Die Postmoderne Gemeinde

Die Postmoderne  ist auch in Abrahams- und Onkel-Toms Hütte eingezogen und fühlt sich dort sehr wohl

Kaum ein Thema in der heutigen Christenheit ist so unpopulär wie Bekenntnisse des Christlichen Glaubens. Also fest formulierte Glaubenssätze aus der 2000 jährigen Kirchengeschichte wie z.B. das Apostolische Glaubensbekenntnis, das schon auf die Urchristenheit zurückgeht.

Ein festes Bekenntnis, auf lateinisch Konfession ( confessio ), wird sogar als störend empfunden, da es scheinbar die Einheit gefährdet. ( Lehre trennt – Liebe eint ).

Viel wird darauf verwiesen, dass man die Bibel habe und deshalb kein Bekenntnis brauche. Aber die wegweisenden Hauptsymbole der einzig einen Kirche Christi sind das Apostolische-, nicänische– und athanasianische Glaubensbekenntnis.

Später wurden auch andere Bekenntnisse aufgestellt, weil die Christen nicht in der Einfältigkeit und Einhelligkeit des christlichen Glaubens geblieben sind, und die Kirche also neue Irrlehren abzuwehren und die erkannte Wahrheit sorgfältiger festzustellen hatte.

So zerfiel die heilige christliche Kirche in mehrere Kirchengemeinschaften, deren jede ihre besonderen Bekenntnisse aufstellte. Dazu zählen auch die Ketzer und Häretiker aus Mitteleuropa und vor allen Dingen die aus dem Osten des euroasiatischen Kontinentes Eingewanderten.

Da taucht dann die Frage auf, wie viele christliche Kirchen gibt es denn ? Es ist nur E i n e heilige ch ristliche apostolische Kirche, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist.

Ich, Jim Baum, bekenne mich zu ihr und will mich durch Gottes Gnade zu ihr bekennen, solange ich lebe, weil ich von keiner andern weiß als von dieser E i n e n Kirche, die da ist der Leib Christi, und Er ist ihr Haupt.

Und es ist tatsächlich so : wenn ich sage, dass ich mich zu dieser Kirche bekenne, dann mache ich mich angreifbar, ja, es wird und kann auch Trennung bedeuten.

Wir leben heute in der sogenannten Postmoderne, wobei der Begriff umstritten ist.

Allerdings wird seit einigen Jahrzehnten eine objektive, letzt-gültige Wahrheit meistens abgelehnt – oder aber man gibt sich ganz demütig und verneint, dass man sie, wenn es sie denn gibt, abschließend erkennen könne.

Einige Kennzeichen der Postmoderne sind:

Freiheit, Toleranz und radikale Pluralität der Gesellschaft. Ein universeller Wahrheitsanspruch in religiösen Fragen wird abgelehnt oder zumindest kritisch betrachtet. Das heißt im Klartext: keiner kann von sich behaupten, den alleinigen richtigen Glauben zu besitzen, da ja das Credo ( Bekenntnis ) der postmodernen Gesellschaft lautet:
Es gibt keine Wahrheit- und wenn doch- wer bin ich, dass ich von mir behaupte, diese Wahrheit zu besitzen.

Dementsprechend gibt es verschiedene Wege zu Gott, wenn es ihn denn überhaupt gibt. Wahr ist in der Postmoderne im Grunde nur das, was mir gut tut, was funktioniert, was den Erfolg bringt. Die Frage lautet nicht mehr: Was ist das ? – sondern: Was macht das mit mir?

Bauch statt Kopf – das ist vielleicht die kürzeste Definition der  Postmoderne, die jemand so aufgestellt hat.

Aber auch in der überwiegenden Christenheit heute gilt: Niemand will sich damit abmühen, was denn nun Wahrheit ist.

Die Evangelikalen (  nennen sich meistens Evangelische Freikirchen ) betonen ihre Überkonfessionalität, man ist Freikirche, weil man sich gerade auf ein kirchliches Bekenntnis nicht festlegen will. Manchmal ist auch der sogenannte Gemeindeleiter mit seinen unwirschen Gedanken und seinem angestellten Affen die Quelle aller Lehre und Erkenntnis.
„Letztlich ist es doch egal, ob ich Baptist, Methodist, Mennonit, Reformierter oder Lutheraner bin – Hauptsache ich bin Christ“, so die Argumentation.

Und obwohl die Landeskirchen noch ihre Bekenntnisse haben, treten sie doch mehr und mehr in den Hintergrund, weil die liberale Theologie sich immer weniger mit den bibeltreuen Bekenntnissen identifizieren kann.

Während einer hitzigen Diskussion mit einem Gemeindemitglied über ein theologisches Thema sagte es mir: „ Du lebst deinen Glauben so – ich lebe ihn eben anders.“

In diesem kurzen Satz offenbart sich das „ Neue Glaubensbekenntnis“ einer Christenheit, die mit frommen Oberflächlichkeiten aufgezogen wurde und fast jede Irrlehre toleriert. Es geht also nicht mehr so sehr darum, was die Bibel lehrt, sondern was „ ich mit Jesus erlebe.“

Du hast deine Erkenntnis, ich habe meine Erkenntnis, Hauptsache wir haben Jesus lieb.

Ob Jesus einfach nur ein Vorbild war oder ob er unser Erlöser ist, ob der Mensch einen freien Willen hat oder nicht, was die Taufe bedeutet und welche Taufe die richtige ist, ob ich im Abendmahl Jesu Leib und Blut empfange oder ob es nur ein Gedächnismahl ist usw., das ist alles nicht so wichtig. Irgendwie wird es schon alles richtig sein. Hauptsache man glaubt irgendwie an Jesus.

Was hat das alles jetzt aber mit christlichen Glaubensbekenntnissen zu tun ?

Wer sich einmal damit beschäftigt hat, wird feststellen, dass hier oft in scharfen Formulierungen und Abgrenzungen behauptet wird, dass es nur eine Wahrheit und einen rechten Glauben gibt.

Das Athanasische Glaubensbekenntnis, eines der ältesten und wichtigsten christlichen Bekenntnisse. Es beginnt so: „ Wer da will selig werden, der muss vor allen Dingen den rechten christlichen Glauben haben, wer den nicht ganz und rein hält, der wird ohne Zweifel ewiglich verloren sein.“ Und am Schluss heißt es noch einmal: „Das ist der rechte christliche Glaube, wer denselben nicht fest und treulich glaubt, der kann nicht selig werden.“

Bekenntnisse erheben den Anspruch auf Wahrheit, ganz im Gegensatz zum Zeitgeist.

Eines der berühmtesten Bekenntnisse kommt aus dem Neuen Testament, und zwar das des Apostels Petrus: „ Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn.“

Vorausgegangen war die Frage Jesu an seine Jünger, für wen die Leute ihn halten würden. Für manche war er Johannes der Täufer, für andere Elia und für noch andere Jeremia oder einfach nur ein Prophet.
Damit hat sich Jesus aber nicht zufrieden gegeben, er wollte es schon genau wissen.

Und auf die bohrende Frage an seine Jünger: „ Wer sagt ihr denn, dass ich sei ?“ Gibt Petrus die entsprechende Antwort.

Aber schon im Neuen Testament finden wir z.B. in 1.Johannes 4, 2 eine Erweiterung des Bekenntnisses: „Daran sollt ihr den Geist Gottes erkennen: Ein jeder Geist,  der bekennt, dass Jesus Christus ist in das Fleisch gekommen, der ist von Gott.“

Damals wurde nämlich bestritten, dass Jesus, der Sohn Gottes auch ganz und gar Mensch war. Ganz in diesem Sinne liegen denn auch die altkirchlichen Bekenntnisse.

Als im 2. Jahrhundert die Irrlehre aufkam, dass in der Bibel zwei verschiedene Götter beschrieben werden, nämlich der alttestamentliche und der neutestamentliche Gott – da entstand das heute wohl bekannteste, das apostolische Glaubensbekenntnis, in dem klar bezeugt wurde, dass der Schöpfergott des Alten Testamentes auch der Vater Jesu Christi ist, also ein und derselbe Gott.

Im 4. Jahrhundert wurde die Göttlichkeit Jesu angezweifelt. Darauf entstand das nizänische Glaubensbekenntnis, in dem die volle Göttlicheit Jesu bezeugt wird.

Jesus hat seine Jünger eindrücklich vor falschen Christussen gewarnt, deshalb ist es wichtig, an welchen Jesus wir glauben.

Grundsätzlich soll es in Bekenntnissen deshalb nicht um einen neuen Glauben gehen, sondern es ist eine geistgewirkte Antwort auf das, was die Bibel über Jesus lehrt. So heißt es im Chalcedonense, ebenfalls aus dem 4. Jahrhundert :

„ Wir folgen also den heiligen Vätern und lehren alle übereinstimmend: Unser Herr Jesus Christus ist als ein und derselbe Sohn zu bekennen, vollkommen derselbe in der Gottheit, vollkommen derselbe in der Menschheit, wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch derselbe, aus Vernunftseele und Leib, wesensgleich dem Vater der Gottheit nach, ….usw.“

Dementsprechend beginnt auch das Augsburger Bekenntnis aus dem 15. Jahrhundert:

„ Zuerst wird gemäß dem Beschluss des Konzils von Nicäa einmütig gelehrt und festgehalten, dass ein einziges göttliches Wesen sei, das Gott genannt wird und wahrhaftig Gott ist und noch drei Personen in diesem einen göttlichen Wesen sind……..“

Man stellt sich also voll hinter die Lehrentscheidungen der alten Kirche. Man will nichts Neues aufbringen und auch nicht spalten, sondern in dem Glauben bleiben, wie ihn die Väter aus der Heiligen Schrift erkannt, formuliert und bekannt haben. Deshalb ging es in den Bekenntnissen darum, die reine Lehre der Heiligen Schrift zu erhalten und vor Irrlehre zu schützen.

Für die Einheit der Christen war es außerdem die Voraussetzung: Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe.

Es gibt also sehr wichtige Gründe, sich wieder mit Bekenntnissen zu befassen, als da wären.

– Bekenntnisse sind biblisch.

Schon im Alten Testament gab es Glaubensbekenntnisse zum einzigen, wahren Gott:

5 Mose 6,4 : „ Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein.“

Die beiden Worte „ Jesus Christus“ waren in der Urchristenheit ein Bekenntnis: Jesus ist der Christus. Dieses Bekenntnis wollte sagen, dass in Jesus der Retter und der Erlöser in die Welt gekommen ist.

– Schutz vor Irrlehre / Abgrenzung zum Irrtum:

Die Reformatoren haben sich nicht einfach über die Zeugnisse der Kirchengeschichte hinweggesetzt, sondern sie haben sich von den Bekenntnissen her leiten lassen auf Christus hin als die Mitte der Schrift. Wenn auch neue Bekenntnisse nötig wurden im Zuge der Reformation, um die Wiederentdeckung des Evangeliums im Gegensatz zur römisch- katholischen Lehre  in feste Glaubenssätze zu verankern, so hielten sich die Reformatoren doch an die Bekenntnisse.

Lehren wie die Dreieinigkeit und über die Person Jesu, die für uns selbstverständlich sind, verdanken wir altkirchlichen Konzilien und Bekenntnissen. Bekenntnisse verhindern somit eine „ Privat-Frömmigkeit „ in der jeder nach Belieben, die Heilige Schrift „ auslegt „ wie er es meint.

Wer sich darüber hinwegsetzen will, muss schon gute, theologische Gründe aufführen. Damit ha t auch der einfache „Durchschnittschrist“ die Möglichkeit, das zu überprüfen, was in seiner Gemeinde gelehrt wird. ( was er ja auch soll: „ Prüfet alles…“)

Viel wird heute von Einheit der Christen geredet.
Leider wird hier oft allzu leichtfertig die Einheit mit unseren Geschwistern aus den vergangenen 2000 Jahren zugunsten des Zeitgeistes geopfert.
Wenn im Gottesdienst z.B. das apostolische Glaubensbekenntnis gesprochen wird, bin ich mit meinen Geschwistern aus den Anfängen der Kirche verbunden, die es, wie gesagt, schon ähnlich gesprochen haben.

Erst da, wo man gemeinsam den Gott bekennt, wie er uns in der Bibel bezeugt wird, ist auch die Einheit der Christen, und das über zeitliche Grenzen hinweg. Und nur auf diesem Fundament ist eine „ wahre Ökumene“ möglich.

Gerade heute, in einer nie dagewesenen Zersplitterung unter den Christen sind solche Bekenntnisse äußerst hilfreich.
Denn nur auf dem Fundament des wahren, christlichen Glaubens ist auch echte Glaubensgemeinschaft möglich – und nicht auf dem kleinsten, gemeinsamen Nenner nach dem Motto: Irgendwie glauben die anderen doch auch.

Christen sollen bekennende Christen sein, die ihren Glauben auch formulieren können, was in der Bibel steht. Aber man muss auch sagen können, was die Bibel lehrt. Bekenntnisse sind Lehre.

Lassen wir uns nicht irre machen, wenn heute Liebe gegen die Lehre ausgespielt wird. Wahre Gottesliebe entspringt immer nur aus dem wahren Glauben  – und nicht umgekehrt !

Was für ein Bekenntnis ( Konfession ) habe ich ?
Diese Frage scheint banal zu sein. Aber in einer Zeit immer größerer Beliebigkeit, gerade auch in der Christenheit, wird sie wichtiger als je zuvor: Glaube ich wirklich das, was die Bekenntnisse und dann auch die Reformatoren in relativ großer Übereinstimmung lehren ?
Wenn es nur einen wahren Glauben, eine wahre Taufe, einen wahren Herrn und damit nur eine wahre Gemeinde gibt – gehöre ich wirklich dazu ?

Mit dem Herzen glauben, und mit dem Munde bekennen – das ist mehr als eine bloße Gefühlssache. Hier geht es darum, auf welchem Lebensfundament ich stehe, wonach ich mein Denken und Handeln, ja mein ganzes Leben ausrichte.

Niemand baut ein Haus, ohne vorher ein festes Fundament zu legen.

Alles andere andere an dem Haus kann nur so gut sein wie das Fundament. Was nützen die schönsten und teuersten Klinker, wenn das Haus wegen eines schlechten Fundaments einstürzt.

Jim Baum möchte deshalb Mut machen, sich wieder mit Bekenntnissen zu beschäftigen. Um nichts weniger als um unser Glaubensfundament geht es in Ihnen.  Natürlich ist nicht das Bekenntnis das Fundament, aber jedes rechte Bekenntnis weist auf das Fundament Jesus Christus, wie er in der Bibel bezeugt wird, hin.

Dabei ist es nicht unwichtig, welches Bekenntnis ich habe – deshalb halte ich mich zu den altkirchlichen und den reformatorischen Bekenntnissen, weil sie das wiedergeben, was die Bibel lehrt.

Brauchen wir heute neue Bekenntnisse, die der moderne Mensch besser versteht ?
Für mich bleibt es fraglich, ob wir sie besser formulieren können als unsere Glaubensväter. Es wäre wesentlich sinnvoller, diese wertvollen Glaubenszeugnisse unseren Kindern und Jugendlichen zu erklären und auszulegen.

Und wie gesagt, allzu schnell geben wir damit die Einheit mit unseren Geschwistern aus 2000 Jahren Kirchengeschichte auf.

Deshalb:
„ Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat.“ ( Hebr. 10,23)  

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Ein Kommentar zur aktuellen christlichen Lehre

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