aus Offenbarung Kapitel 3 Vers 20 zitiert, wo der Herr sagt: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“ Der Herr, so wird das oft ausgelegt steht bei unbekehrten Menschen vor verschlossenen Türen. Erst wenn wir uns entschließen, unsere Türen bzw. Herzen zu öffnen, kann Christus in unser Leben kommen. Doch das Gegenteil ist richtig. Erst wenn der Herr uns, wie damals der Lydia, das Herz auftut, können wir Christus annehmen. Denn die Worte in Offenbarung 3 richten sich gar nicht an Ungläubige. Der Herr spricht gläubige Christen an, die aber lau geworden sind, träge im Glauben und obendrein ziemlich selbstgerecht. Die sollen jetzt Buße tun, nur dann wird Christus zu ihnen kommen und mit ihnen das Mahl der Vergebung feiern.

Schon das Alte Testament wusste: Es ist nicht unsere Entscheidung, wenn wir zu Gott kommen. Es ist seine Liebe, dass er uns zu sich zieht (Jeremia 31,3). Ja, nur wenn Gott uns bekehrt, können wir uns selbst bekehren. Nicht unser Wille ist heilsentscheidend, sondern Gottes Wille. Martin Luther hat eines seiner wichtigsten Bücher Vom „Unfreien Willen“, darüber geschrieben. Engagiert erklärt er darin seinen damaligen humanistischen Widersachern: Unser Wille ist von der Sünde so verdorben, dass er sich gar nicht mehr für Gott und das Gute entscheiden kann. Und nur Gott alleine kann uns befreien.

Wenn dem aber so ist, warum ist dann aber die Bibel voll mit Aufforderungen, sich zu bekehren? Und warum rufen wir in der Predigt dann auch heute noch zur Umkehr und Bekehrung auf? Ganz einfach deshalb, weil Gott genau durch diese Predigt Bekehrung, Umkehr und Glauben wirkt. Aber eines müssen wir dabei immer bedenken: Eine Predigt, die zur Bekehrung aufruft, richtet sich nicht an den menschlichen Willen und schon gar nicht an das Gefühl. Die Bekehrungspredigt richtet sich an das menschliche Gewissen. Sie konfrontiert den Menschen mit Gottes Gesetz und zeigt ihm seine Sünde auf. Und sie malt ihm, um mit Paulus zu sprechen, Jesus Christus als den Gekreuzigten vor Augen. Als den, der unsere Schuld getragen und die Versöhnung mit Gott erwirkt hat. So schafft Gott durch die Verkündigung von Gesetz und Evangelium Glauben und Umkehr. Immer wieder dürfen wir es erleben, dass Menschen durch diese Predigt zum Glauben kommen, sich von der Sünde abwenden und ein Leben unter der Führung des Heiligen Geistes beginnen. Ein Leben, in dem man freilich bis zum letzten Tag immer wieder aufs Neue auf Gottes Vergebung angewiesen ist, und in dem man immer von konkreter Schuld umkehren muss. Denn nicht der furiose Start in der Bekehrung ist das Wesentliche am christlichen Glauben, sondern die Treue bis zum Ende.

Manche Seelsorger lassen Menschen, die zu Jesus Christus kommen, diese ihre Glaubensentscheidung mit Datum und Unterschrift besiegeln. Im Falle einer Glaubenskrise sollen sie dann auf ihre Unterschrift sehen und neu zur Gewissheit kommen: Ich habe mich tatsächlich bekehrt. Aber so baut man gerade auf Sand. Denn die meisten Krisen hängen ja gerade mit unseren Zweifeln zusammen. Deshalb müssen wir es lernen, gerade nicht auf uns selbst zu sehen, sondern auf Christus. Unsere Gewissheit darf nicht an unseren sogenannten Entscheidungen hängen. Sie muss auf Gottes Zusagen beruhen. Und dieser Glaube wird uns durch den Zuspruch der Verheißungen aus Gottes Wort, durch das Wort der Vergebung in der Beichte und im Heiligen Abendmahl gestärkt.

Für viele Christen sind das heute ungewohnte Gedanken. Sie sehen in der Bekehrung nicht so sehr Gottes Wirken, sondern die eigene Entscheidung. Doch das ist weder biblisch noch reformatorisch. Vielmehr will hier der alte Mensch ein bisschen Autonomie gegenüber Gott behalten. Entsprechend meint man, den Menschen Gottes Wort entweder mit allen Mittel schmackhaft machen zu müssen oder setzt sie mit drängender, gesetzlicher Verkündigung unter Druck, um sie zu einer Glaubensentscheidung zu bringen. Natürlich wird beides auf Dauer keine guten Früchte bringen.

Wenn ich dagegen darauf vertraue, dass Gottes Wort Umkehr und Glauben wirkt, dann kann ich es zuversichtlich verkündigen. Und ich kann auch vertrauensvoll darum beten, dass Menschen zum lebendigen Glauben kommen. Denn dort, wo man meint, dass Christus nur dann in ein Menschenleben kommt, wenn sich ein Mensch dafür willentlich dafür öffnet, da hat das Gebet für die Bekehrung eines Menschen eigentlich keinen Sinn. Stattdessen ist hier die Gefahr groß, dass man versucht Menschen zu manipulieren oder unter Druck zu setzen. Und manch eine gut gemeinte evangelistische Aktion ist dieser Gefahr schon erlegen. Vertrauen wir lieber darauf, dass es Gottes Wort ist, dass die Menschen zur Bekehrung und zum lebendigen Glauben bringt.

 

 

Reife Ähren neigen sich

Wenn Gott im Alter das Leben beschneidet von G.J.

Mein Großvater war Landwirt. Zur damaligen Zeit standen Kleinbauern noch keine großräumigen landwirtschaftlichen Maschinen zur Verfügung. Die harte Arbeit musste per Hand und mit Pferden erledigt werden. Gelangen dann Saat und Ernte oft – oft wetterabhängig – waren Dank und Freude groß.

An einem schönen Spätsommertag ging Großvater mit seinem kleinen Enkel durch die Felder. Glücklich und in bescheidenem Stolz über den schönen Wuchs ließ Opa die Hand über die Ähren streifen und wies auf das reife Korn: „Siehst du“, sagte er, „reife Ähren neigen sich“. Ich verstand das erst viel später.

In meinem Leben begegnete ich dann viele Male der Wahrheit dieses Wortes. Reife Ähren, die sich durch das wachsende Gewicht beugen, sind ein Bild des betagten Lebens. Die Ansammlung und Anreicherung von Erfahrungen und Enttäuschungen, von Erlebnissen und Belastungen, von Versagen und Verzagen lassen ein Leben schwer werden. Die Neigung der Ähren durch das Gewicht des Inhaltes ist ein Symbol dafür, dass die Last des Lebens ihre Spuren hinterlässt. Erhobenen Hauptes und mit geschwollenem Kamm ging man vielleicht in dieses Leben hinein. Aber aus Leichtfüßigkeit und Lebensdrang wurden dann Würde und Bürde am Lebensabend. Die Fracht eines Schiffes drückt jedes Boot tiefer ins Element. Mühsal und Sorge ziehen Furchen in jedes Antlitz. Sonne und Regen des Lebens prägen, Schuld hinterlässt Narben, Verletzungen heilen nicht immer.

Zwar macht Last innerlich reich, beschwert aber auch. Es gibt Schläge, denen nicht auszuweichen war, die hingenommen werden mussten, die den Nacken beugten, bescheiden und still machten. Aber solch ein Härtetest des Lebens macht letztlich nicht arm, sondern inhaltsreich wie reifes Korn. Leiden und Reifen sind Geschwister.

Noch etwas Weiteres soll das Neigen der Ähren symbolisieren, wenn ich ihre Botschaft richtig verstehe, nämlich die Neigung, die Zuneigung zum andern. Gerade wer reif und voller Frucht ist, soll diese nicht für sich vereinnahmen und damit hoch hinaus wollen. Er wird sich bescheiden und zuvorkommend dem andern zuneigen: „Kommet einander mit Ehrerbietung zuvor“, sagt die Heilige Schrift (Römer 12,10). Gerade wer reif und erfahren, wer älter und überlegen ist, wird Selbstansprüche zurückstellen und dem andern das Ohr und das Herz leihen.

Das junge Gras kann sich nach oben recken und hochschießen. Allerdings wird es auch schneller gemäht und leichter vom Winde zerzaust. Die reife Ähre genießt Achtung und Nachsicht, braucht nicht mehr zu kämpfen, um sich Lebensraum zu schaffen. Sie weiß ohnehin, dass sie zum Schnitt in eine höhere Hand freigegeben ist und kann sich in der verbleibenden Zeit geduldig und demütig neigen.

Aber wir wehren uns dennoch gegen harte Straßenwalzen, die das Alter mitunter niederdrücken, beiseite schieben oder gar überrollen möchten. Diesem gesellschaftlichen Prozess muss man entgegentreten, denn dafür ist das Korn zu wertvoll und zu wichtig, da die junge Generation es zur Nahrung dringend benötigt. Die Alten sind oftmals der Kern und die Edelsteine der Gesellschaft und der christlichen Gemeinde. Sie würden uns fehlen, wären sie nicht in unserer Mitte.

Was zur Frucht und Ernte heranreift, muss erst wurzeln und wachsen, braucht Wasser, Wind und Sonne. Die dann zur Erde geneigten Ähren stehen auf festem Boden, brauchen diesen Wurzelgrund, um selbstsicherer Überheblichkeit zu entgehen. Denn es wartet der Schnitter , die letzte Ernte und eine neue Daseinsform. „Opa verfault das Weizenkorn dann?“ „Nein, mein Junge,das Körnchen wird in der Erde keimen, sprießen und zur neuen Pflanze heranwachsen. Aus dem Vergehen entsteht neues Leben.“ Dieses Wissen um den letzten Sinn des Daseins und den Wert des Alters drückt sich in der nach unten gebückten Ähre aus und teilt sich dem mit, der dafür ansprechbar ist.

Da führte Großvater mich weiter in seinen kleinen Garten mit mancherlei Bäumen und Sträuchern. Hier war im Sommer einiges tüchtig herangewachsen. „Schau mal, da wuchert manches zu viel. Für das nächste Jahr müssen wir ein paar Triebe und Äste zurückschneiden. Sonst tragen die keine Früchte.“ Als ich erwachsen war und einen Garten pflegte, sagte mir ein Gärtner: „Fruchtholz kann nur durch Beschneidung entstehen. Schönes Blattwerk sieht zwar gut aus, ist aber nur äußere Fassade ohne Frucht.“ Am Gleichnis Jesu vom „Weinstock“ wird das am deutlichsten. Wenn die Reben nicht beschnitten werden, wuchern die Ranken recht wild, aber sie tragen keine Trauben. Und manch ein älter werdender Baum oder Strauch bekommt naturgemäß trockene und morsche Äste, die ausgelichtet werden müssen. Viele Gewächse muss man sogar jährlich an etlichen Stellen zurückschneiden.

„Es tut mir immer leid“, sagte mein Opa,“ wenn ich schön Gewachsenes beschneiden muss. Aber sonst verwildert alles im Garten.“ Und er erklärte mir dann, dass vieles ein Sinnbild sei für menschliches Leben und die Formung unseres Alltags. Weder das persönliche Verhalten noch das Glaubensleben eines Christen dürfen ausufern und undiszipliniert verlaufen. Das menschliche Ego in seiner Selbstbezogenheit besitzt Wucherungstendenz. Darum würde Gott zur rechten Zeit und zur passender Gelegenheit das Korrekturmesser ansetzen, um einiges in unserem Leben zu begrenzen und zu bereinigen. Ich verstand das alles noch nicht so richtig.

Aber ich behielt seine Worte im Kopf und im Herzen. Das Korrekturmesser Gottes gehört zum Leben des Christen. Wenn Gott jedoch wirklich und spürbar bei uns zuschneidet, sind wir überrascht, erschrocken und verwirrt und verstehen den Weg Gottes nicht. Aber Gott ist im Grunde ständig am Werk, etwas an uns und in uns zu bereinigen und zu heiligen. Er nimmt weg, was ihm nicht gefällt oder was zu viel ist. Er setzt an, wo und wann er will, oft scharf und unbarmherzig. Das schmeckt uns dann nicht. Dennoch beschneidet er die Reben, die keine Frucht tragen. Manches im Leben kann nur durch einen Korrekturschnitt zum Ziel geführt werden und für die Ewigkeit reifen. Im Propheten Hesekiel 20,44 heißt es: „Ihr werdet erfahren, dass ich der Herr bin, wenn ich das mit euch tue, um meines Namens willen.“ Hier gibt man ab, lässt los, kämpft nicht mehr, glaubt und vertraut, denn ein Höherer führt Regie.

Der Großvater neigte sich dem Jungen zu. Es war ein schöner Tag im späten Sommer als er mir das goldene Kornfeld und die besonderen Gewächse zeigte und erklärte. Die Weisheit seiner Worte, die Botschaft der Ähren und des Zugriffs Gottes erfasste der Junge in ihrer Tiefe und erst viel später in Jahrzehnten seines Lebens und Dienstes. Dies mitzuteilen wünschte er, dem die Jahre nun selbst den Rücken gebeugt haben.

Wo ist die Willkommenskultur für das Leben im Mutterleib?

Das Wort von der Willkommenskultur ist in diesen Tagen in aller Munde. Von Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Humanität, die das Handeln gegenüber Menschen leiten sollen, reden viele Vertreter aus dem Bereich der Politik und den Kirchen. Doch dieselben, die die Willkommenskultur für Flüchtlinge predigen, schauen weg, wenn es um die Willkommenskultur für das schwächste Leben geht, um die Willkommenskultur für das heranwachsende Leben im Mutterleib.

Für ungeborene Kinder, die im Mutterleib heranwachsen, gibt es keine wirkliche Willkommenskultur in Deutschland. Seit Jahrzehnten wird das Leben vieler ungeborener Kinder gewaltsam beendet. Mehr als 100000 Kindern wird jedes Jahr in Deutschland vorzeitig ihr Leben genommen. Der Grenzzaun, der den Deutschen dabei hilft, heißt Beratungsschein. Wer ihn in Händen hat, muss ungeborenen Kindern keine Nächstenliebe und Barmherzigkeit schenken. Wer allerdings, wie Margot Käßmann, Ex-Ratsvorsitzende der EKD, den christlichen Wert der Nächstenliebe für Asylbegehrende einfordert und den Menschen gleichzeitig sagt, Angst sei kein christlicher Wert, ist nur dann glaubwürdig, wenn er mit gleicher Inbrunst auch für den Schutz ungeborenen Lebens eintritt.

Doch wo ist die Willkommenskultur für das Leben im Mutterleib, wo die Nächstenliebe zum Kind? Das mag mancher nun Margot Käßmann fragen, der in Berlin beim Marsch für das Leben für den Schutz des ungeborenen Lebens eintritt. Wie steht es um die sonst so viel beschworene Humanität, wenn es um ungeborene Kinder geht? Sagt Margot Käßmann auch werdenden Müttern, die in Sorge wegen ihrer Schwangerschaft sind, sie sollten die Kirchen füllen, dann bräuchten sie keine Angst zu haben, ein Kind zu bekommen? Wer stößt hier den Ruf im Land aus: „Wir schaffen das!“.

Nein, Millionen abgetriebener Kinder haben das Gegenteil von Willkommenskultur erlebt. Sie waren ungewollt und mussten sterben. Für sie gab es keine Bundeskanzlerin, die zum Akt der Hilfe und Solidarität gerufen hat: Ihr seid bei uns willkommen! Wäre die an Kindern so arme Gesellschaft in Deutschland nicht um vieles reicher, wenn diesen Kindern nicht das Leben genommen worden wäre? Weder Staat noch Zivilgesellschaft schaffen es, 100000 jährlich gezeugten Kindern ihr Menschsein in diesem Land zu ermöglichen. Wäre das nicht ebenso möglich? Wer will Menschen ernsthaft glauben machen, es könne viele Hunderttausende Immigranten jedes Jahr in die bundesdeutsche Gesellschaft aufgenommen und integriert werden, wenn diese Gesellschaft es nicht einmal schafft, ihren eigenen Kindern das Leben zu ermöglichen?

Stattdessen:

Willkommenskultur für Terroristen?                      

Willkommenskultur für Terroristen Osama Abdul Mohsen. Er war der Mann, der in Ungarn an der Grenze von einer Kamerafrau getreten wurde und daraufhin aus Mitleid einen Trainerjob in Spanien erhielt. Keiner kam auf die Idee seine Identität zu überprüfen. Hätte man dies nämlich getan, wäre klar geworden, dass er ein Extremist ist. Aber dann wäre die schnelle PR der Gutmenschen nicht möglich gewesen. So spielte man die gewohnte Opferkarte aus und hat nun wohl einen Mann zur Ikone der „Flüchtlingswelle“ gemacht, der laut den Kurden Syriens selbst an einem Massaker an Kurden und Vertreibungen beteiligt war. Die kurdische PYD gab nämlich bekannt, dass es sich bei Osama Abdul Mohsen um einen Extremisten handelt, der 2004 nach einem Fußballspiel maßgeblich dazu beitrug, dass syrische Truppen 50 Kurden ermordeten. Zuletzt war er für die Nusra Front aktiv, die immer wieder Verbrechen gegenüber Alaviten, Christen und Kurden begeht und diese aus Syrien zu vertreiben versucht.

Die Gutmenschen machen immer wieder den Bock zum Gärtner. Heißt: der Terrorist wird hier als armer Flüchtling gefeiert, während er selbst unzählige Menschen verfolgte und in die Flucht trieb.

Er ist der Fluchtgrund, aber kein Flüchtling!

Quelle: Facebookseite von Cahit Kaya

 

Sozialethik, politische Ethik – Religion und Politik

Sozialethik, politische Ethik – Religion und Politik

Christliche Unterscheidung von Religion und Politik

„Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Johannes 18,36), sagt Jesus. Damit macht er deutlich, dass es sich bei Religion und Politik für ihn um zweierlei handelt. Das zeigt er auch, indem er bei der dritten Versuchung die Weltherrschaft ausschlug (Matthäus 4, 8-11) und im Garten Gethsemane seinen Jüngern verbot, mit dem Schwert für ihn zu kämpfen (Matth. 26,51f.) In die gleiche Richtung weisen sein Einzug nach Jerusalem auf einem Esel (Matth. 21,6f.) und der Weg ans Kreuz (Matth. 26,31-23). Jesus der gekreuzigte König (Matth. 26,31-37, wollte kein irdischer König sein und keine politische Herrschaft aufrichten. Er unterscheidet in der Geschichte vom Zinsgroschen (Matth.22,15-22) sehr deutlich zwischen dem, was Gottes ist und dem, was des Kaisers ist. Deswegen geschah die Ausbreitung des christlichen Glaubens mindestens in den ersten drei Jahrhunderten völlig gewaltlos, nur durch leidendes Zeugnis (christliche Märtyrer). “ Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche“ (Tertullian). In der Nachfolge Christi darf es deshalb keinen Glaubenskrieg geben.

Wenn später die Kirche dennoch nach weltlicher Macht strebte und sie teilweise ausübte, so verstieß sie damit gegen seinen Willen. Dieser Wille Jesu fand darin seinen Niederschlag, dass im christlichen Abendland geistliche und weltliche Macht grundsätzlich immer auf zwei verschiedene Ämter verteilt blieben: Patriarch/Papst und Kaiser. Trotz aller Versuche von beiden Seiten gelang es niemals ganz und auf Dauer, beide Ämter in einer Hand zu vereinigen; und das war ganz im Sinne Jesu.

Während die lateinische Kirche im Hochmittelalter der Versuchung zum „Papstkaiser“ (Innozenz III.) zu erliegen drohte, hat die Reformation diese Unterscheidung Jesu zwischen Religion und Politik wieder klar erkannt und anerkannt. Diese Erkenntnis liegt in ihrer Konzeption von den beiden Regimenten Gottes zugrunde (Martin Luther: Von weltlicher Obrigkeit und wieweit man ihr Gehorsam schuldig sei. (1523). Im Bild besagt sie, dass Gott die Welt mit zwei Händen regiert: Mit der linken übt er das weltliche Regiment aus (Politik), mit der rechten das geistliche (Religion). Das weltliche Regiment dient der Erhaltung, das geistliche der Erlösung der Welt. Beide Regierungsweisen Gottes darf man weder auseinanderreißen, noch miteinander vermengen.

Diese klärende Unterscheidung Luthers hat auch Eingang gefunden in unsere Bekenntnisschriften. „Unsere Kirche hält unbedingt fest an der Unterscheidung der beiden Regimente, die Gott gegeben hat, des geistlichen und des weltlichen Regimentes (…). Beide Regimente stammen von Gott. Sie dürfen nicht miteinander vermengt werden. Das geistliche Amt soll nicht in das Amt der weltlichen Gewalt, die weltliche soll nicht in das Amt der geistlichen Gewalt greifen.“ Deshalb darf die Kirche Christi sich keiner weltlichen Gewalt bedienen, in ihr soll alles geschehen nach dem Motto: “ Nicht mit Gewalt, sondern durch das Wort.“ Nur der Staat besitzt das Gewaltmonopol und muss Rechtsbrecher strafen (Römer 13,4).

Damit wurde durch die Reformation in der Neuzeit die Entstehung von religiös neutralen Staaten erst ermöglicht und gefördert. Diese Unterscheidung der beiden Regimente Gottes wirkte sich friedensstiftend und damit sehr positiv für beide Bereiche aus. Sie bewahrte die Kirche Christi davor, sich durch Ausübung von Gewalt und Macht sich vom Weg Christi zu entfernen und zu verweltlichen. Sie sollte den Staat davor bewahren, sich zur Ersatzkirche oder Ersatzreligion aufzuwerfen und dadurch fanatisch und unmenschlich zu werden.

Weder soll die Kirche den Staat bevormunden, noch darf der Staat der Kirche Glauben vorschreiben oder zu verbieten. Die einzelnen Christen sollen selbstverständlich aus ihrem Glauben heraus auch politische Verantwortung wahrnehmen, müssen sich aber des Unterschieds zwischen Kirche und Staat bewusst bleiben: Sie sollen im weltlichen Regiment auch mit Nichtchristen zusammenarbeiten und sich mit vorläufigen, unvollkommenen Lösungen begnügen.

Einen vollkommenen christlichen Staat oder gar das Reich Gottes, den Himmel auf Erden sollen und werden sie nicht schaffen. Erst in der Vollendung wird Gott selbst diesen spannungsvollen Zustand der Unterscheidung von Religion und Politik aufheben, im himmlischen Jerusalem (Offenbarung Johannes 21,22).

Islamisch, Verschmelzung von Religion und Politik

Der Islam lehnt genau diese Unterscheidung von Religion und Politik grundsätzlich und praktisch ab. „Der Islam war von Anfang an eine ausgesprochene politisch Religion .“ Er geht von einer “ grundsätzlichen Untrennbarkeit von Religion und Staat aus“ (Christen und Muslime, S. 58f.). Mohammed verstand sich als Prophet und weltlichen Herrscher, vereinigte also beide Bereiche in seiner Person, übrigens mit allen gefährlichen Konsequenzen: Ausübung von Gewalt, Kriegsführung, Intrigen, und Hinrichtungen im Namen Allahs, z.B. Vertreibung und Tötung der Juden in Medina, die ihn nicht als Propheten anerkannten. Auch die rasche Ausbreitung des Islams im Jahrhundert nach Mohammed geschah mit militärischer Gewalt. Seine Nachfolger, die Kalifen, verstanden sich ebenso wie er als höchste geistliche und weltliche Autorität in einer Person. Konsequenterweise lehnen islamische Staaten, insbesondere nach einer islamischen Revolution, die Unterscheidung von Religion und Politik ab, beanspruchen für sich sowohl weltliche als auch geistliche Macht. Sie nennen sich darum betont „islamische Republik“, verurteilen das so genannte laizistische Verständnis des Staates (wie es in der Türkei Kemal Atatürk einführte und das heute im Zuge der Re-Islamisierung wieder in Frage gestellt wird) und bekämpfen die Vorstellung eines religiös neutralen Staates als widergöttlich: „Die islamische Regierung ist die Regierung des göttlichen Rechts, und ihre Gesetze können weder gewechselt, noch geändert werden.(….) Diesen Gesetzen müssen alle gehorchen.(….) Die Errichtung einer (nur) weltlichen politischen Ordnung heißt, den Fortschritt der islamischen Ordnung zu verhindern. Jede (nur) weltliche Macht, in welcher Form sie sich auch zeigt, ist unvermeidlich eine atheistische Macht, „Satanswerk“ (Ayatollah Khomeini, Worte, S. 17-24). Der muslimische Libanese kann prinzipiell nur einen islamischen Staat zulassen. (…) Diese Religion, (nämlich der Islam) wurde ihrem Propheten von Allah geoffenbart, und zwar als Religion und Staatsordnung. Der Islam postuliert, dass es für Muslime unmöglich ist, ihren Glauben zu praktizieren, ohne die politische Macht zu haben.(Hussein al-Kuwatli, Beiruter Zeitung, 18.8.1975). Das trifft nicht nur für den islamischen Fundamentalismus zu, sondern auch für den Islam ganz allgemein.

Deswegen teilt der Islam die Welt in zwei Bereiche ein: den Dar al islam (Haus des Islam), d.h. die Länder, in denen der Islam sich in der Mehrheit befindet und das gesamte öffentliche Leben und privat beherrscht, wo angeblich Frieden herrscht, und den Dar al harb (Haus des Kampfes), die übrigen Länder. Diese Gebiete gelten als Missionsgebiet. Mit ihnen kann es keinen wirklichen Frieden geben, höchstens Waffenstillstand, bis sich eine Gelegenheit bietet, sie in den Bereich des (herrschenden) Islam einzugliedern. Darum konnte der Islam von Anfang an guten Gewissens seine Mission mit Gewalt und mit militärischer Macht durchführen. Dschihad heißt wörtlich „Anstrengung im Glauben“ , wird aber auch im Koran im Sinne von „Heiligem Krieg“ verwendet: Der Heilige Krieg bedeutet die Eroberung der nicht-mohammedanischen Territorien. Es ist die Pflicht eines jeden volljährigen und waffenfähigen Mannes, freiwillig in diesen Eroberungskrieg zu ziehen, dessen Endziel es ist, das Gesetzt des Koran von einem Ende der Welt bis zum anderen regieren zu lassen“ (Khomeini, Worte S 20). Darum strebt der Islam in allen Ländern die Errichtung moslemischer Staaten/Regierungen an und meint, erst wenn dieses Ziel erreicht ist, seine Religion ungehindert praktizieren zu können. Hierin gründet ein prinzipieller Hang des Islam zur Intoleranz, die den „Heiden“ kein Daseinsrecht zugestand und auch Christen und Juden in seinem Machtbereich nur als Bürger zweiter Klasse (Dhimmis) mit sehr eingeschränkten Rechten bei sich leben ließ, ihnen also die Rechtsgleichheit verweigerte. Sie mussten mehrere zusätzliche Steuern bezahlen, durften keinen Grundbesitz haben und keine Waffen tragen, nicht Zeugen vor Gericht sein, überhaupt keine öffentlichen Ämter bekleiden, keine neuen Kirchen bauen, mussten an ihrer Kleidung kenntlich sein, konnten keine Ehen mit Muslimen eingehen, wurden überhaupt verspottet und gedemütigt und durften sich nicht dagegen wehren (J. Laffin, Islam, die Macht des Glaubens, S. 103f.). Diese Form der Diskriminierung war durchaus vergleichbar mit der Behandlung der Juden im christlichen Abendland. Es beruht auf Unkenntnis dieser Einzelheiten, wenn heute oft die muslimische Toleranz gepriesen wird. Wir müssen erkennen, „dass Muslime einen anderen Toleranzbegriff haben, als wir ihn seit der Aufklärung gewohnt sind“ (Eberhard Troeger, a.a.O., S. 13). Das wirkt sich bis zum heutigen Tag aus in der Unterdrückung von Christen in den meisten islamischen Ländern.

Hinter all diesen Erscheinungen steckt der Anspruch, im Koran und den islamischen Gesetzen die unmittelbare, ungebrochene, unüberbietbare göttliche Ordnung für alle Lebensbereiche zu besitzen und diese auf Erden ganz und überall zu verwirklichen. Wer dem widerspricht oder sich dem widersetzt, der widerspricht mithin nicht menschlichen Gegnern, sondern Allah selbst und wird zum Feind Allahs. Die Feinde Gottes aber darf oder muss man bekämpfen, mit ihnen darf man nicht als mit Gleichberechtigten diskutieren, sie muss man unterwerfen und zu Schweigen bringen. „Die Lüge hat nicht das gleiche Gewicht wie die Wahrheit“ (Syllabus Errorum,                                 Pius LX.), hieß es früher in der römisch katholischen Kirche. So meint das der Islam noch heute und lehnt folglich einen gleichberechtigten Glaubensdialog mit uns Christen und die anderen Religionsgemeinschaften ab.

Wegen dieser grundsätzlichen Nichtunterscheidung von Religion und Politik neigt der Islam ständig zum Fanatismus und Totalitarismus, kennt und gewährt in seinem Gebiet keine individuelle Religionsfreiheit, bestraft diejenigen, die sich von ihm abwenden mit dem Tode, verbietet etwa in Saudi-Arabien christliche Symbole und Gottesdienste völlig und selbstverständlich auch christliche Mission, widersetzt sich dem Versuch der Aufklärung und der Säkularisierung und kann in religiöser Toleranz nur eine Schwäche oder eine vorläufige Taktik sehen, die er bei besserer Gelegenheit abwirft. Von daher ergibt sich, dass Muslime sich zu Christen ganz unterschiedlich verhalten, je nachdem, wer die Mehrheit in einem Lande stellt. Während die Muslime bei uns Religionsfreiheit in Anspruch nehmen und sogar fordern, weigern sie sich in ihren Ländern, den Christen und Angehörigen anderer Religionen das Gleiche zu gewähren. So wird religiöse Toleranz leider zur Einbahnstraße zu ihren Gunsten und zu Ungunsten von uns Christen. Wegen dieses Ansatzes einer politischen Religion (Totalitarismus) oder religiöse Politik (Theokratie) erscheint es auch sehr fraglich, ob man den Islam als grundgesetzkonform ansehen kann: Denn das Grundgesetz geht eben von einem religiös neutralen Staat aus. Als Christen bejahen wir diese Unterscheidung von Kirche und Staat, kämpfen gegen die Versuchung, beides miteinander zu vermengen, ganz gleich ob bei uns oder in anderen Religionen, wie z.B. im Islam. „Es ist offenkundig: Der unterschiedliche Ansatz im Christentum und Islam führt auch nach der Frage nach Krieg, Gewalt und Friedensaufgabe“ – überhaupt bei der Verhältnisbestimmung von Religion und Politik – zu verschiedenen Antworten (Christen und Muslime (…), S. 65).

Die dem Islam wegen seiner Vermengung von Religion und Politik immer innewohnende Versuchung zu Fanatismus und Totalitarismus ist in den letzten Jahrzehnten besonders krass zum Ausbruch gekommen und in den verschiedenen Spielarten des Islamismus bzw. islamischen Fundamentalismus. Als Beispiele seien genannt: Das Regime der Wahabiten in Saudi-Arabien, die islamische Revolution im Iran durch Ayatolla Khomeini und seinen islamischen Revolutionsgarden, die Moslembruderschaft in Ägypten, die Heilsfront (besonders ihr radikaler Flügel) in Algerien, das islamische Regime von Zia ul Haq in Pakistan, ähnlich im Sudan (mit dem Krieg gegen den christlichen Süden), Bestrebungen dazu, in Nord-Nigeria ein solches Regime einschließlich der Scharia einzuführen (Boko Haram), ferner das aus dem Bürgerkrieg in Afghanistan siegreich hervorgegangene totalitäre Regime der Taliban (das nicht besiegbar erscheint), bürgerkriegsähnliche Zustände in Indonesien (besonders auf den Molukken) mit Tausenden von Toten unter der christlichen Bevölkerung und durch islamische Revolutionsgarden , die Auseinandersetzung zwischen den Palästinensern und Israel im Nahen Osten einschließlich der Selbstmordattentate von Kämpfer der Hisbolla und Hamas; bis hin zu dem islamischen Terrorismus durch das Netzwerk von Al Qaida des Osama bin Laden und seine verbrecherischen, massenmörderischen Anschläge in den USA (am 11.September 2001).

Dies alles hat nicht in erster Linie wirtschaftliche Gründe (Armut, Unterentwicklung) oder politische Ursachen (z.B. Israel), sondern wird ausdrücklich religiös begründet. Im Unterschied zu der heute immer wieder zu hörenden Behauptung, der Islam sei heute eine im wesentlichen friedliche Religion und habe mit der jetzigen Bedrohung der westlichen Welt nichts zu tun, stellen wir auch – im Blick auf den Koran und die Geschichte des Islam – fest: Es kann kein Zufall sein, dass es zu all diesen gefährlichen Auseinandersetzungen immer dort kommt, wo wir es mit muslimischen Ländern zu tun haben, und dass der Islam sich dort, wo er sich in der Mehrheit befindet, häufig intolerant und aggressiv gegenüber anderen Religionen, besonders gegen Christen verhält. Wir haben es dabei offenbar immer mit Religionskriegen zu tun. So sehen es und sagen es die Islamisten selbst; sie bezeichnen es nämlich als „Kampf gegen die Juden und Kreuzzügler“ (Osama bin Laden). Mit den Kreuzzüglern sind wir Christen gemeint. Ich frage mich, ob nicht Samuel Huntington mit seiner These von dem „Zusammenstoß“ der religiös – geprägten Kulturen“ beim Islam doch mehr Recht hat als uns lieb ist!

Gerade weil uns im säkularisierten Abendland das Verständnis für die vitale Kraft von Religion allgemein und für die gefährliche Verbindung von Religion und Politik im besonderen fehlt, gilt es auf der Hut zu sein und mit den alle anderen Religionen bedrohenden Konsequenzen des islamischen Fundamentalismus und Totalitarismus zu rechnen und sich dagegen zur Wehr zu setzen. Wir dürfen zwar auf diesen Dschihad nicht mit einem christlichen Kreuzzug antworten, vielmehr mit einer unserem Glauben gemäßen Doppelstrategie: Der Staat hat die äußere Gefahr, die vom islamischen Terrorismus ausgeht, mit seinen Mitteln abzuwehren und seine Bevölkerung davor zu beschützen, so gut es geht. Wir als Christen und Kirche haben vom Glauben an Jesus Christus her (wie ich es hier eingangs versucht habe) mit unserem friedlichen Zeugnis zu zeigen, worin der grundlegende Unterschied zwischen der Lehre Jesu und der des Mohammed besteht, vor allem wie befreiend Jesu Einladung zum Glauben ohne Zwang und Gewalt ist und dass sein Weg dem Frieden unter den Menschen dient, wenn wir uns daran halten.

Die christliche Zukunftserwartung

„Christentum und Islam“

Gegenüberstellung der theologischen Grundaussagen von Christentum und Islam in einzelnen Abschnitten – Teil 7 von 9

Was dürfen wir hoffen? –  Von der Vollendung

Die irdische Unvollkommenheit auch des christlichen Lebens lässt uns sehnlich nach der Vollendung Ausschau halten. Denn wir stehen immer noch unter einem großen „Noch nicht“: „Es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden“ (1.Johannes 3,2). Christlicher Glaube drängt auf die Vollendung aller Dinge hin, „wir leben im Glauben und nicht im Schauen“ (2.Korinther 5, 7). Unser Erkennen ist Stückwerk (1.Korinther 13, 12), unser Glaube oft Kleinglaube ( Matthäus 8,26) und bedroht von Zweifel, Versuchung und Unglauben, unser Tun ebenfalls Stückwerk, wir selbst bleiben „Sünder und Gerechte zugleich“. Wir leiden unter unserer Unvollkommenheit als Menschen und Christen, wir unterliegen Nöten und Schmerzen, Krankheiten und schließlich dem Tod. Es ist wahr: „Hoffen wir in diesem Leben allein auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen“ (1.Korinther 15, 19). Wir haben den Tod noch vor uns. Unser jetziger Zustand verlangt nach Vollendung. Aber Vollendung ist uns verheißen. Christus sagt uns: „Ich lebe und ihr sollt auch leben“ (Johannes 14, 19). Weil er der „Erstgeborene unter vielen Brüdern“ (Römer 8, 29) ist, wird er uns auch vom Tod auferwecken. Darauf dürfen wir hoffen, das ist der ganz positive Grundton christlicher Zukunftserwartung. Der eigentliche Grund christlicher Hoffnung liegt also nicht in uns, sondern in Christus und in Gott, der das gute Werk, das er in uns angefangen hat, vollenden wird (Philipper 1,6); er hat uns durch die Auferweckung Jesu Christi von den Toten die Verheißung gegeben, dass er auch unsere „sterblichen Leiber lebendig machen wird durch seinen Geist“ (Römer 8, 11). „Ich lebe und ihr sollt auch leben“(Johannes 14,19). Eine Vielzahl biblischer Aussagen weist in diese Richtung, besonders das letzte Buch der Bibel mit der herrlichen Verheißung des himmlischen Jerusalem und einer neuen Schöpfung (Offenbarung 21).

Es sei aber nicht verschwiegen, dass nicht nur vom ewigen Leben die Rede ist, sondern auch vom Jüngsten Gericht : „Er wird kommen zu richten die Lebenden und die Toten“ (Apostolisches Glaubensbekenntnis). Automatisch kommen nicht „alle, alle in den Himmel“(Schlagertext). Zwar will Gott nicht, dass irgendjemand verloren geht, vielmehr will er, „dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Timotheus 2, 4). Aber es steht nirgends, dass alle diese Chance ergreifen. Dennoch dürfen wir Christen hoffen. Wir stehen im Gericht nicht allein, sind nicht auf uns und unsere Werke geworfen. Christus wird den Seinen zur Seite stehen. „Er hat sich für uns gegeben zur Erlösung“ (1.Timotheus 2,6), er will unser Fürsprecher sein im Gericht (Römer 8,34). Es heißt von ihm: „Jesus, der uns von dem zukünftigen Zorn errettet“ (1.Thessalonischer 1, 10). Und schließlich beruht der entscheidende Trost für uns darin: In seiner, nicht in unserer Hand liegen das Gericht und das Urteil (Matthäus 7, 21). Der Weltenrichter ist kein anderer als der Gekreuzigte, der die Nägelmale trägt. Er wird ein barmherziger Richter sein für die, die an ihn geglaubt haben. Er richtet sie nicht hin, sondern auf. Er wird sogleich ihr Fürsprecher sein, so dass wir mit Paulus sagen dürfen: „Ist Gott und ( Christus) für uns, wer mag wider uns sein? (Römer 8,31) Wer glaubt, der ist deshalb im Grund schon durch das Gericht hindurchgegangen und braucht es nicht mehr zu fürchten. Das verändert alles für uns zum Guten. Wir dürfen seiner Barmherzigkeit auch im Gericht vertrauen, denn er ist nicht gekommen, „dass er die Welt richte, sondern dass durch ihn die Welt gerettet werde“ (Johannes 3,17; 12,47).

Dabei bedeutet das ewige „Leben“ nicht nur eine zukünftige, unbegrenzte zeitliche Verlängerung unseres Lebens, sondern dessen wesenhafte Verwandlung. Diese soll und kann nach der Verheißung Christi schon da beginnen, wo wir durch den Glauben Gemeinschaft haben mit Christus und Anteil bekommen an seinem Leben. „Wer glaubt, der hat das ewige Leben“ (Johannes 6, 47). Christi Verheißung: „Ich lebe und ihr sollt auch leben“ (Johannes 14, 19) gilt da für uns, wo wir wenigstens ansatzweise in sein selbstloses dienendes Leben hineingenommen werden. „Ewiges Leben“ heißt also vor allem echtes, wahres Leben in der Nachfolge Christi. Dieses Leben mit Christus hat ewigen Bestand. Es hat sogar schon das Gericht hinter sich gelassen (Johannes 5, 24).

Deswegen erwarten wir keine Allversöhnung. Wo das Leben mit Christus nicht schon hier anfängt, wo es bei unserer sündigen Selbstbehauptung, unserem alten Egoismus bleibt, da haben wir dieses Leben nicht, da begegnet uns in der Bibel die erschreckende Rede von der Verdammnis. Die Bibel sagt unüberhörbar, dass es Menschen geben kann, die Gottes Gnade nicht annehmen wollen. Wenn es dahin kommt, liegt es nicht an Gott, sondern an ihnen selbst (Johannes 3, 18). Was sie dann erwartet, deutet die Bibel wohl in Bildern an Feuer, Kälte (Matthäus 13, 42; 22,13 u.ö.), jedoch ohne dabei auf die Einzelheiten besonderen Wert zu legen. Luther hat das Wesentliche getroffen, wenn er die Frage, was die Hölle sei, so beantwortet: „Äußerste Abwesenheit Gottes und der Schrecken eines schlechten Gewissens“.

Der ganze Nachdruck der biblischen Botschaft liegt aber auf der Hoffnung der ewigen Vollendung: Dabei belässt es die Bibel auch hier bei Andeutungen, wohl wissend, dass jede weitere Ausmalung unmöglich ist und uns in Widersprüche verwickelt, ja der Lächerlichkeit preisgibt (vergl. z.B. die Zeugen Jehovas). Mit den Mitteln der gegenwärtigen Welt lässt sich die Neuschöpfung Gottes nicht zutreffend beschreiben. „Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise (…)“ (1. Korinther 13,12).

Dieser Verzicht auf Ausmalung hat aber noch einen tieferen Grund: Auf die Einzelheiten kommt es nämlich gar nicht an. Sie sind nicht die Hauptsache für uns beim ewigen Leben. Die liegt in der vollkommenden Gottesgemeinschaft: „Er wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein (…)“ (Offenbarung 21, 3). Wir werden ihn schauen, von Angesicht zu Angesicht. Von Anfang an nach seinem Bild geschaffen gehören wir unauflösbar mit Gott zusammen. Wir sind als Christen in diesem Leben mit ihm verbunden im Glauben, aber zugleich auch immer noch von ihm getrennt: Sehen dürfen wir ihn noch nicht. Dann aber werden wir in die unmittelbare Gegenwart und Gemeinschaft mit Gott und Christus gelangen, „bei dem Herrn sein allezeit“ (1. Thessalonicher 4, 17; Philipper 1, 23). „Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1.Johannes 3, 2).

Darin besteht wesentlich die ewige Seligkeit, die wir erwarten. Alles andere, was auch dann noch gesagt wird, vom Abwischen der Tränen bis zur Überwindung des Todes (Offenbarung 21, 3), ist Ausdruck dieser letzten, bleibenden Gemeinschaft mit Gott. In Gott werden wir „des Herzens endgültige Glückseligkeit“ finden, das Leben und volle Genüge haben“ (Johannes 10, 10).

Islamische Zukunftserwartung

Der Islam kennt auch eine ewige Zukunft, beschreibt sie jedoch ganz anders. Hier herrscht eine ganz andere Grundstimmung. Warnung und Angst vor dem drohenden Gericht stehen im Vordergrund, nicht Hoffnung. Im Blick auf das Gericht überwiegt der drohende Ton, denn der Mensch steht ja mit seinen Werken Allah allein gegenüber. Ohne Gewissheit der Vergebung, auf sich und seine Taten angewiesen, ist der Mensch im Islam davon abhängig, dass seine guten Taten seine bösen Taten überwiegen. Jeder einzelne ist dabei ganz für sich selbst und sein Heil oder Unheil verantwortlich. Allah hat alles genau registriert, was der Mensch getan oder nicht getan hat, aber keiner weiß, ob es genügt. Es kann deshalb keine Gewissheit geben, ob man im Gericht besteht oder nicht.

Ob Allah ihm im Gericht gnädig sein wird, kann er nicht wissen. „Siehe, vor der Strafe deines Herrn ist niemand sicher“ (Sure 70, 28). Es bleibt bei einer letzten Ungewissheit. Allah ist in seiner Entscheidung ganz frei, und es wird nicht gesagt, ob ihm überhaupt etwas daran liegt, dass Menschen gerettet werden.

So ohne Heilsgewissheit vor den unbestechlichen Richter treten zu müssen, das lässt den Menschen zutiefst erzittern. „Was mich bei meinen ersten Islamstudien öfters erschüttert hat, war die Ungewissheit und Verzagtheit, die in den Äußerungen so vieler großer Muslime auf dem Totenbett zutage trat.“ (J. Christensen, Christuszeugnisse für Muslime, Seite 202). Mohammed verstand sich deshalb konsequent als „Warner“, der die Menschen auf den furchtbaren Ernst des Jüngsten Gerichtes aufmerksam machte, damit sie diese Drohung ernst nehmen und so vielleicht davor gerettet werden.

Bei der Beschreibung der ewigen Verdammnis und Seligkeit ist der Koran weit weniger zurückhaltend als die Bibel. Hier wird beides mit kräftigen, orientalischen Farben ausgemalt, insbesondere die Hölle : Flammen, ihr unaufhörliches Brennen, die Feuerqualen, der Durst, die Schreie der Gequälten, ihre Hoffnungslosigkeit, all das wird viele Male geschildert, „vor Augen gemalt“ und so den Menschen wirklich „die Hölle heiß gemacht“ (Suren 56, 41ff.; 82; 84; 99; 111 u.ö). „Siehe, der Baum Sakkum ist die Speise des Sünders; wie geschmolzenes Erz wird er kochen in den Bäuchen, wie siedendes Wasser kochen. Fasst ihn und schleift ihn mitten in den Höllenpfuhl. Alsdann gießt über sein Haupt die Strafe des siedenden Wassers. (Sure 44, 43-47). „Und für die, welche nicht an ihren Herrn glauben, ist die Strafe Dschehennams; und schlimm ist die Fahrt (dorthin). Wenn sie in sie hineingeworfen werden, hören sie sie brüllen vor Sieden“ (Sure 67, 6f.). „Siehe, Dchehennam ist ein Hinterhalt, für die Übertreter ein Heim, zu verweilen darinnen Äonen. Nicht schmecken sie in ihm Kühlung noch Getränk außer siedendem Wasser und Jauche – eine angemessene Belohnung!“ (Sure 78, 21-26) “ Die einen Gesichter werden an jenem Tage niedergeschlagen sein, sich abarbeitend und plagend brennend und glühendem Feuer, keine Speise sollen sie erhalten außer vom Dariastrauch, der nicht fett macht und den Hunger nicht stillt“ (Sure 88, 2-7). Diese durchaus wirkungsvolle Drohpredigt setzt Mohammed bewusst ein zur Motivierung der Menschen: Hütet euch davor, dass euch das nicht geschieht!

Ganz ähnlich verhält es sich auch mit dem Paradies. Mit der Vorstellung einer Oase in der Wüste veranschaulicht der Koran den Menschen immer wieder das Heil; als Ruhe nach einer beschwerlichen Reise, als Schatten nach dem Brand der Sonne, Wasser und Wein im Überfluss nach dem Durst, Kühlung nach der Hitze, Bedienung und Bewirtung durch schöne und willige Dienerinnen (Suren 43; 55; 83; 88 u.ö.). „Siehe die Gottesfürchtigen kommen in Gärten und Wonne, genießend, was ihr Herr ihnen gegeben hat. Und befreit hat sie ihr Herr von der Strafe des Höllenpfuhls. Esset und trinket und wohl bekommt`s – für euer Tun! Gelehnt auf Polstern in Reihen; und wir vermählen sie mit großäugigen Huris“ (Sure 52, 17-20) . „In Gärten der Wonne, eine Schar der Früheren und wenige der Späteren auf durchwobenen Polstern, sich lehnend auf ihnen, einander gegenüber. Die Runde machen bei ihnen unsterbliche Knaben mit Humpen und Eimern und einem Becher von einem Born. Nicht sollen sie Kopfweh von ihm haben und nicht das Bewusstsein verlieren. Und Früchte wie sie sich erlesen, und Fleisch von Geflügel, wie sie`s begehren, und großäuige Huris gleich verborgenen Perlen als Lohn für ihr Tun“(Sure 56, 12-23) „Siehe, für die Gottesfürchtign ist ein seliger Ort, Gartengehege und Weinberge, Jungfrauen mit schwellenden Brüsten, Altersgenossinnen und volle Becher“ (Sure 78,31-34). Wahrhaft verlockende Bilder, wenn auch der Eindruck von einem überwiegend sinnlichen Genuss im Paradies sich aufdrängt. Die paradiesischen Freuden liegen durchaus in der Verlängerung des irdischen Lebens, stellen dessen Steigerung, aber keine wesenhafte Verwandlung dar.

Was aber völlig fehlt – und es fällt bei der sonstigen Anschaulichkeit der Schilderung um so mehr auf – ist eine Erwähnung Allahs selbst. Er taucht auch im Paradies nicht auf, wird nicht sichtbar. Von einer Gottesschau reden nur islamische Mystiker, von einer Gottesgemeinschaft ist gar nicht die Rede. Damit fehlt für unser Verständnis des „Himmels“ das Herzstück.

Ergebnis

Christliche Anfragen an die islamische Zukunftserwartung: Werden die Erlösten dieses allzu materiellen Paradieses nicht überdrüssig werden? Soll das wirklich alles sein? Oder kommt Mohammed mit dieser Beschreibung der Vollendung den natürlichen menschlichen Wünschen nicht allzu sehr entgegen? Fällt das nicht weit hinter die beseligende Gemeinschaft mit Gott zurück, die wir erwarten? Darf man schließlich die ewige Seligkeit so als „Lockmittel“ zum Guten einsetzen? Halten Peitsche und Zuckerbrot als Mittel und Antrieb zum rechten Verhalten die Menschen nicht zu sehr bei ihrem frommen Eigennutz, der doch eigentlich durch die Religion überwunden werden sollte? (vergl. christliche und islamische Ethik!)

 

 

 

 

Der Christ und der Fremde

Text: Jesaja 1, 2-7
Römer 13, 1-4 (Sprüche 5, 7-14)

Orientierung auf dem Weg der Nachfolge

 

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Leser,

wir wenden uns heute dem aktuellen und höchst emotionsgeladenen Thema „Zuwanderung“ zu. Gibt es da von christlicher Seite überhaupt etwas zu diskutieren? Ist nicht ganz selbstverständlich, dass Christen alle Menschen lieben, deshalb allen Menschen helfen und Zuwanderer egal woher und welchen Glaubens in unbegrenzter Zahl in Deutschland willkommen heißen müssen?

So oder so ähnlich wird von kirchlicher und freikirchlicher Seite in diesen Tagen zuhauf argumentiert: Die Bibel predigt die Botschaft der Liebe. Wer Einwendung gegen die Zuwanderung erhebt, der zeigt, dass er nicht liebt, zumindest nicht die Zuwanderer, und demnach gar kein wirklicher Christ sein kann. Ein römisch-katholischer Priester in Norddeutschland hat deshalb Zuwandererkritiker gar direkt aufgefordert, aus der Kirche auszutreten.

An „biblischen Belegen“ für diese Sicht fehlt es natürlich nicht. Da wird auf das Liebesgebot und das der Nächstenliebe ganz allgemein auf das der Feindesliebe im Besonderen hingewiesen. Wobei ich mich frage: Haben die, die das Letztere tun, nämlich auf die Feindesliebe hinweisen, bedacht, dass sie damit die Zuwanderer als unsere – zumindest – Feinde bezeichnen?

Der Hinweis auf den barmherzigen Samariter darf nicht fehlen und erst recht nicht die alttestamentlichen Bestimmungen zum Umgang mit dem „Fremden“. „Die Fremdlinge sollst du nicht bedrängen und bedrücken; denn ihr seid auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen“ (2.Mose22,20). Oder „Der Herr hat die Fremdlinge lieb!“ (5.Mose 10,18). Wie kann man also bei einer solchen Wucht „biblischer Belege“ anders, als alle Herzen und Türen in Deutschland weit aufreißen, und alle Zuwanderer willkommen heißen, seien es nun echte Asylsuchende, Wohlstandstouristen oder auch muslimische Terroristen – denn schließlich sollen wir ja auch die Feinde lieben!

Sagt Gottes Wort das wirklich?

Zunächst halten wir fest:                                                                                   Ja, Christen lieben alle Menschen! Ja, Christen lieben alle Menschen!
Aus einem mindestens zweifachen Grund. Denn ausnahmslos alle Menschen sind von Gott zu seinem Ebenbild geschaffen. Jeder einzelne Mensch, ganz unabhängig von seinem Geschlecht, seiner Hautfarbe und seiner Rasse, hat einen einzigartigen Wert und eine einzigartige Würde, die ihn über alle anderen Geschöpfe dieses Universums hinaushebt. Wir Menschen sind von Gott in der Ordnung sogar höher gestellt als die Engel. Wir sind zu seinem Ebenbild geschaffen. Man kann es wirklich so sagen: Wir sind von einer einzigartigen Würde. Verliehen von Gott. Die uns über alle anderen Geschöpfe des Universums hinaushebt. Nur Gott steht über uns, was die Würde und den Wert anbelangt. So sagt es die Bibel. Das ist das Erste, von der Schöpfung her. Mit einer ganz einzigartigen Würde sind wir versehen. Jeder Mensch, ob rot , ob gelb, ob weiß, ob schwarz. Und jeder Mensch ist von Gott geliebt. Das sehen wir in Jesus. Für jeden Menschen ist Jesus am Kreuz gestorben. Jeder einzelne Mensch ist teuer erkauft, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit dem heiligen, teuren Blut Jesu. Für jeden hat Jesus das Heil vollbracht. Für jeden stehen die Tore ins Himmelreich sperrangelweit offen. Jeden sollen wir einladen, dieses Heil anzunehmen. Dass sie nicht eines Tages zufallen, wenn der Herr wiederkommt, und viele draußen stehen. Alle sollen mit Jesus leben, heute schon auf dieser Erde und erst recht in der himmlischen Herrlichkeit. Alle – ob Deutsche, Franzosen, Russen, Syrer, Nigerianer oder was es sonst an Rassen und Nationen auf dieser Erde geben mag. Christen lieben alle Menschen.

Heißt das aber auch, dass wir alle bei uns aufnehmen müssen? Sehr häufig kommt ja genau diese Schlussfolgerung, fast automatisch. Lasst mich den Sinn oder Unsinn dieser Frage an einem praktischen Beispiel veranschaulichen: Nehmen wir an, ich habe ein schönes nettes Familienhaus mit 100 Quadrat Wohnfläche samt Garten, 1 Bad, 1 Toilette, 1 Fernseher und 2 Liegestühlen. Nun gibt es in meinem Umfeld 10000 Notleidende, die ich alle als Christ von Herzen liebe. Also lade ich sie ein, bei mir zu wohnen, und an dem, was Gott mir geschenkt hat, teilhaben zu lassen. 200 von ihnen kommen tatsächlich. Ich bin begeistert. Ich liebe diese Menschen. Ich will ihnen helfen. Jetzt sind sie da. Super!!! Ich bekommen sie alle in meinem Häuschen unter, eng nebeneinandergestellt oder 3 lagig übereinanderliegend gestapelt. Platz ist schließlich in der kleinsten Hütte! „Wir schaffen das!“ Bald wird´s im Wohnzimmer laut: 50 streiten sich vor dem Fernseher, welches Programm angeschaut werden soll. Die ersten werden schon handgreiflich. Auch vor der Toilette gibt es Rangeleien, weil 15 gleichzeitig dringend „müssen“. In der Küche versuchen derweil 25 meiner Gäste mit 5 Töpfen und 3 Pfannen auf meinem 4-Plattenherd 15 verschiedene Nationalgerichte zu kochen. Die ersten Scheitel werden gerade mit Hilfe meiner Pfannen neu gezogen. In den Schlaf- und Gästezimmern herrscht Gekreische, Füßestampfen und die ersten Messer werden gewetzt, weil der Verteilkampf um mein Bett, die Gästecouch und zwei Luftmatratzen eingesetzt hat. Schließlich naht die Nacht! Ich brauche dringend frische Luft. Nichts wie raus in die stille Beschaulichkeit meines Gartens. Dort fliegen schon die Fäuste. Meine Zaunlatten und Gartenpfosten werden als Waffen geschwungen. In einer Ecke sehe ich, wie einer den Hahn seines Revolvers spannt. Denn die 75, die gerade nicht am Fernseher, in der Küche, vor der Toilette sowie im Schlaf- und Gästezimmer am Klären ihrer Bedürfnisse sind, die „klären“ gerade, wer von ihnen es sich auf den zwei Liegestühlen im Garten bequem machen darf.

Wir können das Szenario noch zwei Wochen oder auch 4 Monate gedanklich fortsetzen. Versetzt Euch möglichst mitfühlend in die Lage des liebevollen und gastfreundlichen Hausherrn! Und stellt Euch vor: in den kommenden Wochen stellen sich von den eingeladenen 10000 Notleidenden noch weitere 500 ein….!

Ich denke, ich kann hier einen Schnitt machen: Wer so handelt, der liebt nicht, der hilft auch nicht! Der vermehrt vielmehr Chaos und Unfrieden ins Grenzenlose!  So etwas kann nicht von Gott gewollt sein. Denn Gott will Frieden, und nicht Chaos und Bürgerkrieg! Schon allein deshalb sollte es für jeden denkenden Christenmenschen von vornweg klar sein, ohne dass er auch nur ein einziges Mal zusätzlich ins Wort Gottes schauen muss. So etwas kann nur von der Macht der Finsternis kommen, von Satan, vom Teufel. Denn der Teufel ist der Diabolos, der große Durcheinanderbringer und Unruhestifter. Wenn der ein solches Chaos sieht, der reibt sich begeistert die Hände. Und in Deutschland reibt er sich in diesen Tagen gewaltig die Hände!

Damit zu dem, was Gottes Wort wirklich sagt. Worin liegt der grundsätzliche Irrtum derer, die bei der derzeitigen Invasion nach Deutschland mit Argumenten wie der Nächstenliebe oder dem barmherzigen Samariter daherkommen?
Diese Menschen begehen einen sogenannten „Kategorienfehler“. Diesen Begriff dürft Ihr Euch durchaus merken. Solche Kategorienfehler sind weit verbreitet, sogar in der Wissenschaft. Obwohl es die definitiv besser wissen müssten, und stiften in der Regel eine Menge Verwirrung. Häufig werden sie auch ganz bewusst eingesetzt, und gerade auch in der Wissenschaft, um Behauptungen scheinbar zu beweisen und andere gezielt für dumm zu verkaufen. Ein solcher „Kategorienfehler“ liegt vor, wenn ich eine Aussage, die in einem bestimmten Zusammenhang gilt, auf einen ganz anderen Zusammenhang übertrage, und so tue, als würden sie dort genauso gelten. Ich veranschauliche das gerne mit folgendem Beispiel: Nehmen wir an, ich hätte vor zwanzig Jahren unsere Kinder, als sie noch so klein und süß waren–jetzt sind sie nur noch süß–losgeschickt, um 5 Brezeln und zehn Wecken zu kaufen. Sie gehen los mit dem Geldbeutel und der Einkaufstasche, und kommen zurück –nach zwanzig Jahren. Im schicken roten Ferrari fahren sie vor. Ich frage sie:“Wo um Himmels willen wart Ihr denn so lange? Was habt Ihr bloß gemacht?“ Sie antworten ganz cool: „Wir haben ein weltweites Handelsimperium in Sachen Backwaren aufgebaut. Dazu hast Du uns doch losgeschickt“. Ich staune und denke nach: Von Backwaren habe ich tatsächlich geredet. Brezeln und Wecken gehören zweifellos zu den Backwaren. Geld habe ich ihnen auch gegeben. Um Handel ging es also auch. Bei uns bezahlt ja nicht das Landratsamt Also mit dem Geld und den Backwaren haben sie Recht. Aber hatte ich sie tatsächlich zum Aufbau eines weltweiten Handelsimperiums losgeschickt? Definitiv nicht. Sie sollten 5 Brezel und 10 Wecken kaufen. Ein ganz exakt begrenzter Auftrag. Sie haben meinen ganzen exakt begrenzten Auftrag auf eine ganze andere Ebene übertragen.Kategorienfehler!

Verstehst Du, lieber Christ, das biblische Gebot der Liebe, der Bruderliebe, der Nächstenliebe und der Feindesliebe, einschließlich des Beispiels vom barmherzigen Samariter, betrifft die Ebene der persönlichen Begegnung. Wir sollen als Christen jedem Anderen in Liebe begegnen. Ganz ohne Zweifel. Dieses Liebesgebot in all seinen Schattierungen sagt aber rein gar nichts darüber, ob und in welcher Zahl ein Volk Fremde in seinem Land aufnehmen muss. Kategorienfehler! Denn das Erste ist eine Frage der persönlichen Begegnung, der persönlichen Beziehungsebene. Und das Zweite ist eine Frage der politischen Ebene. Das sind zwei vollkommen verschiedene Dinge. Ich sage immer: wer das Eine mit dem Anderen in einen Topf schmeißt, der verwechselt Äpfel mit Goldhamstern. Man sollte vernünftigen Menschen zutrauen, dass sie Äpfel von Goldhamstern unterscheiden können.

Und Jesus hat im Gleichnis vom barmherzigen Samariter von einem gesprochen, der unter die Räuber gefallen war. Er hat definitiv nicht davon gesprochen, dass wir unser Land von einfallenden räuberischen Horden ausplündern lassen müssten. Ich sage es bewusst in dieser Formulierung. Wir müssen differenzieren. Ganz gewiss gehören nicht alle, die in diesen Tagen zu uns kommen, zu räuberischen Horden. Aber wenn wir sehen, was und wie und in welchem Stil sie zum Teil gewaltsam in unser Land einfallen, dann ist diese Formulierung nicht völlig falsch. Und wenn wir noch das dazunehmen, was in den Medien nicht berichtet wird. Wenn nur ein Teil davon stimmt, es man im Internet mitbekommt, dann ist dieser Begriff vielleicht berechtigter, als die meisten, die nur aus dem Fernsehen und der Zeitung informiert sind, für möglich halten. Aber wir differenzieren. Wir wollen nicht alle über einen Kamm scheren. Es gibt bestimmt auch die, die wirklich asylbedürftig sind.

Gerade am Gebot der Feindesliebe sehen wir den Unterschied sehr deutlich zwischen der persönlichen und der politischen Ebene. Auch das Gebot der Feindesliebe besagt keineswegs, dass wir dem Bösen freie Hand lassen und ungewehrt freie Bahn machen müssten. Das sehen wir als Erstes bei Gott selbst. Liebt Gott die Feinde? Da müssten wir nicht lange überlegen. Selbstverständlich liebt Gott jeden Menschen. Auch die Feinde. Er liebt ja alle Menschen. Dennoch hat er Israel nicht nur das Recht auf Verteidigung gegeben, mit Waffengewalt, gegen eindringende Feinde. Er hat auch Kriege befohlen. Aktive Kriege. Er straft und richtet den Sünder, unter Umständen mit dem Tod. Die Feindesliebe bleibt davon völlig unberührt, weil das zwei ganz verschiedene Kategorien sind. Denn Gott liebt auch den Feind, den er, weil dieser Böses tut, mit dem Schwert bestrafen muss. Das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun. Und wer meint, das Eine hätte mit dem Anderen zu tun, der muss sofort das ganze Justizsystem abschaffen. Denn wir sollen doch alle lieben!

Das gilt auch für das Neue Testament! Wir haben als Lösung Römer 13,1-4 gehört. Gottes Wort stellt fest:“ Die Obrigkeit hat das Schwert, denn sie ist Gottes Dienerin eine Rächerin zu Strafe für den, der Böses tut.“ Martin Luther hat mehrere Schriften zu diesem Thema verfasst, unter anderem die Frage „Ob Kriegsleute im seligen Stande sein können“, kann man als Christ Kriegsdienst ausüben? Luther hat die Frage klar bejaht. Und Luther hat noch verschiedene andere Schriften dazu verfasst, über gerechte und ungerechte Kriege und so weiter. Und er hat in all diesen Schriften ausgeführt, dass die Obrigkeit selbstverständlich nicht nur das Recht, sondern die gottgegebene Pflicht hat, ihr Volk vor Feinden zu schützen. Deshalb gibt es von Rechts wegen, auch nach christlichem Recht und Ordnung, Soldaten. Die ein Land gegen Feinde von außen schützen. Und zwar nicht nur mit freundlichen Worten, sondern mit dem Schwert – also mit Waffengewalt. Wer in diesem Zusammenhang mit der Feindesliebe argumentiert, der zeigt, dass er nicht weit denken kann, auch erst recht nicht biblisch.

Ein christlicher Pazifismus kann sich auf das Wort Gottes definitiv nicht berufen, sonst hätte Paulus schreiben müssen: „Die Obrigkeit trägt Samthandschuhe, um das Böse zu hätscheln und zu tätscheln.“ Das steht in meiner Bibel aber nicht da! Da steht: Die Obrigkeit hat das Schwert. Und mit dem Schwert wird getötet. Ganz klar! Wenn ein Christ meint, sich, seine Frau und seine Kinder widerstandslos missbrauchen und abschlachten lassen zu müssen – mag er das tun, dann gilt das ganz bestimmt und ganz ausdrücklich nicht für den Staat. Es gilt auch für den persönlichen Bereich. Aber erst recht nicht für den Staat. Das wäre pure christliche Schwärmerei. Der Staat hat vor Gott die Pflicht, sein Volk vor dem Bösen zu schützen, notfalls auch mit Gewalt.

Ich fasse diesen ersten Teil zusammen: weder das Gebot der Liebe allgemein, noch das der Nächstenliebe und auch nicht das der Feindesliebe, verpflichtet uns, in unser Land einströmende Massen willkommen zu heißen. Und schon gar nicht, wenn sie das mit Gewalt und unter Missachtung unserer Gesetze und Ordnungen tun. Ich verweise dazu nur auf das, was unser Bundesminister Thomas de Maiziere in diesen Tagen zum Verhalten etlicher, wenn nicht gar vieler Zuwanderer zu sagen hatte. Und er erwähnt als Politiker ja auch nur politisch korrekt die Spitze des Eisberges – dürft ihr sicher sein. Wenn sie mit Gewalt kommen, wenn sie unter Missachtung unserer Gesetze und Ordnungen kommen, dann sind sie eher als Feinde, denn als notleidende Flüchtlinge wahrzunehmen.

Damit kommen wir zum nächsten Schlagwort, das uns heute von christlicher Seite allerorten um die Ohren gehauen wird: dem „Fremden“. Was sagt die Bibel zum „Fremden“?

Als ich angefangen habe, dieser Frage nachzugehen, hätte ich nicht gedacht, dass die Bibel so unglaublich präzis differenziert und so glasklar in diese Situation hineinspricht, wie sie es tatsächlich tut.

Es gibt zu meinem fassungslosen Erstaunen, und ich muss dazusetzen: zu meinem nicht geringen Empören, tatsächlich Christen, die zum Stichwort „Fremder“ das Neue Testament zitieren. Und zwar zum Teil sogar von recht hochrangiger Stelle. Sie weisen darauf hin, dass auch wir Christen auf dieser Erde „Gäste und Fremdlinge“ sind. Und sie leiten daraus ab, dass auch wir den Fremdling im eigenen Land willkommen heißen müssen.

Jetzt darf ich es fast nicht sagen, ich sage es trotzdem: da geht mir als Theologe das Messer in der Tasche auf, wenn ich sowas höre. Warum bin ich an dieser Stelle nicht nur fassungslos? Weil das wieder ein ganz besonders brutaler Kategorienfehler ist. Aber ein so offensichtlicher, dass man ihn eigentlich keinem Christenmenschen zutrauen sollte, und schon gar nicht irgendwelchen Theologieprofessoren. Denn in welchem Sinne redet das Neue Testament davon, dass wir „Gäste und Fremdlinge“ sind?

In einem geistliche Sinne. In einem rein und ausschließlich geistlichen Sinne. Paulus zum Beispiel hatte sogar das römische Bürgerrecht, um das ihn 99% der Leute, die im römischen Reich lebten, beneidet haben, sich alle zehn Finger danach abgeschleckt hätten. Aber darum geht es hier eben gar nicht. Der Paulus war trotzdem ein Gast und Fremdling auf dieser Erde. Denn es geht hier um das geistliche Bürgerrecht. Und das haben wir Christen nicht hier, wie sind nicht Deutsche oder Holländer oder sonstwas. Wir sind Christen. Wir haben unser Bürgerrecht im Himmel. Geistlich betrachtet sind wir hier auf dieser Erde nur nicht Sesshafte und Durchreisende. Sonst wären übrigens auch die griechischen Worte im Neuen Testament viel besser übersetzt. Fast alle griechischen Worte, die das Neue Testament in diesem Zusammenhang, haben mit „Fremden“ nichts zu tun, sondern meinen die Nichtsesshaftigkeit, das Außerhaussein, weil unser Haus beim Vater im Himmel ist.

Der Begriff „Fremdling“ kann übrigens auch im Neuen Testament gar nicht in diesem heute relevanten politischen Sinne gemeint sein. Warum? Wieder eine ganz einfache Frage bezüglich biblischer und geistlicher Logik – kann gar nicht ! Völlig ausgeschlossen! Denn die christliche Gemeinde ist im Neuen Testament eine verfolgte Minderheit. Sie besitzt nicht das geringste politische Mitspracherecht. Sie hat nicht die allerwinzigste gesellschaftspolitische Gestaltungsmöglichkeit. Sie kann froh sein, wenn sie selbst halbwegs geduldet wird. Die Frage des Fremden, wie der in einer bestimmten politischen Situation behandelt werden soll oder nicht, ist im Neuen Testament komplett außen vor. Der Blick des Neuen Testaments ist im Wesentlichen weggerichtet, im „Wegsehen“ auf Jesus , weg von den politischen und gesellschaftlichen Ereignissen auf dieser Erde hin auf den wiederkommenden Herrn und unsere Zukunft in der himmlischen Herrlichkeit. Das ist die Blickrichtung des Neuen Testamentes.

Ganz anders sieht das im Alten Testament aus. Da haben wir ein Volk. Im Neuen Testament ist die Gemeinde Jesu ja kein Volk. Die ist zerstreut. Die ist Diaspora. Im Alten Testament ist das ganz anders. Das Alte Testament sagt uns nun tatsächlich Einiges über den politischen Umgang mit dem Fremdling. Sehr differenziert und sehr deutlich. Nur fällt uns in den deutschen Übersetzungen diese Differenzierung nicht gleich auf. Das Alte Testament redet nämlich von zwei Arten von „Fremden“. Luther hat versucht, dies in der Unterscheidung von „Fremdling“ und „Fremder“ wiederzugeben. Die Elberfelder unterscheidet manchmal zwischen „Fremder“ und „Ausländer“, hält diese Unterscheidung aber nicht konsequent durch. Für uns sind beide sprachliche Differenzierungen nicht wirklich erhellend. Denn alle drei Begriffe „Fremdling, Fremder und Ausländer“, sind für uns fast bedeutungsgleich. In der Bibel bezeichnen die hier jeweils im Hebräischen und Griechischen verwendeten und unterschiedenen Begriffe einen wahrhaft gigantischen Unterschied, man kann es nicht anders sagen: einen wahrhaft gigantischen Unterschied.

Da ist zunächst der Fremdling, der auf hebräisch „Ger“genannt wird. Das sagt uns ohne gute Hebräischkenntnisse erst mal gar nichts. Das wird ganz anders, wenn wir die griechische Übersetzung des Alten Testamentes dazunehmen , die Septuaginta (LXX). In der wird das hebräische Wort „Ger“ nämlich fast durchgängig wiedergegeben mit dem Wort „Proselyt“. Und jetzt müsste es mindestens bei manchen von uns schon „klick“ machen. Der erste Groschen müsste eigentlich jetzt schon fallen. Denn ein „Proselyt“ ist im Judentum wer?

Das ist ein Heide, einer aus den fremden Nationen, der ganz und gar zum Judentum übergetreten ist. Voll und ganz. Das heißt: das hebräische Wort „Ger“ würden wir heute viel eher wiedergeben im alttestamentlichen Zusammenhang mit dem Stichwort „Jude mit Migrationshintergrund“. Das ist der „Ger“. Der Jude mit Migrationshintergrund. Das hat mit dem, was wir unter einem „Fremden“ verstehen, gar nichts zu tun.

Von diesem „Ger“, von diesem Juden mit Migrationshintergrund, fordert Gott totale Integration. Auch totale religiöse Integration, einschließlich der Beschneidung des ganzen Hauses, das sehen wir schon bei Abraham. Als Abraham das Gebot der Beschneidung bekommt, heißt´s : auch der Fremdling in deiner Mitte soll beschnitten werden am 8.Tag. Diese totale religiöse Integration sehen wir auch im Blick auf das Passahfest in 2.Mose 12,43-49. Zunächst stellt Vers 43 dazu fest: „Kein Fremder = wörtlich: Fremdgeborener; soll davon essen“. Fremde bleiben draußen. Hier ist zunächst vom Fremden im neutralen Sinne die Rede. Dann fährt Gottes Wort fort: Wenn sich aber ein Fremdling-hebräisch wieder „ger“ bei dir aufhält -nämlich im Sinne von „ständig bei dir wohnt“- und dem Herrn das Passah feiern will, so soll bei ihm alles Männliche beschnitten werden, und dann komme er herbei, um es zu feiern, und er soll wie ein Einheimischer des Landes gelten.“ Wir halten fest: es geht nicht nur um eine individuelle Entscheidung. Die kennt das Alte Testament nicht. Das Familienoberhaupt muss sich mit Mann und Maus, mit Kind und Kegel, den Ordnungen Gottes unterstellen. Dann gilt er „wie ein Einheimischer. Dann gilt: „Ein Gesetz soll gelten für den Einheimischen und für den Fremdling, der sich mitten unter euch aufhält.“Hier ist aber nicht vom durchreisenden Fremdling die Rede, auch nicht von einem Asylanten, der sich für eine begrenzte Zeit im Land aufhält. Hier ist die Rede von dem, der sich ganz und verbindlich und dauerhaft dem Volk Gottes angeschlossen, der in Israel seine Heimat gefunden hat.

Im Blick auf diesen „Juden mit Migrationshintergrund“ mahnt Gottes Wort noch viele Male: „Ein und dieselbe Ordnung soll für euch sein, sowohl für den Fremden als auch für den Einheimischen des Landes“ (so zum Beispiel in 3.Mose 19,33-34; 3.Mose,24,22; 4.Mose 19,14, 4.Mose 15,15.16.26.29.30; Hesekiel 47,22). Eine Ordnung! Dieser „Fremde“, der sich ganz dem Volk Israel Gottes angeschlossen hat, soll komplett gleich behandelt werden wie jeder Jude im Volk Israel auch. Kein Unterschied! – bläut Gott seinem Volk immer wieder ein, nur weil der andere eine andere Hautfarbe hat, eine andere ethnische Herkunft, darfst du keinen Unterschied machen. Ein Gesetz, eine Ordnung soll gelten!

Ganz unmissverständlich zeigen dies auch die weiteren Einzelanordnungen, etwa zum Sabbatgebot in 2. Mose 20,10: „Du sollst (am Sabbat) keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd und dein Vieh, und der Fremde bei dir, der innerhalb deiner Tore wohnt“( 5.Mose 5,14).

Von diesen Vollintegrierten, auch religiös vollintegrierten, Fremdling redet die Bibel freundlich und mahnt, ihn zu lieben. So auch das heute so oft gebrauchte Wort in 2.Mose 22,20: „Den Fremdling sollt ihr nicht bedrücken.“ Ebenso das zweite, in diesen Tagen so häufig zitierte Wort aus 5.Mose 10, 18.19:„Denn der Herr, …der Recht schafft der Waise und der Witwe und den Fremden liebt …Auch ihr sollt den Fremden lieben, denn Fremde seid ihr gewesen im Land Ägypten.“

Der, der sich voll und ganz ins Volk Israel integriert hat, auch religiös, der soll behandelt werden wie der Einheimische. Aber eben auch nur der!

Von diesem „Ger“, dem“ Juden mit Migrationshintergrund“ unterscheidet das Alte Testament ganz messerscharf den, den wir eigentlich als „Fremden “ bezeichnen, den „Nechar“. Das ist der „Fremde“ – der sich nicht oder nicht vollständig integriert hat!                                                                                                         Von diesem „Fremden“ redet die Bibel komplett anders!                          Dieser Fremde wird distanziert bis feindlich wahrgenommen. So heißt es von diesem Fremden von David in Psalm 144,7:„Strecke deine Hand aus von der Höhe! Reiße mich heraus und errette mich aus großen Wassern, aus der Hand der Söhne der Fremde (hebräisch:nechar, LLX)“

Es ist auch hier interessant, das griechische Wort anzuschauen, das die LLX für diesen Fremden mehr oder weniger gebraucht: hallodrios – das kennen wir als Fremdwort von der Redewendung „Allotria treiben“ – Schabernack, nicht böse. Aber der Hallodria treibt, der Schabernack macht, der tut das Unpassende. Das ist der Hintergrund. Von daher kennen wir auch den „Hallodri“. Im Umgangssprachlichen ist das der Leichtlebige, der Unfug anstellt, damit aber auch eben der, der das Unpassende tut. Und das ist das Stichwort.

Der „Hallodri“, das ist der „Fremde“, der „Unpassende“, der nicht zum Volk Israel passt, weil er sich nicht integriert hat und damit eben der Fremde bleibt, der Außenseiter, der Nicht-dazu-gehörende. Und so wird er auch behandelt! Und bei unserem Bundespräsidenten ist es gut, genau hingehört zu haben, wenn er dieser Tage gesagt hat: die Herausforderungen durch die Zuwanderung werden größer als bei der Wiedervereinigung. Wie hat er das begründet? Er hat gesagt: Damals war die Herausforderung, das zusammenwächst, was zusammengehört – geschichtlich. Jetzt aber soll zusammenwachsen, was eigentlich nicht zusammen gehört. Das Fremde, das Unpassende, soll zusammenwachsen. Das ist die Frage wichtig, ob das Unpassende sich auch anpassen will! Darüber redet die Bibel genau, ganz deutlich, ganz klar und sehr differenziert.

Aber solange er eben noch nicht der vollintegrierte, der angepasste Proselyt ist, sondern der Hallodrie, der Unpassende, bleibt er Außenseiter, der Nicht-Dazugehörende. Und so wird er dann auch behandelt.

Zu diesem „Fremden“ hält Israel deutlich Distanz. So etwa Nehemia 9,: „Und alle, die israelitischer Abstammung waren,– da dürfen wir jetzt auch vom Gesamtzusammenhang her die „Juden mit Migrationshintergrund“ dazunehmen, denn die waren als Einheimische gezählt- sonderten sich ab von allen Söhnen der Fremden. Und sie traten hin und bekannten ihre Sünden und die Verfehlungen ihrer Väter.“

Der Charakter dieses Wortes „Hallodri“ als fremd und feindlich findet sich auch im Neuen Testament wieder in Hebräer 11,34, wo es von den großen Taten der Glaubenshelden heißt, sie „haben der Fremden Heere zurückgetrieben“. Da ist der Fremde politisch gemeint und ich brauche nicht zu fragen, welches griechische Wort hier steht: die Hallodris. Und im geistlichen Sinne in Kolosser 1,21: “ ihr einst entfremdet und Feinde (nämlich Gottes) wart nach der Gesinnung in den bösen Werken, hat er aber nun versöhnt“. Das ist hier der Fremde nicht im Sinne der Gäste und Durchreisenden, sondern Feinde Gottes, durch die Sünde von Gott entfremdet, als ihr solche entfremdete Hallodries wart, da hat Gott euch versöhnt.

Dieser Fremde, der sich nicht vollständig, auch religiös, ins Volk Israel integriert hat, der ist vom Sozialwesen des Volkes Gottes ausgeschlossen, explizit ausgeschlossen. Der Hallodri hat definitiv und ausdrücklich nicht die gleichen Rechte wie der Einheimische oder eben auch der“ Jude mit Migrationshintergrund“.

So etwa sehen wir das in 5.Mose 15 – hier geht es um das Erlassjahr. Gottes Wort hat ja eine ungeheure Dimension an sozialen Maßnahmen für Gottes Volk. Die meisten kennen wir gar nicht mehr. Die wären heute Gold wert. Alle 7 Jahre soll man sich in Israel die Schulden erlassen. Das ist gewaltig. Alle 7 Jahre bekommt jeder Jude die Chance, neu anzufangen, aber nicht notwendigerweise der „Hallodrie“, der Fremde, der fremd bleibt. Über ihn lesen wir in 5.Mose 15,2.3.: Er — also der Jude – soll seinen Nächsten und Bruder nicht drängen, denn man hat für den Herrn einen Schuldnererlass ausgerufen. Den Ausländer (Hebräisch: nechar, LXX: magst du drängen – nämlich, dass er seine Schulden bis auf Heller und Pfennig zurückzahlt. Nicht aber den Fremden, den Proselyten, der sich vollständig integriert hat! Das ist eine ganz ausdrückliche Unterscheidung.

Entsprechend sehen wir das auch in 5.Mose 23,20f im Blick auf die Zinsen: „Du sollst deinem Bruder keine Zinsen auferlegen…dem Fremden – dem Hallodri – (Hebräisch LXX: magst du Zins auferlegen. Hier gilt zweierlei Recht!                                  Wir haben übrigens den exakten Gegensatz dazu für den „Juden mit Migrationshintergrund“. Denn in 3.Mose 25,35 geht es auch schon mal um Zinsen, aber dort heißt es: „Wenn dein Bruder verarmt und seine Hand neben dir wankend wird, dann sollst du ihn unterstützen, wie den Fremdling! – Hier aber der Proselyt, der „Jude mit Migrationshintergrund“ du sollst nicht Zins und Aufschlag von ihm nehmen.“

Gottes Wort macht also einen messerscharfen und glasklaren Unterschied zwischen dem Fremden, der sich ins Volk Israel integriert hat, der Glied des Volkes Israel geworden ist, und dem, der sich nicht voll integriert hat. Der Erste ist absolut gleich zu behandeln, wie jeder andere im Volk auch. Der Zweite ist ein Fremder und als solcher vom Sozialwesen ausgeschlossen! Wir haben also einen absolut eindeutigen Befund! Der vollintegrierte Jude mit Migrationshintergrund, der soll in allen Dingen gleich behandelt werden, wie der Volljude. Dasselbe Gesetz für beide!

Nicht aber für den nicht-vollintegrierten Fremden. Auch der soll sicherlich nicht gequält und terrorisiert werden. Auch der soll anständig und ordentlich behandelt werden. Aber er bleibt von den Sozialleistungen des Volkes Israel ausgeschlossen!

Und genau das ist ja der für unsere heutige Situation entscheidende Vergleichspunkt, wenn wir vom „Fremden“ reden! Und wenn unsere Kirchenleute so vollmundig die biblischen Worte vom „Fremden“ in den Mund. Die reden vom ganz falschen „Fremden“. Einem Politiker, der sich im Worte Gottes nicht auskennt, sehe ich das nach. Bei Theologen habe ich Schwierigkeiten, das nachzusehen. Da ist sehr viel Leichtfertigkeit, wenn nicht Böswilligkeit, mit im Spiel. So dürfen wir mit dem Worte Gottes nicht umgehen. Wir müssen genau hingucken. Das ist Theologie. Genau das ist ja die heute diskutierte Frage: Sind wir vom Worte Gottes her verpflichtet, massenhaft Fremde bei uns aufzunehmen und ihnen mehr oder weniger dieselben Sozialleistungen zur Verfügung zu stellen, wie unseren eigenen Volksgenossen? Gottes Wort sagt glasklar und ganz eindeutig „Nein“!

Und wo im Volke Gottes diese Grenze missachtet wurde, da baute etwa Salomo für seine Zuwanderergattinnen Tempel, für deren Götter, und das kostete dann ihn, beziehungsweise seinen Sohn Rehabeam, 5/6 seines Königsreiches! Die 10 Nordstämme wurden ihm weggenommen. Als Strafe Gottes für eine nichteingehaltene Grenze dem Fremden gegenüber! Sicher können wir die völlige religiöse Integration nicht 1:1 auf unsere Situation heute übertragen. Israel war eine Theokratie. Das geistliche und weltliche Recht waren eins. Das gilt für Deutschland heute nicht. Aber gerade im Blick auf den Isam müssen wir ernst nehmen, dass der Islam eben auch als theokratische Religion, in der sich alles Allah zu unterwerfen hat, im wesensmäßigen Gegensatz zu unserer freiheitlich-demokratischen Rechtsordnung steht. Da gibt es gar nichts zu diskutieren. Das ist Fakt, 100%ig klar und sicher. Da mag noch soviel dran gedreht und gewendet und gedeutelt werden. Jeder, der den Islam auch nur rudimentär kennt, weiß das. Der Islam per se ist mit unserer freiheitlichen-demokratischen Rechtsordnung nicht zu vereinbaren. Darauf will ich heute nicht weiter eingehen. Für heute nur die Feststellung: der echte Muslim, der den Koran wirklich ernst nimmt, kann und will in unseren freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat nicht integriert werden. Er kann und will es nicht. Er kann es gar nicht können oder wollen, denn sein Glaube steht dagegen. Der echte Muslim, der den Koran, der seine Religion ernst nimmt, er muss die Umgestaltung unserer Gesellschaft und unserer Rechtsordnung im Sinne des Islam anstreben. Was am Ende zur Aufhebung der Trennung von Staat und Religion und zur Einführung der Scharia als Staatsrecht führt. Vorher darf der Muslim, der echte Muslim, überhaupt keine Ruhe geben. Das darf er nicht! Sonst wird er seiner Religion und Allah ungehorsam. Und damit sind wir notwendigerweise am Ende des Grundgesetzes, denn die Scharia und das Grundgesetz passen definitiv nicht zusammen. Das muss uns klar sein, wenn wir in diesen Tagen Unmengen an Muslimen in unser Land lassen.

Der nicht-voll-integrierte Fremde wird in der Bibel als ernste Gefahr gesehen. Sein Überhandnehmen wird ausdrücklich als Strafe Gottes beschrieben. Das lesen wir etwa in Sprüche 5,7-10, im Zusammenhang mit der Warnung vor Ehebruch…“Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich und weicht nicht ab von den Worten meins Mundes!… Sonst sättigen Fremde – Hallodries – sich noch an deinem Vermögen, an deinem mühsam Erworbenen“.

Als ich das gelesen habe, da habe ich mir gedacht: Kann man überhaupt deutlicher zu diesem Thema in unsere heutigen Tage hineinreden, als dieses Wort es tut?! „Sonst sättigen Fremde sich noch an deinem Vermögen, an deinem mühsam Erworbenen“. Weil unser Volk von Gott und seinem Wort abgefallen ist, deshalb ernähren sich in unser Land eingefallene Fremde von unserem Vermögen, von dem, was wir mühsam erworben haben. Genauso lesen wir es auch in Jesaja 1,7 . Es ist ein Gerichtswort Gottes über sein Volk Israel: „Euer Land ist eine Öde, eure Städte sind mit Feuer verbrannt, euer Ackerland – Fremde (LXX) verzehren seine Frucht vor euren Augen.“ Und ähnlich Jeremia 6,12 „Ihre Häuser sollen den Fremden zuteil werden.“ Meine lieben mennnonitischen und freikirchlichen Freunde, kann man deutlicher in unsere Situation hineinreden, als Gottes Wort es hier tut?

„Ihre Häuser sollen den Fremden zuteil werden“. Dramatisch aktuell! Wenn wir nur als Beispiel ans Hotel Hofgarten in Bad Buchau denken, wo die Pächterin samt ihren Angestellten vertrieben wird, damit „Fremde“ darin wohnen. Eins zu Eins die Situation, von der hier Jeremia spricht. Eins zu Eins! Oder denken wir an die Stadt Nienheim und weitere Orte, wo die deutsche Bevölkerung gekündigt und das eigene Volk auf die Straße gesetzt wird, damit Fremde in ihren Häusern wohnen. Das meiste bekommen wir gar nicht mit. Heute morgen oder gestern habe ich im Internet gelesen, irgendwo im Markgräflerland erstickt ein Bürgermeister in einem Shitstorm, so nennt man das heute, von E-Mails und Telefonanrufen. Er wird aufs Übelste beschimpft. Vom Prinzip zu Recht, weil er den eigenen Leuten die Wohnungen kündigt, die im städtischen Besitz sind, damit „Fremde“ darin wohnen. Geht gar nicht! Geht gar nicht! Auch nicht vom Worte Gottes her! Eine derartige Regierung macht Politik gegen ihr eigenes Volk und Land. Geht gar nicht! Wenn einer freiwillig einen Fremden bei sich aufnimmt, ist das eine ganz andere Geschichte. Es geht um glasklare Grenzziehungen. „Eure Häuser sollen den Fremden zuteil werden.“ Nicht ein einziger derartiger Fall kann politisch korrekt und geduldet sein. Geht gar nicht, dass eine Regierung ihre eigenen Angehörigen, für deren Nutzen und Wohl sie zu sorgen hat, auf die Straße setzt und kündigt zugunsten Fremden. Geht gar nicht!

Und wir haben eine exakte Entsprechung der heutigen Vorgänge zu dem, was Gottes Wort als Gericht über ein gottloses Volk ankündigt. Wo ein Volk von Gott und seinen Ordnungen abweicht, da gibt Gott dieses Volk und sein Land und sein Hab und Gut den Fremden preis. Und unsere eigene Regierung tut ein Übriges und wirft es ihnen noch hinterher. Denn ein Volk hat die Regierung, die es verdient. Gott sagt in Jesaja 3,12, ich zitiere nach Luther: Kinder sind Gebieter meines Volkes und Weiber herrschen über sie. Mein Volk, deine Leiter verführen dich und zerstören den Weg, den du gehen sollst.“  Ein Volk hat die Regierung, die es aufgrund seiner Gottlosigkeit verdient.

Umgekehrt ist es, wenn ein Volk in den Geboten des Herrn wandelt und damit unter dem Segen Gottes steht. Dann gilt: „Die Söhne der Fremden – hier wird ein anderer Begriff: „Die Fremdgeborenen“, neutral! werde deine Mauern bauen und ihre Könige dich bedienen“ (Jesaja 60,10) und Jesaja 61,5: „Dann werden Fremde dastehen und eure Schafherden weiden, und Ausländer werden eure Bauern und Weingärtner sein.“

Schon die Wortwahl ist hier anders. Nicht mehr vom feindlichen „Hallodri“ ist hier die Rede, sondern neutral vom „Fremdgeborenen“. Wenn ein Volk unter dem Segen Gottes steht, weil es Gott liebt und seine Gebote achtet, dann werden neutrale „Fremde“ dem Wohl des Volkes dienen. Sie werden es nicht ausrauben und plündern, wie derzeit zum Teil unsere Supermärkte ausraubt werden und dicht machen müssen vor feindlichen Horden der Fremden. Sondern dann werden die Fremden dazu da sein, den Wohlstand des Volkes zu mehren. Wir können das in etwa vergleichen mit den 60er und 70er Jahren. Da blühte die deutsche Wirtschaft. Unser Volk war durch den Krieg personell geschwächt. Männer haben zuhauf gefehlt. Da kamen „neutrale Fremde“, die Gastarbeiter ins Land. Sie haben als Fremde für den Wohlstand unseres Volkes gearbeitet. Sie wurden hoffentlich ordentlich und gut behandelt. So soll das sein in einem christlichen Volk und Land. Und sie konnten, ganz biblisch, auch Einheimische werden – Fremdlinge, die zwar von ihrer ethnischen Herkunft nicht zu unserem Volk gehören. Die sich aber integrieren, unsere Sprache lernen, unsere Kultur achten und unsere Gesetze befolgen. Dann können sie die deutsche Staatsangehörigkeit bekommen. – dann gilt, ganz biblisch, gleiches Recht für alle und auch die Sozialleistungen gleichermaßen.

Die doppelte Staatsangehörigkeit passt allerdings nicht dazu, denn die bringt keine wirkliche Identifikation zum Ausdruck. Da tanzt einer auf zwei Hochzeiten. Das ist nach dem Worte Gottes definitiv nicht vorgesehen. Es wäre also völlig biblisch geraten und angeordnet, die Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft umgehend wieder abzuschaffen, bis vielleicht auf ganz wenige begründete Ausnahmen. Wer Deutscher sein will, egal mit welchem Migrationshintergrund, der soll dann auch ohne Wenn und Aber nicht nur die Rechte, die Sozialleistungen, sondern auch die ganzen Pflichten eines Deutschen auf sich nehmen und sich ohne Hintertürchen in unsere Gesellschaft einbringen.

Nun kann berechtigterweise die Frage aufkommen: Können wir diese Ordnungen des Alten Testamentes so einfach auf uns übertragen? Ja. Denn zwar ist die Situation und Berufung Israels für sich genommen einmalig. Die können wir auf kein Volk der Erde übertragen. Aber zugleich hat die Berufung Israels eine Vorbildfunktion für alle Völker. Am Beispiel Israels sollen alle Völker sehen, wie gut es einem Volk geht, das zum Herrn gehört, das seine Gebote achtet und unter seinem Segen wächst und gedeiht. Sollte sich Israel von seinem Herrn abwenden, dann sollen die Völker auch sehen, wo ein Volk hinkommt, das von Gott nichts mehr wissen will, das seine Gebote missachtet und störrisch und uneinsichtig auf eigenen Wegen geht. Das hat das Volk Israel bitter zu spüren bekommen. Und das bekommen wir in diesen Tagen zu spüren. Und deshalb sage ich immer: Der Blick auf die politischen Fehlentwicklungen ist nur der vordergründige. Der wirkliche Blick muss auf die geistlichen Fehlentwicklungen gerichtet sein.

Buße tut not in unseren Tagen. Buße, eine umfassende und wahrhaftige Umkehr zum lebendigen Gott. Eine solche Buße wird das einzige sein, was die Not unseres Volkes dauerhaft wenden kann. Um eine solche Buße lasst uns beten.

Amen

Zur Tauffrage

Brüder, lasst die Tassen im Schrank

Es gibt keine geschlossene Tauflehre in der Bibel. Deshalb gibt es in der Kirchengeschichte keine einheitliche Meinung zu diesem Thema. Man kann die Frage nach der Taufe nicht dadurch beantworten, dass man einige Bibelstellen anführt. Wir müssen vom Schriftganzen ausgehen. Was ist die Heilsbotschaft der Bibel? Es ist immer die Frage, ob eine Lehre dem Evangelium entspricht oder ob sie das Evangelium verdunkelt und entwertet. In der biblischen Heilsbotschaft steht nur ein einziger Name: Jesus Christus. Er ist das volle Heil. Wer mit ihm verbunden ist, ist gerettet, hat Frieden mit Gott. Außer Christus ist nichts heilsnotwendig. Durch ihn allein werden wir Kinder Gottes (1.Korinther 1,30; Römer 10,4; Apostelgeschichte 4,12).

Ebenso eindeutig ist in der Schrift die Tatsache: Es gibt nur einen einzigen Weg, um an dem Heil in Jesus Christus persönlich teilzuhaben, nämlich den Glauben an Jesus Christus. Das ist durch die ganze Schrift belegt (Römer1,16; Römer 3,22.26.30; Römer 5,1; 1.Korinther1,21; Galater 2,16; 3, 11; 5,6; Epheser 2,8 und viele weitere Stellen). Christus ist in seiner Person das volle Heil und der Glaube an ihn ist der einzige Weg, an diesem Heil Anteil zu haben. Von nichts anderem darf so gesprochen werden, als wäre es das Heil.

Bei der Taufe ist das nicht so eindeutig. Es geht um die Streitpunkte Kindertaufe, Glaubenstaufe, Wiedertaufe? Taufe als vorlaufende Gnade Gottes oder als Bekenntnis des Menschen? Kommt es auf die Menge des Wassers an? Es gibt in der Schrift weder ein Gebot für noch ein Gebot gegen die Kindertaufe. Unbiblisch ist die in vielen Kirchen befürwortete „Taufwiedergeburtslehre“, bei der nun behauptet wird, dass man durch die Taufe Christ wird. Das ist Irrlehre und trifft weder auf die Kindertaufe noch auf die Erwachsenentaufe zu. Es gibt in der Bibel kein Verbot der Kindertaufe. Jesus Christus hat von den kleinen Kindern gesagt, sie seien die größten im Himmelreich. Er stellte einmal ein Kind in die Mitte und sagte: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht ins Reich Gottes kommen.“

In Israel wurden die Knaben ins Volk Gottes aufgenommen, indem sie acht Tage nach der Geburt beschnitten wurden (Lukas 2,21). Aber wenn man das nicht unbedingt auf die Taufe übertragen kann, zeigt es, dass Gott seine vorlaufende Gnade auch den Kindern zuwendet (Römer 9,10-13). Es zählt nicht das Verdienst der Werke, sondern die Gnade des Berufers. Wenn gläubige Eltern ihr Kind unserem Herrn in der Taufe zu eigen geben, bekennen sie sich für das Kind zu Christus und sprechen aus, dass es ihm gehören soll. Aber erst, wenn das Kind einmal selbst sich zum Glauben zu Jesus bekennt, ist es Glied seiner Gemeinde.

Es gibt in der Schrift auch kein Gebot zur Glaubenstaufe. Die meisten aus der Apostelgeschichte angeführten Bibelstellen sind keine Gebote, sondern sind der damaligen Missionssituation geschuldet. Es wird in der Apostelgeschichte deshalb immer von Glaubenstaufen berichtet. Die damalige Lage wird beschrieben. Es handelt sich um die Anfangszeit der Gemeinde Jesu. Nicht alles, was in der Apostelgeschichte berichtet wird, kann zu hundert Prozent auf heute übertragen werden. Es kamen bei der Verkündigung des Evangeliums Menschen zum Glauben an Jesus. Logisch, dass die Apostel die Menschen nicht zuerst tauften und ihnen danach die frohe Botschaft brachten. Heißt das, die Glaubenstaufe ist die einzige biblische Taufe und ein Gebot Gottes? Nicht unbedingt. Denn dann müsste man auch viele andere Begebenheiten in der Apostelgeschichte als für heute verbindlich erklären. Man müsste in den Gemeinden Privateigentum verwerfen und Gütergemeinschaft praktizieren (Apostelgeschichte 2,44; 4,32). Es müssten in den Gemeinden regelmäßig Zeichen und Wunder geschehen (Apostelgeschichte 5,3-12; 12,7-9; 16,25f; 19,11).

Das alles sind keine Gebote Gottes und auch keine Anweisungen an uns heute, sondern Berichte und Schilderungen von den Taten der Apostel, die am Anfang des Gemeindezeitalters geschahen. Auch die bei der Taufe verwendete Wassermenge ist nicht entscheidend, es gibt dafür keine bindenden Vorschriften oder Gebote. Es gibt lediglich Berichte über verschiedene Taufen. „Wasser machts freilich nicht“ (Luther)

Nicht die Taufe rettet uns, sondern die neue Geburt durch Christus, die mit dem Empfang des Heiligen Geistes einhergeht. Der Heilige Geist zieht uns zu Christus und zu den Brüdern. Der Heilige Geist kommt zu uns im Wort der Heiligen Schrift, wir sind seine Zeugen. Ein Getaufter, der nicht im Glauben an Jesus Christus steht, hat keinen Anteil am Heil. Ein Getaufter, in dem die Lebenswirkungen des Heiligen Geistes nicht vorhanden sind, ist kein Wiedergeborener, einerlei, ob er als Kind oder Erwachsener getauft wurde.

Das letzte Wort über uns hat Jesus Christus allein. Er weiß, wer im Glauben ihm wirklich verbunden ist und auf ihn hört (Johannes 5,25;10,27).

Es hat Gott nicht gefallen, in 2000 Jahren seiner Gemeinde eine einheitliche Lehrbildung über die Taufe zu geben. Darum sollten wir in dieser Frage in Demut auf diejenigen hören, die sich redlich um Klarheit über die Taufe bemüht haben. Wir werden in dieser Frage keine Übereinstimmung herbeiführen können, wo sie Gott in der Geschichte versagt hat. Offenbar legt er nicht diesen Wert darauf, den wir manchmal darauf legen.

Es wäre schon viel gewonnen, wenn diese Frage ihres Schwergewichtes beraubt würde und wenn sie keinen Platz mehr im Zentrum der Botschaft erhalten würde.

Der Feind freut sich, wenn wir über diese Sache uns zerstreiten und er unter Brüdern Zertrennung bewirken kann. Ist die Taufe ein Werk Gott oder ein Werk des Menschen? Ist sie vorlaufende Gnade oder Bekenntnis des Menschen? Wenn ja, bin ich dann ein besserer Christ als die anderen? Bin ich dann bei Gott aufgrund meiner Taufe besser angesehen? Soll ich mich wegen dieser Fragen von den Brüdern und Schwestern trennen und eine Spaltung in Kauf nehmen oder ist noch eine Verständigung möglich? Befinde ich mich noch auf biblischen Boden, wenn ich zum Beispiel die Bitte des Herrn Jesus Christus in Johannes 17 berücksichtige? Was ist Gott wohlgefällig?

Es wäre ein großer Gewinn und ich wünschte mir, dass wir unsere Begrenzung in dieser Sache eingestehen würden. Ich wünschte mir, dass wir nicht in Rechthaberei verharren würden und uns von dem Bruder durch die Andersartigkeit der Auslegung und Auffassung nicht trennen ließen.

Nicht die Taufe rettet uns. Die Rettung der Menschen ist vor 2000 Jahren durch das Opfer Jesu am Kreuz von Golgatha in diese Welt gekommen. Gott macht sein Heil nicht abhängig von der Mitwirkung des Menschen. Wenn wir das recht bedenken, dann wird auch der Streit um die richtige Reihenfolge der Dinge um die Taufe gegenstandslos.

 

Anmerkungen:

Der Autor hat hiermit die heutige gängige Taufpraxis im Blick, bei der praktisch unterschiedslos jeder getauft wird und nicht darauf geachtet wird, ob von einer Erziehung im christlichen Glauben und einem Leben aus der Taufe ausgegangen werden kann. Das konnte zur neutestamentlichen Zeit vorausgesetzt werden. Somit kann für diese Zeit auch davon gesprochen werden, mit der Taufe sei man Christ geworden, ein Herrschaftswechsel habe stattgefunden. Die Taufe markiert eine deutliche Zäsur: Es gab ein Davor und ein Danach; das Danach war ein bewusstes Leben mit Christus. Deshalb kann für diese Zeit von der „Taufwiedergeburt“ gesprochen werden. In dieser Eindeutigkeit ist das heute nicht mehr gegeben. Deshalb ist der Ausdruck „Taufwiedergeburt“ mehr als missverständlich und sollte auf ihn verzichtet werden.

 

 

WAS UNS Die Alten SAGTEN – SCHÄTZE DES GLAUBENS FÜR LEUTE VON HEUTE: VOM REDEN HINTER DEM RÜCKEN

Psalm 10,7.8; 140,4.12.13; Jakobus 4,11.12

Unsere Welt steht unter der Herrschergewalt Satans. Das erste, was wir von ihm wissen, ist dies, dass er den heiligen Gott verleumdete. (1.Mose3,1-5) Von der Menschheit wird gesagt: „Ihre Rede ist faul wie der Gestank aus einem offenen Grab. Sie ist durch und durch verlogen. Ihr Reden ist tödlich wie Otterngift. Ihr Mund ist voller Flüche und bitterer Worte.“ (Römer 3,13.14.) (Psalm 12,2-6; Spr. 6,12-19)

In diese verkehrte Menschheit sind wir hineingeboren. Das Gebot „Du sollst keine falsche Aussage über einen deiner Mitmenschen machen“ kennt zwar alle Welt – dennoch ist die Welt voller Verleumdung. Millionenfach sind die Falschaussagen, die durch Reden über Abwesende hinter dem Rücken – durch nachteilige Andeutungen – durch böswillige Gerüchte in das Ohr und Herz anderer Menschen ausgestreut werden. „Der Herr Jesus Christus sagt: „Ihr Schlangenbrut! Wie können böse und hinterhältige Menschen wie ihr reden, was gut und richtig ist? Denn immer bestimmt ja euer Herz, was ihr sagt. Ein guter Mensch spricht gute Worte aus einem guten Herzen, und ein böser Mensch spricht böse Worte aus einem bösen Herzen. Ich sage euch: Am Tage des Gerichts müsst ihr euch für jedes böse Wort, das ihr sagt, verantworten. (Matth.12, 34 – 36). Verleumdungen und Ohrenbläserei bilden eine allgemeine Sündengewohnheit, so dass es fast kein Zusammensein von Menschen gibt, bei welchem diese Sünde nicht begangen wird. Achte darauf – in Familie und Gesellschaft, im Restaurant, im Geschäft, unterwegs im Bus oder Flugzeug. Prüfe einmal, wie selten eine Anzahl von Personen einige Stunden beisammen ist, ohne dass Nachteiliges über Abwesende geredet wird. Und doch sagt die Schrift: „Verleumdet eure Mitmenschen nicht … Hege in deinem Herzen keinen Hass gegen irgendeinen anderen Menschen …!“ (3.Mose 19, 15.17.; lies Sprüche 10,31; 17;20; Jes. 3, 8-11).

„Gerüchte sind verführerische Leckerbissen, die sich aber tief ins Herz eingraben“ (Spr. 18,8). Wie gierig werden meistens die bösen Nachreden aufgenommen und weitergetragen! Hundert sichere Behälter hat das Gedächnis des natürlichen Menschen für Böses, das er über andere hört – aber für ein einziges Wort Gottes hat es kaum einen Raum. Gott sagt: „Du sitzt da und redest gegen deinen eigenen Bruder, den Sohn deiner Mutter verleumdest du. Bis jetzt habe ich geschwiegen, und du dachtest, ich sei wie du. Doch ich werde dich zurechtweisen und dir alle meine Anklagen vor Augen stellen“ (Ps.50,20.21.; vergl. Ps. 64, 3-7).

Die Zunge der Verleumder macht auch vor den Jesus-Nachfolgern nicht halt! Durch gutes und durch böses Gerücht wird wohl jeder treue Diener des Herrn hindurchmüssen. Die Hauptsache ist nur, dass wir unserem Herrn Ehre machen, dass wir keinen berechtigten Anstoß geben.(Lies 2.Kor. 6, 3-10) Wurde nicht Mose von seiner eigenen Schwester und von seinem Bruder bitterlich verleumdet (4.Mose 12, 1-10)? Ja, den Sohn Gottes selbst nannten sie einen „Fresser und Weinsäufer“. Andere sagten von ihm:“Er ist vom Satan, dem Obersten der Dämonen, besessen. Daher hat er die Macht, Dämonen auszutreiben“ (Mark.3,22). Jesus, der mit Demut und Freundlichkeit erfüllt und gekommen war, um anderen zu dienen und sein Leben als Lösegeld zu geben für das Heil der Welt – ihn stempelte man zum Unruhestifter und Empörer. Was aber sagt Gott? „Warum bist du auf deine Bosheit noch stolz?… Wenn du redest, verletzt du wie ein scharfes Messer, du Lügner. Du liebst das Böse mehr als das Gute und die Lüge mehr als die Wahrheit“ (Ps.52,3a 4. 5).

Ein gläubiger Christ, der durch den Heiligen Geist das Siegel der Gotteskindschaft empfing, ist ein Tempel, eine Wohnstätte Gottes geworden. Wer mit Christus lebt, wird ein neuer Mensch. Er ist nicht mehr derselbe, denn sein altes Leben ist vorbei. Ein neues Leben hat begonnen (2.Korinther 5, 17; Eph. 4,25-32). – Wo das Wahrheit ist: „Christus lebt in mir“, da werden auch unsere Worte durch Gottes Gnade bewahrt, da wird im Bewusstsein der Gegenwart des Herrn geredet. Da kann der Hörende die Einsicht gewinnen: Aus diesem Menschen redet Christus. „Herr, lass dir die Worte meines Mundes und die Gedanken meines Herzens gefallen, Herr, mein Fels und Erlöser.(Ps19,15; lies Spr.21,23; Ps.15,1-3). Bei manchen Christen braucht es leider eine lange Zeit, bis sie erkennen, dass sie für ihre Worte verantwortlich sind, bis sie dem Heiligen Geist das Verfügungsrecht über ihre Zunge einräumen, bis das Gewissen so weit geprägt ist, dass es warnen und ermahnen darf. Paulus schreibt: „Ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung, so dass ihr prüfen könnt, was das Beste sei, damit ihr rein und vorbildlich vor Christus steht, wenn er wiederkommt, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit durch Jesus Christus, zur Ehre und zum Lobe Gottes“ (Phil.1, 9-11; Ps 34, 12-17; 39, 2; Spr. 12,17-22).

Bei manchem Gläubigen ist es die angeborene Schwatzhaftigkeit, die er überwinden lernen muss. Bei anderen ist es die Neigung zu Spötteleien und albernem Geschwätz. (Spr.12,23; 15,2). Diese Dinge sind in den Augen des natürlichen Menschen nicht immer schlecht, aber den Gläubigen verstricken sie in den Geist der Welt, und er hat kein gutes Gewissen dabei. Die Freude im Herrn Jesus Christus wird gestört. „Ein Mensch, der viel redet, versündigt sich leicht; wer seine Zunge im Zaum hält, zeigt Verstand“(Spr.10, 19).

Das Selbstzeugnis Jesu

Ein biblisches Thema :

Wir glauben: Jesus ist Gottes Sohn. Viele aber bestreiten das. Darum wollen wir einmal fragen, was Jesus selber zu seiner Person gesagt hat.

Zunächst ist schon bedeutsam, dass wir nach seiner Person fragen und nicht zuerst nach seiner Lehre. Bei menschlichen Lehrern ist das anders: Philosophen wie z.B. Plato oder Aristoteles haben das Denken ihrer Zeit und noch der folgenden Jahrhunderte stark beeinflusst – durch ihre Lehren; die Person spielte dabei keine Rolle.

Bei Jesus aber war schon für seine damaligen Zeitgenossen seine Person die Hauptfrage. Zwei Gründe gibt es dafür: Einmal war Jesu Lehre gar nicht neu; sie war im Grunde Auslegung und Anwendung dessen, was im Alten Testament schon offenbart war. Darum konnte er auch immer darauf hinweisen: „Wie steht geschrieben? ,“Habt ihr nicht gelesen?“

Zum andern aber sollte die offenbarte Lehre doch befolgt und getan werden, aber Israel versagte, immer wieder. Priester und Könige sollten helfen, aber auch sie versagten. Bis Gott ein Ende machen musste durch die Babylonische Gefangenschaft.

Was fehlte, war einer, der die Lehre verwirklichen konnte – ein Erlöser. Mose und die Propheten hatten einen solchen auch schon angekündigt, und seit dem Exil wartete man auf ihn. Man wusste, es kommt einer.

Der Evangelist Lukas berichtet, wie die Eltern das Jesuskind in den Tempel bringen. Da tritt Simeon zu ihnen, fromm und gottesfürchtig, und dann heißt es von ihm: „… und wartete auf den Trost Israels.“ Solche Menschen gab es damals, die den Retter herbei sehnten (Lukas 2,25).

Dann kam Johannes der Täufer und predigte in der Jordangegend die Taufe der Buße. Viele kamen herbei, ihn zu hören. Der Hohe Rat in Jerusalem musste die Sache untersuchen und schickte eine Kommission. Sie fragten Johannes nicht, was er lehre, sondern: „wer bist du?“. Johannes konnte antworten, er sei nicht der Christus, der komme nach ihm.

So stellte man dann auch Jesus diese Frage. Sogar Johannes selbst, als ihm später, im Gefängnis, noch Zweifel an Jesus gekommen waren und er zwei seiner Jünger schickte, Jesus zu fragen: „Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines anderen warten?“

Noch am Kreuz rief man ihm zu, diesmal spottend: „Bist du Gottes Sohn, dann steig herab…“ Und nach der Auferstehung ging`s weiter mit der Frage: wer war, wer ist Jesus – bis heute.

Wenn wir nun fragen, was Jesus selbst sagte, dann geht es um drei Titel:

Davidsohn, Menschensohn und Gottes Sohn.

  1. Davidsohn

Vielleicht vermisst jemand in der Gliederung den Messias-Namen. Er wird uns auch noch begegnen, aber er ist eine Weiterbildung aus dem Davids-Titel, im Wort Gottes verheißen war der Davidsohn.

Zuerst in 2. Samuel 7. Als David für Gott einen Tempel bauen wollte, ließ Gott ihm durch den Propheten Natan sagen: nicht du sollst mir ein Haus bauen, sondern ich will dir ein Haus bauen (Vers 5 u. 11). Gott will einem seiner Nachkommen „seinen Königsthron bestätigen ewiglich“ (Vers 13). – Das war 1000 Jahre vor Jesus.

Psalmen griffen diese Verheißung auf (Psalm 89; 132), andere Propheten erneuerten und bestätigten sie. An jedem Weihnachtsfest hören wir Jesaja 9,5f: “ Uns ist ein Kind geboren… auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids…“. Und Jeremia kündigt an (23,5): “ Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will, der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird.“

Könige wurden zur Einführung in ihr Amt gesalbt – ein Zeichen, dass der Geist Gottes sie leiten solle. Von einem König, wie die Propheten ihn ankündigten, muss das bestimmt im besonderen Maße gelten. Darum nannte man schließlich den Kommenden einfach den „Gesalbten“, hebräisch Messias, griechisch/lateinisch: Christus. Das Wort entwickelte sich zum Titel.

Man könnte denken, Jesus würde zu Beginn auftreten mit den Worten „Ich bin der Davidsohn, der Messias“! Er tat es nicht. Das hatten schon Männer vor ihm getan, hatten einen Aufstand gemacht und waren kläglich gescheitert.

Nein, Jesus wollte an seiner Verkündigung und an seinen Taten als solcher erkannt werden. Seinen Gegnern sagte er einmal deutlich, sie sollten doch seinen Werken glauben, die der Vater im Himmel ihm gegeben hat, wenn sie seinen Worten nicht glauben wollten (Johannes 10,37f). Und Johannes 5,36: “ diese Werke, die ich tue, bezeugen von mir, dass der Vater mich gesandt hat“.

Den beiden Boten, die Johannes der Täufer zu ihm sandte, antwortete er auf ihre Frage weder mit ja noch nein, sondern: „Sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt“ (Matth.11,2ff).

Johannes kannte die Bibel auswendig; er wird gleich erkannt haben, dass Jesus aus Jesaja 35 und 61 zitierte, wo der Prophet das zukünftige Heil geschildert hat.

Häufig aber geschah es, dass andere ihn mit messianischen Titeln anredeten. Solche Begebenheiten sind besonders bedeutsam.

Bei Jericho riefen zwei Blinde am Wege: „Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich unser!“ (Matth.20,30ff). Jesus hatte ihnen keine Vorhaltungen gemacht: was sagt ihr da! Nein, er akzeptierte diese Anrede. Das ist Selbstzeugnis ohne eigene Worte, aber vor vielen Zeugen.

In Kapitel 21 schildert Matthäus den Einzug Jesu in Jerusalem. Die begeisterte Menge rief: „Hosianna dem Sohn Davids!“ Das war der Ruf, mit dem man den Messias begrüßen wollte, wenn er kommt. Und Jesus? Er nahm die Huldigung an.

Auf dem Tempelplatz ging es weiter; da riefen die Kinder, „Hosianna dem Sohn Davids!“ Der Hohe Priester und die Schriftgelehrten stellten Jesus entrüstet zur Rede: „Hörst du auch, was diese sagen?“ Aber Jesus fragte zurück, ob sie nie Psalm 8 gelesen hätten: „Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du Lob zugerichtet.“ Da bestätigte er den Ruf vor den maßgebenden Männern Israels.

Ebenso wichtig ist das Zeichen, dass Jesus bei seinem Einzug gesetzt hat: er ritt auf einem Esel. Jesus ist sonst nie geritten ; er ging zu Fuß durchs ganze Land. Aber hier den Ölberg herab, nahm er einen Esel, weil der Prophet Sacharja es so angekündigt hatte (Sacharja 9,9). Damit erhob Jesus deutlich und öffentlich den Anspruch: ich bin der verheißene König Israels! Nun nehmt Stellung! –Sie haben es dann auch getan!

Auch vor Pilatus hat Jesus sich als König bekannt, und damit vor dem Vertreter des Kaisers, der weltlichen Macht (Joh.18,37). Pilatus hat es dann veröffentlicht am Kreuz, dreisprachig (Joh.19,9f).

Seine Jünger hatte Jesus einmal gefragt, für wen sie ihn hielten. Petrus machte sich zum Sprecher der andern: du bist der Christus. Hier im vertrauten Kreise, hat Jesus es sogar ausdrücklich bestätigt, aber sie sollten es noch nicht weitersagen (vergleiche Matthäus 16,13ff; Markus 8,27-30; Lukas 9,18-21)

Fazit: Jesus hat sich mehrfach eindeutig als der angekündigte Davidsohn bekannt, und damit als König Israels, als Christus.

  1. Menschensohn

Das Wort gebraucht Jesus häufig, wenn er etwas über sich selbst sagte. Ein Beispiel: „Des Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ (Lukas 19,10) .

Der Ausdruck ist doppeldeutig. Er kann einfach meinen: der Mensch, oder: der wahre Mensch, so wie Gott ihn geschaffen und gemacht hatte.

Er kommt aber noch in anderer Bedeutung in Daniel 7,13f vor. Da beschreibt der Prophet eine Vision: „Und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschensohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.“

Daniel schaut hier, wie Gott in der letzten Zeit einen Weltherrscher einsetzt.

In welcher Bedeutung hat Jesus nun das Wort gemeint? Die Hörer jedenfalls haben verstanden, dass er von sich selbst sprach. Nur einmal, Johannes 12,34, fragten sie nach, wer dieser Menschensohn sei.

Aber im Prozess vor dem Hohen Rat machte Jesus eine bedeutsame Aussage: „Von nun an wird`s geschehen, dass ihr sehen werdet des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels“ (Matth.26,64).

Hier zitierte er aus Daniel 7 und zeigte damit, dass er diese Stelle beim Gebrauch des Wortes Menschensohn mit im Blick hatte und letztlich meinte. Was hat das uns zu sagen?

Im Teil 1 sahen wir, dass der Davidsohn-Titel einen König für Israel bezeichnete, der ewig regieren solle, dem Gott aber die Weltherrschaft übertragen würde.

Damit offenbarte Gott: der Davidsohn bleibt nicht auf Israel beschränkt; die Völkerwelt wird mit einbezogen in Gottes Erlösung – das Heil für die Heiden ist hier im Blick.

Matthäus 26,64, die Aussage vor dem Hohen Rat, ist ein Selbstzeugnis Jesu: er verstand sich als der Weltherrscher der Endzeit. Nach seiner Auferstehung sagte er es seinen Jüngern – Matthäus 28,18: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“

  1. Der Sohn Gottes

Auch hier gilt: Jesus wollte nicht einfach behaupten, Sohn Gottes zu sein, sondern er wollte an seinen Worten und Taten als solcher erkannt werden.

In Markus 2,1ff spricht Jesus zu einem Gelähmten: “ Ich sage dir, stehe auf, nimm dein Bett und gehe heim!“ In dem Augenblick sind die Muskeln, Sehnen, Nerven des Kranken wieder in Ordnung gebracht und er kann aufstehen. “ Wir haben solches noch nie gesehen“, sagten die Zuschauer.

Und noch deutlicher in Lukas 7,11ff in Nain, da hält Jesus einen Beerdigungszug an und spricht zu dem Toten: „Jüngling, ich sage dir, stehe auf!“ Und er steht auf.

Das gibt es bei uns Menschen nicht, dass ein Wort geschieht. Aber in der Schöpfungsgeschichte steht es: „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht“ (1.Mose 1,3). Gott schafft durch sein Wort. Die Hörer Jesu kannten das, und so hätten sie folgern können: Gott ist zu uns gekommen. Das hatte Jesus erwartet. Seine Taten waren ein Selbstzeugnis, sie sprachen für sich.

Als Mose am brennenden Dornbusch Gott nach seinem Namen fragte, lautete die Antwort: „Ich werde sein, der ich sein werde“, oder „Ich bin, der ich bin“ (2.Mose 3,14). Nur Gott kann sich so nennen. Er bleibt sich gleich. Wir sind sehr veränderlich.

Jesus aber nimmt dieses Wort auf und spricht: „Ich bin – der gute Hirte, das Leben, die Auferstehung“ (Johannes 10,11; 11,25). Er sagte: „Ehe denn Abraham ward, bin ich“ (Johannes 8, 58); ja, er sagte sogar: „So jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich“ (Johannes 8, 51).

Bei solchen Worten gibt es nur zwei Möglichkeiten: es ist ihm abzunehmen und an ihn glauben, oder sagen: er ist von Sinnen, wie seine Familie vorübergehend gedacht hatte (Markus 3, 21)

Nun meint die „Historisch-kritische Theologie“, Jesus habe diese Worte gar nicht gesagt, sondern die Urgemeinde habe sie ihm in den Mund gelegt, um ihn groß zu machen. – Das hieße aber, die Schreiber der Evangelien hätten Jesus Unsinniges in den Mund gelegt, Worte, hinter denen nichts steht. Und hieße weiter, diese Schreiber wären von Sinnen gewesen.

Jesu Worte waren Selbstzeugnis, und seine Hörer haben sie sehr wohl verstanden: Er ist Gott, Gottes Sohn – oder ein Lästerer. Seine Gegner entschieden sich für das zweite und hoben Steine auf …(Johannes 10, 31-33). Seine Jünger, die Apostel, waren bereit, für seine Worte ihr Leben einzusetzen.

Wenn Jesus von sich bezeugt: „Ich und der Vater sind eins“, (Johannes 10, 30), dann zeigt er damit, dass er eine besondere, einmalige Beziehung zu Gott hat. Wir dürfen auch Kinder Gottes heißen, durch Glauben und den Geist Gottes von neuem geboren (Johannes 3, 3 u. 5; 1.Petrus, 1, 3), aber Jesus ist aus Gott hervorgegangen, ist der „eingeborene Sohn“ (Johannes 3, 16).

Diese besondere Beziehung zu Gott hat er auch dadurch zum Ausdruck gebracht, dass er immer „mein Vater“ sagte, nicht „unser Vater“. Wir, seine Jünger, dürfen „unser Vater“ beten (Vergl. Johannes 17, 20).

Etliche seiner Hörer erkannten: seine Worte sind wahr. Und dann sehen wir das gleiche wie in Teil 1, dass Jesu gläubige Anerkennung nicht zurückgewiesen hat:

Matthäus 14, 33 – Als Jesus in stürmischer Nacht, auf dem See gehend, zu den Jüngern in das Schiff trat und der Wind sich legte, da fielen sie im Schiff vor ihm nieder und sprachen:“Du bist wirklich Gottes Sohn!“

Johannes 11,27 spricht Martha: „Ich glaube, dass du bist Christus, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist“. Und Johannes 20, 28 sagt Thomas zu Jesus: „Mein Herr und mein Gott!“

Selbstzeugnisse Jesu durch Anerkennung und Worte anderer.

Aber es gab auch ausdrückliche Bestätigungen durch Jesus.

Dazu noch zwei Stellen:

Matthäus 16, 16f, in der Öffentlichkeit vor dem Hohen Rat, als der Hohepriester ihn beschwor, ihnen zu sagen, ob er sei der Christus, der Sohn Gottes, da antwortete Jesus: Du sagst es, d.h. ja, ich bin`s. Eine Aussage vor dem Richter, unter Eid, und obwohl er wusste, dass sie ihn an das Kreuz bringen würde.

Jesus hat sein Bekenntnis zu seiner Gottessohnschaft mit seinem Leben bezahlt – das ist größter Wahrheitsbeweis.

Ergebnis: Die Frage: „Wer bist du?“ hat Jesus klar beantwortet. Nach seinem Selbstzeugnis ist er: der König Israels – der Davidsohn; der kommende Weltherrscher – der Menschensohn; der Mensch gewordene Gottessohn.

AMEN!

 

Der alte Mann und die Sprache

 besinnliche Gedanken

„Eehj, cool, geil, voll krass, genial!“ Die jungen Leute tauschen sich lautstark über ihre Erlebnisse aus. Der alte Mann und die anderen Fahrgäste im Bus wurden mehr oder weniger freiwillig Zeugen dieser Unterhaltung. Auffällig war der primitive Wortschatz, mit dem sich die Jugendlichen verständigten. Dem alten Mann fiel ein Zitat von Karl Kraus ein: “ Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.“ Für die jungen Leute schien das kein Problem zu sein.

Dem alten Mann fällt auf, dass die deutsche Sprache zunehmend verwildert. Liegt es daran, dass kaum noch Bücher gelesen werden? Dass auch das Buch der Bücher, die Bibel, kaum noch Beachtung findet? Gott hat dem Menschen die Sprache gegeben. Er spricht mit den Menschen in einer verständlichen Sprache. Der Wortschatz der Bibel ist reich und kostbar. Ein einziger Tropfen der unverdünnten Tinktur des Wortes Gottes ist besser als ein See von Erklärungen und Predigten. Gott spricht durch die Heilige Schrift. Wer sein Wort verachtet, zu dem spricht er überhaupt nicht.

Der alte Mann liebt die deutsche Sprache. Mit ihr ist er aufgewachsen. Alle seine Freunde sprechen deutsch. Es ist die Muttersprache. Die deutsche Sprache ermöglicht es dem alten Mann, seine Gedanken und Gefühle auszudrücken. Es macht ihn traurig und zornig, wie die deutsche Sprache sich im Niedergang befindet. Allein die vielen unsinnigen englischen Wörter! Man begegnet ihnen auf Schritt und Tritt: Auf der Post, im Kaufhaus, in der Zeitung und auch in der christlichen Gemeinde. Für den alten Mann ist Englisch eine einfache, aber schwere Sprache, die aus lauter Fremdwörtern besteht, die falsch ausgesprochen werden. Wir ersetzen gutes Deutsch durch schlechtes Englisch.

Den alten Mann ärgert, dass auch im christlichen Umfeld die deutsche Sprache nicht mehr gepflegt wird. Viele Lieder werden englisch gesungen. Englische Ausdrücke fließen in die Verkündigung ein. Parallel dazu kann man eine Abwertung biblischer Begriffe beobachten. Was spricht dagegen, vor deutschem Publikum deutsch zu reden und zu singen? Warum muss es englisch, warum muss es unverständlich sein?

Ein weiteres Ärgernis ist dem alten Mann die Sprache der Verkündigung. Sie rutscht zunehmend in Schwammigkeiten ab. Sie schlittert der Gesellschaftsrealität hinterher. Ein besonders abschreckendes Beispiel ist die Verkündigung in der Gemeinde des Johann von der Leyden, der einen eingestellten Hauptschüler von der Kanzel her fortwährend sprachlichen Unsinn verzapfen lässt. Theologisch gesehen, ist die Sprache in der Predigt oft ein Armutszeugnis. Leere Wagen machen den größten Lärm.

 „Worte sind nur Worte, und wo sie gar leicht und behende dahinfahren, da sei auf der Hut. Die Pferde, die den Wagen mit Gütern hinter sich haben, gehen langsameren Schrittes.“ (M. Claudius)

Allen voran ist die Amtskirche zu einer Schwafelkirche geworden, gefolgt von den Freikirchen. Die von der EKD herausgegebenen Orientierungshilfen führen in die totale Orientierungslosigkeit. Wer kann und will sich schon an solchen Aussagen noch orientieren? In welche Richtung führen sie? Die EKD verlässt den Boden der Schrift und lehnt sich immer weiter aus dem Fenster in Richtung Welt. Wann wird sie abstürzen? Was hält sie noch? Geht es ihr noch um den Jesus Christus der Bibel?

Grotesk erscheint dem alten Mann auch der von der EKD aufgegriffene Genderismus. Muss da wirklich eine vollzeitliche Planstelle eingerichtet werden? War nicht schon die Bibel in „gerechter Sprache“ überflüssig wie ein Kropf? Dem alten Mann sträubt sich das Gefieder, wenn er Bezeichnungen wie Christinnen und Christen, Gläubiginnen und Gläubige, Brüderinnen und Brüder, Engelinnen und Engel hört. Wenn schon Gleichberechtigung, warum keine Teufelinnen, warum keine Verbrecherinnen? Wozu soll diese „Geschlechtergerechtigkeit“ gut sein? Wer von Pharisäerinnen und Schriftgelehrtinnen redet, verfälscht das Wort Gottes. Eine solche Sprache braucht niemand.

Dem alten Mann geht es um die deutsche Sprache. Da sind auch christliche Gemeinden oft kein Vorbild. Biblische Begriffe werden umgedeutet und wegerklärt. Warum können wir nicht einfach das sagen, was Gottes Wort sagt? Gott ändert sein Wort nicht, nur weil es uns nicht gefällt. Entweder meint die Bibel das, was sie sagt, oder wir können sie wegwerfen. Warum reden Theologen oft in einer Sprache, die kein Mensch versteht? Der alte Mann hat schon Reden und Vorträge gehört, die mit Fremdwörtern und komplizierten Ausdrücken gespickt waren. Das deutete auf die Klugheit des Redners hin, aber der alte Mann hat nicht viel begriffen.

Solche Reden sind nicht hilfreich. Mit wohltönenden Worten ist es nicht getan. Bei der Predigt des Evangeliums geht es um sehr wichtige Dinge. Da muss die Botschaft verständlich sein. Unverständlichkeit ist kein Beweis für tiefe Gedanken. Es ist sehr leicht unverständlich zu reden. Es ist sehr schwierig verständlich zu sein. Wenn bewusst schwammig formulierte Sätze gebraucht werden, geht der Sinn verloren. Die Worte verkrüppeln. Aus der Sprache wird „Jargon“, wie er oft in Mennonitengemeinden, aber auch in anderen christlichen Denominationen anzutreffen ist. Das bewahrt vor Unannehmlichkeiten. Bei Gelaber und Worthülsen muss man sich nicht ernsthaft zur Sache äußern. Nur was wir in Worte fassen können, haben wir auch verstanden. Nur was wir verstanden haben, können wir in Worte fassen.

Die Fähigkeit, sprechen zu können, macht das Menschsein aus. Die Sprache macht uns zu Geschöpfen, die nach ihrem Schöpfer fragen. Durch das Wort können wir Gott suchen und finden. Durch das Wort wird unsere Erkenntnis, aber auch unser Mangel an Erkenntnis offenbar.

Gott will uns durch sein Wort von Klarheit zu Klarheit führen. Wo Gott ist, ist Klarheit. Er schenkt uns Erkenntnis in der lebendigen Sprache der Heiligen Schrift. Wie Gottes Liebe in den Wundern der Schöpfung aufleuchtet, so reich und schön ist auch die Sprache, die er uns Menschen gegeben hat. Gott hat nicht nur zwanzig verschiedene Schmetterlingsarten und zwanzig verschiedene Blütenstände geschaffen, sondern er hat uns mit einer unendlichen Vielfalt seiner Schöpfungskraft beschenkt und gesegnet. Er hat uns auch einen Wortschatz anvertraut, der unermesslich ist. Nutzen wir ihn?

Es ist nicht zuletzt ein geistliches Anliegen, wenn wir uns der Sprachverschluderung verweigern, die immer mehr um sich greift. Was in einer unverständlichen, hässlichen, verschwirbelten Sprache daherkommt, sollte man vergessen. Das Wort Gottes ist kein toter Buchstabe, wie manchmal behauptet wird. Das Wort Gottes ist Geist und Leben, ist Licht auf dem Weg. Es kommt auf die Worte der Bibel an. Der alte Mann weiß, dass er sich auf die Worte, die Sätze und die biblischen Aussagen verlassen kann. Er liebt die Sprache der Bibel. Was Gott sagt, trifft alles ein. Es sind Lebensworte, in eine schlichte und schöne Sprache gefasst.

„Ein Wort, geredet zur rechten Zeit, ist wie goldene Äpfel auf Silberschalen.“ (Sprüche 25,11)

 „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen; denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ (Matth.11,28-30)

„Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben und sie werden nimmermehr umkommen und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.“ (Johannes 10, 27-28)

Bei solchen Zusagen geht dem alten Mann das Herz auf und freut sich über Gottes Wort wie einer, der große Beute macht.