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Gegenüberstellung der theologischen Grundaussagen von Christentum und Islam in einzelnen Abschnitten – Teil 8 von 9

Die Offenbarungsquellen Christliche Lehre von der Offenbarung Gottes und der Bibel

Vorbemerkung: Die richtige Gegenüberstellung lautet hier nicht: „Bibel oder Koran“, denn Christus steht für uns an der Stelle, an der im Islam der Koran steht.

Auf eine vorläufige Weise offenbart sich Gott allen Menschen in seiner Schöpfung: „(…) und doch hat er sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat viel Gutes getan und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, hat euch ernährt und eure Herzen mit Freude erfüllt“ (Apostelgeschichte 14,17). Auch Paulus bezeugt das: „Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar, denn Gott hat es ihnen offenbart. Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken, wenn man sie wahrnimmt , so dass sie keine Entschuldigung haben“ (Römer 1,19f.).

Aus den Werken seiner Schöpfung gibt uns Gott zu erkennen, dass er ist, jedoch nicht, wer er ist und wie wir mit ihm dran sind. Zudem haben die Menschen seine Stimme aus der Schöpfung oft nicht verstanden und nicht auf sie gehört. Paulus fährt deshalb fort: „Denn obwohl sie von Gott wussten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert“ (Römer 1,21). Die Offenbarung Gottes in der Schöpfung genügt also nicht und führt uns nicht zu einer klaren Erkenntnis Gottes.

Darum offenbart sich Gott in der Geschichte, insbesondere in der Geschichte seines Volkes Israel. Durch die Erwählung Abrahams und seiner Nachkommen hat Gott sich aus der gefallenen Menschheit ein Volk zum Eigentum erwählt und mit ihm seinen Bund geschlossen. Er hat ihm seinen Willen kundgetan, es durch Priester und Propheten geleitet und zur Ordnung gerufen. In der Geschichte mit Israel hat sich Gott selbst zu erkennen gegeben als Schöpfer und Herr, als Gott des Bundes, der Heiligkeit und Gerechtigkeit, aber auch als barmherziger und gnädiger Gott. Er hat Israel die Treue gehalten und trotz dessen Sünde es nicht verlassen oder verstoßen.

Die Geschichte dieser Offenbarung Gottes hat im Alten Testament ihren Niederschlag gefunden. Es enthält nicht nur Gottes Willen (die Tora), sondern es erzählt und deutet die Geschichte Israels mit Gott als Geschichte der Führung durch Gott, unter Gottes Gnade und Gericht.

Aus dieser Geschichte Israels stammt Jesus Christus. In ihm gipfelt für den christlichen Glauben die Offenbarung Gottes. In Christus spricht und zeigt sich Gott auf einzigartige Weise: „Nachdem Gott vor zeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn(…)“ (Hebräer 1,1f.). Jesus weiß sich vom Gott Abrahams, Isaaks und Jacobs berufen und gesandt. Er verkündet diesen Gott als den nahen, barmherzigen Vater. Jesus ist ganz eng mit diesem Gott verbunden: „Ich und der Vater sind eins“ (Johannes 10,30), so eng, dass er sogar sagen kann: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Johannes 14,9). In Jesus offenbart sich Gott in einmaliger und unüberbietbarer Weise. Von ihm heißt es darum: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Johannes 1,14). Das heißt, die Offenbarung Gottes geschieht für uns in diesem Menschen, nicht etwa in einem Buch. Im Zentrum unseres Glaubens steht eine Person: Jesus Christus. Für uns nimmt also Jesus als die Offenbarung Gottes genau die Stelle ein, die im Islam der Koran innehat. Jesus ist das lebendige, menschgewordene Wort Gottes an uns. In Jesus Christus erhält Gott für uns ein menschliches Gesicht. Darum ist es nicht richtig, den christlichen Glauben eine Buchreligion zu nennen.

Das wirkt sich natürlich auch auf den Inhalt der Offenbarung aus: Gott begegnet uns in Jesus Christus ganz persönlich, menschlich, lebendig, freundlich und herzlich. Im Leben Jesu zeigt und verwirklicht er seine Barmherzigkeit. Jesus lehrt nicht nur das Gesetz Gottes. Er droht und mahnt nicht nur (wie die Propheten meist im Judentum und Islam), er fordert nicht nur Gehorsam und Unterwerfung, sondern schenkt und gibt zuerst einmal die Gemeinschaft mit ihm und dadurch mit Gott, Vergebung, Heilung und Heil. Er nimmt uns die Angst vor Gott: „Fürchtet euch nicht!“ (Markus 5,36); (Matthäus 10,31); Lukas 2,10; Lukas 5,10; Johannes 14,27 u.ö.) richtet Menschen auf, nimmt sogar die Sünder an, kurz er hat eine frohe und befreiende Botschaft für uns: das Evangelium. Er schenkt uns Zuspruch und Verheißung, das Wort des Lebens, nicht nur den Buchstaben des Gesetzes, der tötet (2.Korinther 3,6). In Christus sind alle Verheißungen Gottes im alten Bund erfüllt (2. Korinther 1,20). Durch Jesu Leiden und Sterben schließt Gott mit allen Menschen einen neuen Bund (Jeremia31,33f.; 1,Korinter 11,25). Durch ihn erkennen wir Gott im Angesicht Jesu Christi.

Die Kunde von dieser endgültigen Offenbarung, der Heilstat Gottes in Jesus Christus, wurde zuerst mündlich verkündigt als frohe Botschaft (Evangelium). Sie ist wesensmäßig eine lebendige Stimme und Botschaft, eine Anrede an uns Menschen, eine „viva vox evangelii“ , die durch den Geist Gottes beglaubigt in unsere Herzen dringt. Das Evangelium war ursprünglich kein Buch und schon gar kein Gesetzbuch, sondern eben diese „gute, neue Mär“ (Nachricht), die Ansprache Gotts an uns durch Christus.

Die spätere schriftliche Aufzeichnung dieser Botschaft in unseren Evangelienbüchern ist als ein Notbehelf zu verstehen. Sie war notwendig, damit nichts davon in Vergessenheit geriet oder evtl. verändert wurde. Insofern ist die Bibel für uns ein unentbehrliches Hilfsmittel zur Erkenntnis der Wahrheit Christi und der Offenbarung Gottes, aber nicht die Wahrheit und Offenbarung selbst, sondern immer wieder auf ihn hin, der allein das lebendige Wort Gottes aufbewahrt, damit sie in jeder Predigt und jedem christlichen Zeugnis von ihm gleichsam wieder „aufersteht“ aus dem gedruckten Buchstaben des Buches und die Menschen als das lebendige Zeugnis von Christus heute erreicht.

Dabei ist selbstverständlich, dass dies Zeugnis von der Offenbarung Gottes in Christus immer durch Menschen geschieht. Anders als durch menschliche Vermittlung haben wir es nicht. Das gilt natürlich auch für die Bibel. Die Bibel ist von Menschen geschrieben und spricht in jeder Hinsicht menschliche Sprachen. Wir lesen in ihr die Botschaft von Gott in menschlicher Schrift. Wir sehen in ihr „Gottes Wort im Menschenwort“. Wir dürfen darum ihre menschliche Entstehungsgeschichte in großer Freiheit erforschen und ihre menschliche Seite anerkennen. Wir halten die Bibel also nicht für ein vom Himmel gefallenes Buch. Diese islamische Auffassung, die der vielschichtigen Wirklichkeit der Bibel nicht gerecht wird, würde ihre menschliche Seite leugnen und so vielen heutigen Menschen den Zugang zu Christus verbauen. Wir sehen in der Bibel – mit Luther „die Windeln, in denen das Christuskind eingewickelt liegt“. Wir lesen sie schließlich nicht um ihrer selbst willen, sondern um ihres eigentlichen Inhalts und ihrer Mitte willen: Christus. Darum verstehen wir den Christlichen Glauben auch nicht als Buchreligion, sondern als Religion des in Christus Mensch gewordenen Gottes.

Islamische Lehre vom Koran

Der Islam versteht sich dagegen selbst als Buchreligion, weil der Koran für ihn die Schrift bzw. Buch gewordene göttliche Offenbarung ist. Der Koran selbst verweist an vielen Stellen auf sich selbst als göttliches Buch. Dabei herrscht weithin die Vorstellung unter Moslems, dass dies Buch – in arabischer Sprache – die genaue Kopie der „Mutter des Buches“ sei, seiner im Himmel bei Allah befindlichen Vorlage. Der Koran gilt also gewissermaßen als „vom Himmel gefallenes Buch“, jedenfalls als ganz direkt vom Himmel herabgesandtes, offenbartes Buch.

Wir begegnen im Islam einem völlig ungebrochenen , steilen Inspirationsverständnis, dass man mit Recht als Verbalinspiration bezeichnen kann. Der Koran gilt als wortwörtlich von Allah inspiriertes Buch, das Allahs Willen und Weisung irrtumslos, absolut richtig enthält. Es könnte von ihm heißen: „Das Wort ward Buch“, d.h. die Wahrheit Allahs ist im Koran verbucht, Schrift geworden. Der Koran ist gleichsam rein göttlicher Natur, er hat keine menschliche Seite und auch – angeblich – keine menschliche Entstehungsgeschichte oder Schwächen. Er ist ewig, ungeworden und darum auch unveränderlich und absolut irrtumslos. Kritisch kann man von einem verabsolutierten, versteinerten Offenbarungsbegriff sprechen. Deswegen dürfen Muslime an den Koran auch nicht die Maßstäbe irdischer, menschlicher Entstehung und Abhängigkeit legen, also auch nicht zugeben, dass der Koran geschichtliche Vorlagen besitzt. Er ist gewissermaßen völlig voraussetzungslos und absolut, losgelöst von allem. Dieses Buch hat für die Muslime keine Vorgeschichte (etwa in der Bibel, im Juden- und Christentum), man darf es nicht damit vergleichen oder daran messen. Im Gegenteil, es selbst gilt als alleiniger, absoluter, ewiger und einzig richtige Maßstab für alle anderen. Dieses überzogene, übersteigerte Offenbarungsverständnis macht den Islam im Grunde so unbeweglich, starr und unfähig zum Dialog. Es verhindert eine historisch kritische Erforschung des Korans und die Anerkennung seiner menschlichen Seite und Geschichtsverbundenheit. Wie ein erratischer Block liegt es im Wege.

Der Islam sieht im Juden- und Christentum insofern ihm ähnliche Religionen, als er sie ebenfalls als Buchreligionen versteht. Er nennt uns, ihre Vertreter, „Leute des Buches bzw. Volk der Schrift. Dabei denkt er selbstverständlich an das Alte und Neue Testament. Aber er missversteht damit jedenfalls den christlichen Glauben und die Eigenart des Neuen Testamentes total. Für das Judentum mag seine Charakteristik ein Stück weit gelten.

Eine historisch-kritische Untersuchung seiner Entstehungsgeschichte und seines Inhalts oder auch nur eine geschichtliche Relativierung des Korans und seiner Vorschriften ist darum streng verboten und als Abfall vom Islam schwer bestraft. Das macht den Umgang mit dem Koran und der darauf sich gründenden islamischen Theologie so außerordentlich schwierig und lässt den Islam so unbeweglich und starr werden.

Diese offizielle islamische Auffassung vom Koran entspricht natürlich überhaupt nicht seiner tatsächlichen Entstehungsgeschichte. Die einzelnen von Mohammed empfangenen Offenbarungen (Suren) wurden zunächst von ihm memoriert und rezitiert, mündlich weitergegeben, von seinen Anhängern ebenfalls auswendig gelernt und nach und nach auf verschiedenen Materialien aufgeschrieben. Erst nach dem Tod Mohammeds begann man, diese Aufzeichnungen zu sammeln, zu vergleichen, zu sichten und auszuwählen und so zu einer einheitlichen Fassung zusammenzufassen. Das war vor allem das Werk des 3. Kalifen Osman (644-656 n. Chr.). Dabei ging wohl auch manches verloren, bzw. wurde absichtlich ausgeschieden, um unterschiedliche Auffassungen zu beseitigen (vergl. die sogenannten satanischen Verse). Erst von da ab gab es so etwas wie einen einheitlichen Koran.

Christentum und Islam Teil 2 / 9

Gegenüberstellung der theologischen Grundaussagen von Christentum und Islam in einzelnen Abschnitten – Teil 2 von 9

Jesus oder

Das christliche Jesusbild

Dazu nur ein paar Bemerkungen, da ich das als weithin bekannt voraussetzen kann: Das Bild, das uns die Evangelien von Jesus zeichnen, ist anschaulich, lebendig, persönlich, wir erfahren viel von Namen der Personen und Orte seiner Wirksamkeit in Galiläa und eindrucksvolle Geschichten. Wir erleben ihn als einfühlsam, liebevoll, voll Zuwendung zu den Menschen, besonders zu den Kleinen, Armen, Kranken, Ausgestoßenen, schuldig Gewordenen und Verlorenen, sogar zu den Heiden. Es ist ihm darum zu tun, ihnen zu helfen, sie zu heilen, zu speisen, Ihnen ihre Schuld zu vergeben, sie anzunehmen und so zu retten: „ Des Menschen Sohn ist gekommen zu suchen und zu retten, was verloren ist“ (Lukas 19,10 ).

Wir erfahren von seiner engen, vertraulichen Verbundenheit mit Gott, den er „seinen himmlischen Vater“ nennt und dessen Nähe er verkündigt und verkörpert, dessen Kommen die Menschen zur Umkehr ruft, aber nicht als Gericht, sondern als Heimkehr. Gott zeichnet er als liebevollen, mitfühlenden und mitleidenden Vater, etwa im Gleichnis von der Heimkehr des verlorenen Sohnes; sein Herrschaft und ihr Kommen beschreibt Jesus als Freuden- und Hochzeitsmahl, zu dem alle geladen sind, gerade auch die Fernen. Sein Kommen kündigen Zeichen der Rettung und Heilung an (Jesu Wunder).

Diese dienen allerdings nicht ihm selbst als Wunderzeichen und –beweise, sondern den Geheilten als Zeichen der göttlichen Liebe und Barmherzigkeit. In alledem kommen bei Jesus Gottes Barmherzigkeit mit den Menschen und seine eigene zum Ausdruck. Von Gott und Jesus wird das herrliche „ es jammerte ihn seiner „ ausgesagt: „ Und als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren verschmachtet und zerstreut, wie Schafe, die keinen Hirten haben „( Mt. 9,36 ). Die Mission Jesu wird besonders im Johannesevangelium zusammengefasst als göttliche Liebe: „ Wie er die Seinen geliebt hatte,… so liebte er sie bis ans Ende“ ( Joh.13,1f ). Und: „ Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde „ (Joh.15,13 ). Auch sein Gang ans Kreuz ist nichts anderes als die Konsequenz seiner liebenden Selbsthingabe und Solidarität mit den Menschen: „ Christus lebt in mir … der mich geliebt hat und hat sich selbst für mich dahingegeben „ ( Galater 2,20 ) . Darum ist die Nachricht von Jesus für uns insgesamt eine Heils- und Rettungsbotschaft, eine Freudenbotschaft und heißt deshalb im Neuen Testament Evangelium. Alles ist hier für uns auf den Ton der Freude gestimmt. Schon bei Jesu Geburt verkündet der Engel: „ Siehe, ich verkündige euch große Freude… „; und in seinem Leben wie im Gleichnis: „Freuet euch mit mir…so wird Freude im Himmel sein…und sie fingen an fröhlich zu sein…, denn dein Bruder war verloren und ist wiedergefunden worden! „(Lukas 15,6.9.24.32) Darum dichtet Luther mit vollem Recht in seinem persönlichsten Lied: „ Nun freut euch, liebe Christen g`mein und lasset uns fröhlich springen, dass wir getrost und all `in ein mit Lust und Liebe singen, was Gott an uns gewendet hat und seine süße Wundertat, gar teu`r hat er`s erworben „ ( Evangelisches Gesangbuch 341,1).

Der islamische Isa
 Jesus kommt in einer Reihe von Stellen im Koran unter dem Namen Isa vor, aber von ihm werden keine Geschichten erzählt, keine Namen (außer dem seiner Mutter Maria), sein Leben und Wirken wird wenig anschaulich, man findet davon nur einen blassen Abglanz. Lediglich die Geburtsgeschichte wird etwas ausgeführt und dabei sogar die Jungfrauengeburt erwähnt und bejaht, die jedoch im Koran für das Wesen des Jesuskindes nichts ausmacht; sie ist lediglich Ausdruck für die absolute Allmacht Allahs. Die Jungfrauengeburt begründet also im Islam nicht etwa die Gottessohnschaft Isas. Außerdem wird die Geburtsgeschichte legendenhaft ausgeschmückt (nach dem apokryphen Kindheitsevangelium des Thomas): Der Säugling Jesus spricht schon in der Wiege und das Kind zaubert mit Tonvögeln, die es lebendig werden lässt. Außerdem sagt schon der Säugling Isa genau das, was Mohammed von ihm behauptet: Dass er nur ein Diener/Knecht Allahs sei (Sure 19,16-35 ; Sure 3,42f .)

Beim erwachsenen Isa werden zwar seine Jünger erwähnt, jedoch ohne ihre Namen zu nennen. Jesus wird hauptsächlich als Prophet/Gesandter Allahs verstanden, der im Evangelium (das Mohammed fälschlicherweise für ein Gesetzbuch hält) angeblich die gleiche Botschaft bringt wie Mohammed selbst. Als solcher Vorläufer wird Isa durchaus anerkannt und geehrt. Er hat aber nichts Neues und Eigenes zu sagen, er verkündet nur, was alle Propheten vor ihm (nach dem Islam) schon gesagt haben: Gottes Einzigartigkeit und Allmacht und seinen Willen. Deswegen heißt er hier „ ein Bestätiger der Tora „, der auch ein Gesetzbuch erhält wie Mose und Mohammed (Sure 3,43 ). Deswegen ermahnt der Koran die Christen: „ O Volk der Schrift, überschreitet nicht euren Glauben und sprecht von Allah nur die Wahrheit. Der Messias Isa, der Sohn der Maria, ist der Gesandte (Prophet) Allahs und sein Wort, das er in Maria gelegt hat und Geist von ihm. So glaubt an Allah und an seinen Gesandten und sprecht nicht „Drei“. Stehet ab davon, gut ist`s euch. Allah ist nur ein einziger Gott….. Nimmer ist der Messias zu stolz, ein Diener Allahs zu sein …(Sure 4,169f .).

Damit missversteht Mohammed die Bedeutung und den Sinn des Evangeliums von Jesus Christus völlig. Entsprechend fällt im Islam bei Isa das eigentliche Evangelium als Freudenbotschaft unter den Tisch. Isa wird zu einem reinen Gesetzesprediger wie Mose und Mohammed.

Pauschal werden wohl auch die Wunder Jesu erwähnt, aber entgegen ihrem biblischen Sinn als Wunderbeweise für Jesus umgedeutet. Sie heißen im Koran öfter „ deutliche Zeichen „ (Sure 2,81, 254 ). Ihre Bedeutung für die Geheilten fällt dabei weg, sie spielen nur eine Rolle für Jesus selber. Sie sollen ihn als Propheten Allahs bestätigen. Isa weigert sich nicht (wie der biblische Jesus), die Zeichenforderung der Menschen zu erfüllen.

Der schwerwiegende Unterschied zum biblischen Jesus ist jedoch die Bestreitung des Kreuzestodes Isas im Koran. „ Und sie (die Juden) sprachen: „Siehe, wir haben den Messias Isa, den Sohn der Maria, den Gesandten Allahs ermordet „ –und doch ermordeten sie ihn nicht und kreuzigten ihn nicht, sondern einen ihm ähnlichen… „ (Sure 4,156 )

Die Leugnung des Kreuzes kann Mohammed nicht aufgrund von zuverlässigen historischen Nachrichten ausgesprochen haben. Er kann im Abstand von 600 Jahren nach der Passion Jesu nicht über bessere Informationen als die Evangelien und das übrige Neue Testament verfügen, in dem der Kreuzestod Jesu mehr als sechzig Mal erwähnt wird. Hinter der Ablehnung des Kreuzes steht bei Mohammed vielmehr seine theologische Überzeugung, dass nämlich Allah seine Boten nicht scheitern lässt, dass also „nicht sein kann, was nicht sein darf“ (Christian Morgenstern). Mohammed ertrug das Kreuz des Propheten Isa nicht, ärgerte sich daran und erwies sich darin als Feind des  Kreuzes Christi, wie Paulus schreibt: „ Denn viele leben so, dass ich euch oft von ihnen gesagt habe, nun aber sage ich`s unter Tränen: sie sind die Feinde des Kreuzes Christi „ (Philipper 3,18 ; vergl. auch 1. Korinther 1,23). Mohammed behauptet sogar, dass Isa am Ende der Tage wiederkommen und alle Kreuze zerstören und dann den Islam verkündigen werde.

Dies sind die wesentlichen Aussagen, die sich im Koran über Isa finden. Der Gesamteindruck ist dürftig. Hier fehlt vieles, ja Wesentliches. Der Islam bietet uns von Jesus kaum mehr als ein dürres Gerippe, ihm fehlt hier jede Lebendigkeit, auch jede Anteilnahme oder Zuwendung zu den Menschen. Ihm fehlt insbesondere das Wesentliche: die Liebe und Barmherzigkeit, mit der Jesus den Verlorenen nachgegangen ist: „ Des Menschen Sohn ist gekommen zu suchen und zu retten, was verloren ist“ (Lukas 19,10 ).

In dem Zerrbild, das der Koran von Jesus zeichnet, ist der Jesus von Nazareth des Neuen Testamentes nicht wiederzuerkennen. Mohammed hat ihn verändert, verkürzt, verfälscht und nach seinem eigenen Vorbild und seiner Vorstellung von Propheten umgeformt. Er hat ihn in die lange Reihe der Propheten Allahs eingereiht und als seinen letzten Vorläufer zwar anerkannt, aber damit doch herabgestuft. Mohammed meint als „ Siegel der Propheten „ Jesus überbieten zu können. Dabei kann er ihm in Wahrheit nicht das Wasser reichen. Man denke nur an das Thema von Gewalt und Gewaltlosigkeit. Während sich Mohammed sich ungeniert der kriegerischen Gewalt bediente, ging Jesus den Weg der Gewaltlosigkeit und darum des Leidens. Er wollte lieber Unrecht leiden als Unrecht tun.