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Gegenüberstellung der theologischen Grundaussagen von Christentum und Islam in einzelnen Abschnitten – Teil 8 von 9

Die Offenbarungsquellen Christliche Lehre von der Offenbarung Gottes und der Bibel

Vorbemerkung: Die richtige Gegenüberstellung lautet hier nicht: „Bibel oder Koran“, denn Christus steht für uns an der Stelle, an der im Islam der Koran steht.

Auf eine vorläufige Weise offenbart sich Gott allen Menschen in seiner Schöpfung: „(…) und doch hat er sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat viel Gutes getan und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, hat euch ernährt und eure Herzen mit Freude erfüllt“ (Apostelgeschichte 14,17). Auch Paulus bezeugt das: „Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar, denn Gott hat es ihnen offenbart. Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken, wenn man sie wahrnimmt , so dass sie keine Entschuldigung haben“ (Römer 1,19f.).

Aus den Werken seiner Schöpfung gibt uns Gott zu erkennen, dass er ist, jedoch nicht, wer er ist und wie wir mit ihm dran sind. Zudem haben die Menschen seine Stimme aus der Schöpfung oft nicht verstanden und nicht auf sie gehört. Paulus fährt deshalb fort: „Denn obwohl sie von Gott wussten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert“ (Römer 1,21). Die Offenbarung Gottes in der Schöpfung genügt also nicht und führt uns nicht zu einer klaren Erkenntnis Gottes.

Darum offenbart sich Gott in der Geschichte, insbesondere in der Geschichte seines Volkes Israel. Durch die Erwählung Abrahams und seiner Nachkommen hat Gott sich aus der gefallenen Menschheit ein Volk zum Eigentum erwählt und mit ihm seinen Bund geschlossen. Er hat ihm seinen Willen kundgetan, es durch Priester und Propheten geleitet und zur Ordnung gerufen. In der Geschichte mit Israel hat sich Gott selbst zu erkennen gegeben als Schöpfer und Herr, als Gott des Bundes, der Heiligkeit und Gerechtigkeit, aber auch als barmherziger und gnädiger Gott. Er hat Israel die Treue gehalten und trotz dessen Sünde es nicht verlassen oder verstoßen.

Die Geschichte dieser Offenbarung Gottes hat im Alten Testament ihren Niederschlag gefunden. Es enthält nicht nur Gottes Willen (die Tora), sondern es erzählt und deutet die Geschichte Israels mit Gott als Geschichte der Führung durch Gott, unter Gottes Gnade und Gericht.

Aus dieser Geschichte Israels stammt Jesus Christus. In ihm gipfelt für den christlichen Glauben die Offenbarung Gottes. In Christus spricht und zeigt sich Gott auf einzigartige Weise: „Nachdem Gott vor zeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn(…)“ (Hebräer 1,1f.). Jesus weiß sich vom Gott Abrahams, Isaaks und Jacobs berufen und gesandt. Er verkündet diesen Gott als den nahen, barmherzigen Vater. Jesus ist ganz eng mit diesem Gott verbunden: „Ich und der Vater sind eins“ (Johannes 10,30), so eng, dass er sogar sagen kann: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Johannes 14,9). In Jesus offenbart sich Gott in einmaliger und unüberbietbarer Weise. Von ihm heißt es darum: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Johannes 1,14). Das heißt, die Offenbarung Gottes geschieht für uns in diesem Menschen, nicht etwa in einem Buch. Im Zentrum unseres Glaubens steht eine Person: Jesus Christus. Für uns nimmt also Jesus als die Offenbarung Gottes genau die Stelle ein, die im Islam der Koran innehat. Jesus ist das lebendige, menschgewordene Wort Gottes an uns. In Jesus Christus erhält Gott für uns ein menschliches Gesicht. Darum ist es nicht richtig, den christlichen Glauben eine Buchreligion zu nennen.

Das wirkt sich natürlich auch auf den Inhalt der Offenbarung aus: Gott begegnet uns in Jesus Christus ganz persönlich, menschlich, lebendig, freundlich und herzlich. Im Leben Jesu zeigt und verwirklicht er seine Barmherzigkeit. Jesus lehrt nicht nur das Gesetz Gottes. Er droht und mahnt nicht nur (wie die Propheten meist im Judentum und Islam), er fordert nicht nur Gehorsam und Unterwerfung, sondern schenkt und gibt zuerst einmal die Gemeinschaft mit ihm und dadurch mit Gott, Vergebung, Heilung und Heil. Er nimmt uns die Angst vor Gott: „Fürchtet euch nicht!“ (Markus 5,36); (Matthäus 10,31); Lukas 2,10; Lukas 5,10; Johannes 14,27 u.ö.) richtet Menschen auf, nimmt sogar die Sünder an, kurz er hat eine frohe und befreiende Botschaft für uns: das Evangelium. Er schenkt uns Zuspruch und Verheißung, das Wort des Lebens, nicht nur den Buchstaben des Gesetzes, der tötet (2.Korinther 3,6). In Christus sind alle Verheißungen Gottes im alten Bund erfüllt (2. Korinther 1,20). Durch Jesu Leiden und Sterben schließt Gott mit allen Menschen einen neuen Bund (Jeremia31,33f.; 1,Korinter 11,25). Durch ihn erkennen wir Gott im Angesicht Jesu Christi.

Die Kunde von dieser endgültigen Offenbarung, der Heilstat Gottes in Jesus Christus, wurde zuerst mündlich verkündigt als frohe Botschaft (Evangelium). Sie ist wesensmäßig eine lebendige Stimme und Botschaft, eine Anrede an uns Menschen, eine „viva vox evangelii“ , die durch den Geist Gottes beglaubigt in unsere Herzen dringt. Das Evangelium war ursprünglich kein Buch und schon gar kein Gesetzbuch, sondern eben diese „gute, neue Mär“ (Nachricht), die Ansprache Gotts an uns durch Christus.

Die spätere schriftliche Aufzeichnung dieser Botschaft in unseren Evangelienbüchern ist als ein Notbehelf zu verstehen. Sie war notwendig, damit nichts davon in Vergessenheit geriet oder evtl. verändert wurde. Insofern ist die Bibel für uns ein unentbehrliches Hilfsmittel zur Erkenntnis der Wahrheit Christi und der Offenbarung Gottes, aber nicht die Wahrheit und Offenbarung selbst, sondern immer wieder auf ihn hin, der allein das lebendige Wort Gottes aufbewahrt, damit sie in jeder Predigt und jedem christlichen Zeugnis von ihm gleichsam wieder „aufersteht“ aus dem gedruckten Buchstaben des Buches und die Menschen als das lebendige Zeugnis von Christus heute erreicht.

Dabei ist selbstverständlich, dass dies Zeugnis von der Offenbarung Gottes in Christus immer durch Menschen geschieht. Anders als durch menschliche Vermittlung haben wir es nicht. Das gilt natürlich auch für die Bibel. Die Bibel ist von Menschen geschrieben und spricht in jeder Hinsicht menschliche Sprachen. Wir lesen in ihr die Botschaft von Gott in menschlicher Schrift. Wir sehen in ihr „Gottes Wort im Menschenwort“. Wir dürfen darum ihre menschliche Entstehungsgeschichte in großer Freiheit erforschen und ihre menschliche Seite anerkennen. Wir halten die Bibel also nicht für ein vom Himmel gefallenes Buch. Diese islamische Auffassung, die der vielschichtigen Wirklichkeit der Bibel nicht gerecht wird, würde ihre menschliche Seite leugnen und so vielen heutigen Menschen den Zugang zu Christus verbauen. Wir sehen in der Bibel – mit Luther „die Windeln, in denen das Christuskind eingewickelt liegt“. Wir lesen sie schließlich nicht um ihrer selbst willen, sondern um ihres eigentlichen Inhalts und ihrer Mitte willen: Christus. Darum verstehen wir den Christlichen Glauben auch nicht als Buchreligion, sondern als Religion des in Christus Mensch gewordenen Gottes.

Islamische Lehre vom Koran

Der Islam versteht sich dagegen selbst als Buchreligion, weil der Koran für ihn die Schrift bzw. Buch gewordene göttliche Offenbarung ist. Der Koran selbst verweist an vielen Stellen auf sich selbst als göttliches Buch. Dabei herrscht weithin die Vorstellung unter Moslems, dass dies Buch – in arabischer Sprache – die genaue Kopie der „Mutter des Buches“ sei, seiner im Himmel bei Allah befindlichen Vorlage. Der Koran gilt also gewissermaßen als „vom Himmel gefallenes Buch“, jedenfalls als ganz direkt vom Himmel herabgesandtes, offenbartes Buch.

Wir begegnen im Islam einem völlig ungebrochenen , steilen Inspirationsverständnis, dass man mit Recht als Verbalinspiration bezeichnen kann. Der Koran gilt als wortwörtlich von Allah inspiriertes Buch, das Allahs Willen und Weisung irrtumslos, absolut richtig enthält. Es könnte von ihm heißen: „Das Wort ward Buch“, d.h. die Wahrheit Allahs ist im Koran verbucht, Schrift geworden. Der Koran ist gleichsam rein göttlicher Natur, er hat keine menschliche Seite und auch – angeblich – keine menschliche Entstehungsgeschichte oder Schwächen. Er ist ewig, ungeworden und darum auch unveränderlich und absolut irrtumslos. Kritisch kann man von einem verabsolutierten, versteinerten Offenbarungsbegriff sprechen. Deswegen dürfen Muslime an den Koran auch nicht die Maßstäbe irdischer, menschlicher Entstehung und Abhängigkeit legen, also auch nicht zugeben, dass der Koran geschichtliche Vorlagen besitzt. Er ist gewissermaßen völlig voraussetzungslos und absolut, losgelöst von allem. Dieses Buch hat für die Muslime keine Vorgeschichte (etwa in der Bibel, im Juden- und Christentum), man darf es nicht damit vergleichen oder daran messen. Im Gegenteil, es selbst gilt als alleiniger, absoluter, ewiger und einzig richtige Maßstab für alle anderen. Dieses überzogene, übersteigerte Offenbarungsverständnis macht den Islam im Grunde so unbeweglich, starr und unfähig zum Dialog. Es verhindert eine historisch kritische Erforschung des Korans und die Anerkennung seiner menschlichen Seite und Geschichtsverbundenheit. Wie ein erratischer Block liegt es im Wege.

Der Islam sieht im Juden- und Christentum insofern ihm ähnliche Religionen, als er sie ebenfalls als Buchreligionen versteht. Er nennt uns, ihre Vertreter, „Leute des Buches bzw. Volk der Schrift. Dabei denkt er selbstverständlich an das Alte und Neue Testament. Aber er missversteht damit jedenfalls den christlichen Glauben und die Eigenart des Neuen Testamentes total. Für das Judentum mag seine Charakteristik ein Stück weit gelten.

Eine historisch-kritische Untersuchung seiner Entstehungsgeschichte und seines Inhalts oder auch nur eine geschichtliche Relativierung des Korans und seiner Vorschriften ist darum streng verboten und als Abfall vom Islam schwer bestraft. Das macht den Umgang mit dem Koran und der darauf sich gründenden islamischen Theologie so außerordentlich schwierig und lässt den Islam so unbeweglich und starr werden.

Diese offizielle islamische Auffassung vom Koran entspricht natürlich überhaupt nicht seiner tatsächlichen Entstehungsgeschichte. Die einzelnen von Mohammed empfangenen Offenbarungen (Suren) wurden zunächst von ihm memoriert und rezitiert, mündlich weitergegeben, von seinen Anhängern ebenfalls auswendig gelernt und nach und nach auf verschiedenen Materialien aufgeschrieben. Erst nach dem Tod Mohammeds begann man, diese Aufzeichnungen zu sammeln, zu vergleichen, zu sichten und auszuwählen und so zu einer einheitlichen Fassung zusammenzufassen. Das war vor allem das Werk des 3. Kalifen Osman (644-656 n. Chr.). Dabei ging wohl auch manches verloren, bzw. wurde absichtlich ausgeschieden, um unterschiedliche Auffassungen zu beseitigen (vergl. die sogenannten satanischen Verse). Erst von da ab gab es so etwas wie einen einheitlichen Koran.

Das Selbstzeugnis Jesu

Ein biblisches Thema :

Wir glauben: Jesus ist Gottes Sohn. Viele aber bestreiten das. Darum wollen wir einmal fragen, was Jesus selber zu seiner Person gesagt hat.

Zunächst ist schon bedeutsam, dass wir nach seiner Person fragen und nicht zuerst nach seiner Lehre. Bei menschlichen Lehrern ist das anders: Philosophen wie z.B. Plato oder Aristoteles haben das Denken ihrer Zeit und noch der folgenden Jahrhunderte stark beeinflusst – durch ihre Lehren; die Person spielte dabei keine Rolle.

Bei Jesus aber war schon für seine damaligen Zeitgenossen seine Person die Hauptfrage. Zwei Gründe gibt es dafür: Einmal war Jesu Lehre gar nicht neu; sie war im Grunde Auslegung und Anwendung dessen, was im Alten Testament schon offenbart war. Darum konnte er auch immer darauf hinweisen: „Wie steht geschrieben? ,“Habt ihr nicht gelesen?“

Zum andern aber sollte die offenbarte Lehre doch befolgt und getan werden, aber Israel versagte, immer wieder. Priester und Könige sollten helfen, aber auch sie versagten. Bis Gott ein Ende machen musste durch die Babylonische Gefangenschaft.

Was fehlte, war einer, der die Lehre verwirklichen konnte – ein Erlöser. Mose und die Propheten hatten einen solchen auch schon angekündigt, und seit dem Exil wartete man auf ihn. Man wusste, es kommt einer.

Der Evangelist Lukas berichtet, wie die Eltern das Jesuskind in den Tempel bringen. Da tritt Simeon zu ihnen, fromm und gottesfürchtig, und dann heißt es von ihm: „… und wartete auf den Trost Israels.“ Solche Menschen gab es damals, die den Retter herbei sehnten (Lukas 2,25).

Dann kam Johannes der Täufer und predigte in der Jordangegend die Taufe der Buße. Viele kamen herbei, ihn zu hören. Der Hohe Rat in Jerusalem musste die Sache untersuchen und schickte eine Kommission. Sie fragten Johannes nicht, was er lehre, sondern: „wer bist du?“. Johannes konnte antworten, er sei nicht der Christus, der komme nach ihm.

So stellte man dann auch Jesus diese Frage. Sogar Johannes selbst, als ihm später, im Gefängnis, noch Zweifel an Jesus gekommen waren und er zwei seiner Jünger schickte, Jesus zu fragen: „Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines anderen warten?“

Noch am Kreuz rief man ihm zu, diesmal spottend: „Bist du Gottes Sohn, dann steig herab…“ Und nach der Auferstehung ging`s weiter mit der Frage: wer war, wer ist Jesus – bis heute.

Wenn wir nun fragen, was Jesus selbst sagte, dann geht es um drei Titel:

Davidsohn, Menschensohn und Gottes Sohn.

  1. Davidsohn

Vielleicht vermisst jemand in der Gliederung den Messias-Namen. Er wird uns auch noch begegnen, aber er ist eine Weiterbildung aus dem Davids-Titel, im Wort Gottes verheißen war der Davidsohn.

Zuerst in 2. Samuel 7. Als David für Gott einen Tempel bauen wollte, ließ Gott ihm durch den Propheten Natan sagen: nicht du sollst mir ein Haus bauen, sondern ich will dir ein Haus bauen (Vers 5 u. 11). Gott will einem seiner Nachkommen „seinen Königsthron bestätigen ewiglich“ (Vers 13). – Das war 1000 Jahre vor Jesus.

Psalmen griffen diese Verheißung auf (Psalm 89; 132), andere Propheten erneuerten und bestätigten sie. An jedem Weihnachtsfest hören wir Jesaja 9,5f: “ Uns ist ein Kind geboren… auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids…“. Und Jeremia kündigt an (23,5): “ Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will, der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird.“

Könige wurden zur Einführung in ihr Amt gesalbt – ein Zeichen, dass der Geist Gottes sie leiten solle. Von einem König, wie die Propheten ihn ankündigten, muss das bestimmt im besonderen Maße gelten. Darum nannte man schließlich den Kommenden einfach den „Gesalbten“, hebräisch Messias, griechisch/lateinisch: Christus. Das Wort entwickelte sich zum Titel.

Man könnte denken, Jesus würde zu Beginn auftreten mit den Worten „Ich bin der Davidsohn, der Messias“! Er tat es nicht. Das hatten schon Männer vor ihm getan, hatten einen Aufstand gemacht und waren kläglich gescheitert.

Nein, Jesus wollte an seiner Verkündigung und an seinen Taten als solcher erkannt werden. Seinen Gegnern sagte er einmal deutlich, sie sollten doch seinen Werken glauben, die der Vater im Himmel ihm gegeben hat, wenn sie seinen Worten nicht glauben wollten (Johannes 10,37f). Und Johannes 5,36: “ diese Werke, die ich tue, bezeugen von mir, dass der Vater mich gesandt hat“.

Den beiden Boten, die Johannes der Täufer zu ihm sandte, antwortete er auf ihre Frage weder mit ja noch nein, sondern: „Sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt“ (Matth.11,2ff).

Johannes kannte die Bibel auswendig; er wird gleich erkannt haben, dass Jesus aus Jesaja 35 und 61 zitierte, wo der Prophet das zukünftige Heil geschildert hat.

Häufig aber geschah es, dass andere ihn mit messianischen Titeln anredeten. Solche Begebenheiten sind besonders bedeutsam.

Bei Jericho riefen zwei Blinde am Wege: „Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich unser!“ (Matth.20,30ff). Jesus hatte ihnen keine Vorhaltungen gemacht: was sagt ihr da! Nein, er akzeptierte diese Anrede. Das ist Selbstzeugnis ohne eigene Worte, aber vor vielen Zeugen.

In Kapitel 21 schildert Matthäus den Einzug Jesu in Jerusalem. Die begeisterte Menge rief: „Hosianna dem Sohn Davids!“ Das war der Ruf, mit dem man den Messias begrüßen wollte, wenn er kommt. Und Jesus? Er nahm die Huldigung an.

Auf dem Tempelplatz ging es weiter; da riefen die Kinder, „Hosianna dem Sohn Davids!“ Der Hohe Priester und die Schriftgelehrten stellten Jesus entrüstet zur Rede: „Hörst du auch, was diese sagen?“ Aber Jesus fragte zurück, ob sie nie Psalm 8 gelesen hätten: „Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du Lob zugerichtet.“ Da bestätigte er den Ruf vor den maßgebenden Männern Israels.

Ebenso wichtig ist das Zeichen, dass Jesus bei seinem Einzug gesetzt hat: er ritt auf einem Esel. Jesus ist sonst nie geritten ; er ging zu Fuß durchs ganze Land. Aber hier den Ölberg herab, nahm er einen Esel, weil der Prophet Sacharja es so angekündigt hatte (Sacharja 9,9). Damit erhob Jesus deutlich und öffentlich den Anspruch: ich bin der verheißene König Israels! Nun nehmt Stellung! –Sie haben es dann auch getan!

Auch vor Pilatus hat Jesus sich als König bekannt, und damit vor dem Vertreter des Kaisers, der weltlichen Macht (Joh.18,37). Pilatus hat es dann veröffentlicht am Kreuz, dreisprachig (Joh.19,9f).

Seine Jünger hatte Jesus einmal gefragt, für wen sie ihn hielten. Petrus machte sich zum Sprecher der andern: du bist der Christus. Hier im vertrauten Kreise, hat Jesus es sogar ausdrücklich bestätigt, aber sie sollten es noch nicht weitersagen (vergleiche Matthäus 16,13ff; Markus 8,27-30; Lukas 9,18-21)

Fazit: Jesus hat sich mehrfach eindeutig als der angekündigte Davidsohn bekannt, und damit als König Israels, als Christus.

  1. Menschensohn

Das Wort gebraucht Jesus häufig, wenn er etwas über sich selbst sagte. Ein Beispiel: „Des Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ (Lukas 19,10) .

Der Ausdruck ist doppeldeutig. Er kann einfach meinen: der Mensch, oder: der wahre Mensch, so wie Gott ihn geschaffen und gemacht hatte.

Er kommt aber noch in anderer Bedeutung in Daniel 7,13f vor. Da beschreibt der Prophet eine Vision: „Und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschensohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.“

Daniel schaut hier, wie Gott in der letzten Zeit einen Weltherrscher einsetzt.

In welcher Bedeutung hat Jesus nun das Wort gemeint? Die Hörer jedenfalls haben verstanden, dass er von sich selbst sprach. Nur einmal, Johannes 12,34, fragten sie nach, wer dieser Menschensohn sei.

Aber im Prozess vor dem Hohen Rat machte Jesus eine bedeutsame Aussage: „Von nun an wird`s geschehen, dass ihr sehen werdet des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels“ (Matth.26,64).

Hier zitierte er aus Daniel 7 und zeigte damit, dass er diese Stelle beim Gebrauch des Wortes Menschensohn mit im Blick hatte und letztlich meinte. Was hat das uns zu sagen?

Im Teil 1 sahen wir, dass der Davidsohn-Titel einen König für Israel bezeichnete, der ewig regieren solle, dem Gott aber die Weltherrschaft übertragen würde.

Damit offenbarte Gott: der Davidsohn bleibt nicht auf Israel beschränkt; die Völkerwelt wird mit einbezogen in Gottes Erlösung – das Heil für die Heiden ist hier im Blick.

Matthäus 26,64, die Aussage vor dem Hohen Rat, ist ein Selbstzeugnis Jesu: er verstand sich als der Weltherrscher der Endzeit. Nach seiner Auferstehung sagte er es seinen Jüngern – Matthäus 28,18: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“

  1. Der Sohn Gottes

Auch hier gilt: Jesus wollte nicht einfach behaupten, Sohn Gottes zu sein, sondern er wollte an seinen Worten und Taten als solcher erkannt werden.

In Markus 2,1ff spricht Jesus zu einem Gelähmten: “ Ich sage dir, stehe auf, nimm dein Bett und gehe heim!“ In dem Augenblick sind die Muskeln, Sehnen, Nerven des Kranken wieder in Ordnung gebracht und er kann aufstehen. “ Wir haben solches noch nie gesehen“, sagten die Zuschauer.

Und noch deutlicher in Lukas 7,11ff in Nain, da hält Jesus einen Beerdigungszug an und spricht zu dem Toten: „Jüngling, ich sage dir, stehe auf!“ Und er steht auf.

Das gibt es bei uns Menschen nicht, dass ein Wort geschieht. Aber in der Schöpfungsgeschichte steht es: „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht“ (1.Mose 1,3). Gott schafft durch sein Wort. Die Hörer Jesu kannten das, und so hätten sie folgern können: Gott ist zu uns gekommen. Das hatte Jesus erwartet. Seine Taten waren ein Selbstzeugnis, sie sprachen für sich.

Als Mose am brennenden Dornbusch Gott nach seinem Namen fragte, lautete die Antwort: „Ich werde sein, der ich sein werde“, oder „Ich bin, der ich bin“ (2.Mose 3,14). Nur Gott kann sich so nennen. Er bleibt sich gleich. Wir sind sehr veränderlich.

Jesus aber nimmt dieses Wort auf und spricht: „Ich bin – der gute Hirte, das Leben, die Auferstehung“ (Johannes 10,11; 11,25). Er sagte: „Ehe denn Abraham ward, bin ich“ (Johannes 8, 58); ja, er sagte sogar: „So jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich“ (Johannes 8, 51).

Bei solchen Worten gibt es nur zwei Möglichkeiten: es ist ihm abzunehmen und an ihn glauben, oder sagen: er ist von Sinnen, wie seine Familie vorübergehend gedacht hatte (Markus 3, 21)

Nun meint die „Historisch-kritische Theologie“, Jesus habe diese Worte gar nicht gesagt, sondern die Urgemeinde habe sie ihm in den Mund gelegt, um ihn groß zu machen. – Das hieße aber, die Schreiber der Evangelien hätten Jesus Unsinniges in den Mund gelegt, Worte, hinter denen nichts steht. Und hieße weiter, diese Schreiber wären von Sinnen gewesen.

Jesu Worte waren Selbstzeugnis, und seine Hörer haben sie sehr wohl verstanden: Er ist Gott, Gottes Sohn – oder ein Lästerer. Seine Gegner entschieden sich für das zweite und hoben Steine auf …(Johannes 10, 31-33). Seine Jünger, die Apostel, waren bereit, für seine Worte ihr Leben einzusetzen.

Wenn Jesus von sich bezeugt: „Ich und der Vater sind eins“, (Johannes 10, 30), dann zeigt er damit, dass er eine besondere, einmalige Beziehung zu Gott hat. Wir dürfen auch Kinder Gottes heißen, durch Glauben und den Geist Gottes von neuem geboren (Johannes 3, 3 u. 5; 1.Petrus, 1, 3), aber Jesus ist aus Gott hervorgegangen, ist der „eingeborene Sohn“ (Johannes 3, 16).

Diese besondere Beziehung zu Gott hat er auch dadurch zum Ausdruck gebracht, dass er immer „mein Vater“ sagte, nicht „unser Vater“. Wir, seine Jünger, dürfen „unser Vater“ beten (Vergl. Johannes 17, 20).

Etliche seiner Hörer erkannten: seine Worte sind wahr. Und dann sehen wir das gleiche wie in Teil 1, dass Jesu gläubige Anerkennung nicht zurückgewiesen hat:

Matthäus 14, 33 – Als Jesus in stürmischer Nacht, auf dem See gehend, zu den Jüngern in das Schiff trat und der Wind sich legte, da fielen sie im Schiff vor ihm nieder und sprachen:“Du bist wirklich Gottes Sohn!“

Johannes 11,27 spricht Martha: „Ich glaube, dass du bist Christus, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist“. Und Johannes 20, 28 sagt Thomas zu Jesus: „Mein Herr und mein Gott!“

Selbstzeugnisse Jesu durch Anerkennung und Worte anderer.

Aber es gab auch ausdrückliche Bestätigungen durch Jesus.

Dazu noch zwei Stellen:

Matthäus 16, 16f, in der Öffentlichkeit vor dem Hohen Rat, als der Hohepriester ihn beschwor, ihnen zu sagen, ob er sei der Christus, der Sohn Gottes, da antwortete Jesus: Du sagst es, d.h. ja, ich bin`s. Eine Aussage vor dem Richter, unter Eid, und obwohl er wusste, dass sie ihn an das Kreuz bringen würde.

Jesus hat sein Bekenntnis zu seiner Gottessohnschaft mit seinem Leben bezahlt – das ist größter Wahrheitsbeweis.

Ergebnis: Die Frage: „Wer bist du?“ hat Jesus klar beantwortet. Nach seinem Selbstzeugnis ist er: der König Israels – der Davidsohn; der kommende Weltherrscher – der Menschensohn; der Mensch gewordene Gottessohn.

AMEN!

 

Biblischer Exkurs zum Thema Teufel

Die mit Tränen säen werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen und kommen mit Freude und bringen ihre Gaben (Ps 126, 5-6)

  1.  Über die Tränen in dieser Welt 1. Diese Welt ist voller Tränen!
  2. Diese Tränen liegen ursächlich in der Existenz des Widersachers begründet!
  3.  Diese Tränen werden für die in Jesus Christus in Freude gewandelt!

Gibt es den Teufel?

  •  biblischer Befund; Benennung an über 100 Stellen mit unterschiedlichen Namen
  •  „Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“ (Vaterunser Mt. 6,13)
    
    Frage 1 Heidelberger Katechismus
  • „Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde. Amen.“ (Luthers Morgensegen)
  •  „Der Teufel ist eine schreckliche Realität. Wer die Existenz dieser Wirklichkeit bestreitet stellt sich außerhalb der biblischen und kirchlichen Realität.“ (Papst Paul VI)

Wie lauten die Namen des Teufels?

Vergleiche:

  • Mt. 13,19 – Böse – gr. Poneros – das Böse, das Schlechte
  • Mk 4,15 – Satan – gr. Satanas – Wiedersacher, Satan
  • Lk 8,12 – Teufel – gr. Diabolos – Verleumder, Entzweier

 Böse ( Mt 13,19), Satan ( Mk 4,15), Teufel (Lk 8,12); Feind (Lk 10,19), Versucher (Mt 4,3), Fürst dieser Welt (Lk 4,6), Gott dieser Welt (2.Kor.4,4), großer Drache, alte Schlange (Offenb.12,9), Menschenmörder von Anfang an ( Joh 8.44), Beelzebul (hebr. baal zibbul- Herr des Mistes, (Mt 12,24), Legion (Mk 5,9)

– die Namen sagen etwas über das Wesen und die Eigenschaften des Teufels aus!

Zwei kurze Hinweise:

  1.  Zum Namen Luzifer: kein biblischer Name des Teufels, wohl aber mit biblischem Hintergrund; lat. Aus lux, lucis=Licht und ferre=bringen, Luzifer=Lichtbringer; ( Jes.14,12 und Luk 10,18)
  2.  Zum Namen Abaddon (oder Apollyon): in Offenb. 9,11 wird dieser Name genannt als der Name des Engels über dem Abgrund; ist es ein Engel Gottes; ist es der Teufel oder gar Jesus selber

Was ist der Teufel?

Definitionen:
Der Teufel ist eine real existierende Macht, die gegen Gottes gute Schöpfung wirkt und kämpft; und zwar in und durch uns, um uns und über uns. (LK 22,3)

-Der Teufel ist der Teufel Gottes (Hi 1,6 u. 7),( Amos 3,6); er ist ein Geschöpf Gottes, das zwar besiegt ist, aber jetzt noch Macht hat; er ist aber kein Gegengott!
-Der Teufel ist ein Faktor im Herrschaftsbereich Gottes.

Wie wirkt der Teufel?

Der Teufel wirkt gegen Gottes gute Schöpfung in und durch uns. Sein Ziel ist die Zerstörung von Gottes guter Schöpfung, durch das Böse, die Entzweiung, die Verleumdung und durch den Tod. Dabei wirkt er durch:

  1. Kampf gegen das Wort Gottes (Lk 8,12)
  2. Besessenheit (Mk 5,1-19)
  3. Reichtum (Mt 4,8)
  4.  Menschliches Leiden (2.Kor 12,7)

– Wir Menschen sind dabei immer Opfer und Werkzeuge zugleich.

Wie kann ich mich vor dem Teufel schützen?

Nur durch Jesus Christus, der dem Teufel alle Macht genommen hat und ihn für mich besiegt hat. Wohnt Jesus in mir, so hat der Teufel keinen Platz mehr. Und wir brauchen dann auch keine Angst vor dem Teufel zu haben. Angst ist ein Ziel des Teufels. Jesus aber sagt: Fürchte dich nicht!

-Durch die geistliche Waffenrüstung haben wir Schutz durch Jesus (3XG): Gottes Wort, Gebet, Glaube.

(Epheser 6, 10-20) 10 Zuletzt: Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. 11 Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels. 12 Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. 13 Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt. 14 So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit 15 und an den Beinen gestiefelt, bereit einzutreten für das Evangeliums des Friedens. 16 Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösen, 17 und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes. 18 Betet alle Zeit mit Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit im Gebet für alle Heiligen 19 und für mich, dass mir das das Wort gegeben werde, wenn ich meinen Mund auftue, freimütig das Geheimnis des Evangeliums zu verkündigen, 20 dessen Bote ich bin in Ketten, dass ich mit Freimut davon rede, wie ich es muss.

Der Text: Offb 12,1-18

  1.  Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen.
  2. Und sie war schwanger und schrie in Kindesnöten und hatte große Qual bei der Geburt.
  3.  Und es erschien ein anderes Zeichen am Himmel, und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner auf seinen Häuptern sieben Kronen,
  4.  und sein Schwanz fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Und der Drache trat vor die Frau, die gebären sollte, damit er, wenn sie geboren hätte, ihr Kind fräße.
  5.  Und sie gebar einen Sohn, einen Knaben, der alle Völker weiden sollte mit eisernem Stabe. Und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und seinem Thron.
  6.  Und die Frau entfloh in die Wüste, wo sie einen Ort hatte, bereitet von Gott, dass sie dort ernährt werde tausendzweihunderundsechzig Tage.
  7.  Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen.
  8.  Und der Drachen kämpfte und seine Engel, und sie siegten nicht und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel.
  9.  Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen.
  10.  Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unsers Gottes geworden und die Macht seines Christus; denn der Verkläger unserer Brüder ist verworfen, der sie verklagte Tag und Nacht vor unserem Gott.
  11.  Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis hin zum Tod.
  12.  Darum freut euch, ihr Himmel und die darin wohnen! Wehe aber der Erde und dem Meer! Denn der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, dass er wenig Zeit hat.
  13.  Und als der Drache sah, dass er auf die Erde geworfen war, verfolgte er die Frau, die den Knaben geboren hatte.
  14.  Und es wurden der Frau gegeben die zwei Flügel des großen Adlers, dass sie in die Wüste flöge an ihren Ort, wo sie ernährt werden sollte eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit fern von dem Angesicht der Schlange.
  15.  Und die Schlange stieß aus ihrem Rachen Wasser aus wie einen Strom hinter der Frau her, um sie zu ersäufen.
  16.  Aber die Erde half der Frau und tat ihren Mund auf und verschlang den Strom, den der Drache ausstieß aus seinem Rachen.
  17.  Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, zu kämpfen gegen die Übrigen von ihrem Geschlecht, die Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu.
  18.  Und er trat an den Strand des Meeres. (Offb12,1-18)

Exegetische Annäherung an Offb 12

Mögliche Identifikationen der Frau:

  1.  Maria als Mutter Jesu
  2. Der Glaube (im griechischen weiblich)
  3. Die Gnade ( im griechischen weiblich)
  4. Die Liebe ( im griechischem weiblich)
  5.  Die Gemeinde (im griechischen weiblich)

Sie kennen die Wahrheit

 In Bolivien hörte ein Missionar auf dem Missionsfeld die Geschichte von zwei katholischen Missionspredigern. Ein Jesuit,der in Bolivien arbeitet, las die Bibel, um den protestantischen Glauben kennenzulernen. Der Erfolg war verblüffend. Nach langen inneren Kämpfen sagte er sich von der katholischen Kirche los. Daraufhin wurde ein spanischer Missionar mit Namen Allonso von seiner Kirche beauftragt, nach Bolivien zu reisen, um dort den Jesuiten zur alleinseligmachenden Kirche zurückzubringen. Die beiden Männer saßen  oft in der Diskussion um den Glauben und in der Lektüre der Bibel zusammen. Wieder ein unerwünschter Erfolg! Allonso wurde in seiner Theologie wankend. Seine ersten Zweifel an der katholischen Kirche setzten ein. Den letzten Stoß gab ihm Epheser 2,8-9: “ Aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben – und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es — nicht aus den Werken, auf dass sich nicht jemand rühme.“ Im Herzen Allonsos echochte es: Gnade — nicht Werke, Glaube — nicht Kirche !

Allonso konnte mit seiner eigenen Bekehrung zur Wahrheit der Bibel den Auftrag seiner Kirche nicht ausführen. Er kehrte nach Spanien zurück und erstattete Bericht. Nur kurze Zeit konnte er die neu erkannte Wahrheit in Spanien verkündigen, dann setzte seine Verfolgung durch die katholische Kirche ein. Er verließ das Land und predigt zur Zeit das Evangelium in Frankreich und in anderen Ländern. Jesus sagte: “ Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“( Joh.8/32) Allonso ist nicht der einzige Spanier, der diesen gefährlichen Weg der Wahrheit einschlug. Sein Leidensgenosse Lacueva hat den gleichen Kurs gewählt. Lacueva war Canon einer Kathedrale und zugleich Professor für systematische katholische Theologie. Er erhielt von seiner Kirche den Auftrag, die Quellen des Protestantismus

zu studieren, um ihn bekämpfen zu können. Lacueva las die lutherische Bibelübersetzung und die lutherischen Bekenntnisschriften mit dem Erfolg, dass er von ihrer Wahrheit überführt wurde. Damit begann für Lacueva ein langer Leidensweg, dessen Geschichte schon in England, in der Schweiz und in Deutschland veröffentlicht ist. In Johannes 17, 17  betete der Herr Jesus: „Heilige sie in deiner Wahrheit. Dein Wort ist die Wahrheit.“

Die Bibel ist die Wahrheit Gottes über ihn selbst und die Wahrheit Gottes über uns. Es ist die einzige Wahrheit, die uns rettet und frei macht.  

Das geoffenbarte Wort

 Es gibt verschiedene Formen der Offenbarung Gottes. Zunächst hat Gott seinen Willen, seine Heilsplanungen in die Bibel hineingelegt. In der zweiten Etappe offenbart Gott, die geistliche Gewalt der Bibel den Menschen, die an ihn glauben. Auf das ursprüngliche Bild zurückkommend, heißt das: Wir verstehen die Bibel erst dann, wenn der Heilige Geist sie und uns entzündet. Die Heilige Schrift bleibt dann nicht mehr das Lehrbuch, das Textbuch, sondern wird zur Quelle des Heils, zum Weg der Errettung. Das intellektuelle Verständnis wird dann abgelöst vom existenziellen Betroffensein durch den Heiligen Geist. Wir haben damit ein neues Vorzeichen für das Verständnis der Bibel.  

Klarstellung der Auslegung der Offenbarung

An die Ohren von Jim Baum drang das Gerücht, dass in Onkel- Toms-Hütte, nicht zu verwechseln mit Hütte-Davids, eine Auslegung der Offenbarung des Johannes anstand.

Jim machte sich frühzeitig auf den Weg, um sich kein Wort des Vortrages entgehen zu lassen. Als er den Raum betrat, sah er in der ersten Reihe den Allgewaltigen mit seinen Pharisäern und Schriftgelehrten sitzen. Da erhob sich schon ein junger Saulus, strebte dem Rednerpult entgegen, schlug in seiner Bibel die Offenbarung des Johannes auf und krähte mit hoher Stimme: “ In der Offenbarung geht es nur um die Juden.“ Dementsprechend waren dann auch seine abenteuerlichen Darlegungen der biblischen Aussagen.

Jim war sehr erschrocken und dachte so bei sich, so etwas habe ich noch nie vernommen. Denn von Kindes an hatte man ihn gelehrt, dass die Offenbarung des Johannes den Gottessohn zum Inhalt habe und für die Gemeinde des Herrn ein Trostbuch sei.

Darum muss mit der gebotenen biblischen Nüchternheit von der Erwartung eines tausendjährigen Friedensreiches auf Erden ( Chiliasmus, Prämillenialismus gesprochen werden.

Immer wieder hört man von evangelikalten Christen, dass Jesus Christus wiederkommen und ein tausendjähriges Friedensreich auf Erden aufrichten werde, in dem es keine innere und äußere Bedrohung mehr durch Bosheit und Feinde geben würde, denn die wären vernichtet. Erst nach den tausendjährigen Friedensjahren würden die Toten auferstehen und das Jüngste Gericht gehalten. Man beruft sich dabei auf Kapitel 20 der Offenbarung des Johannes und verbindet dieses vor allem mit Worten des Propheten Jesaja. Dieses Verständnis und diese Auslegung lassen jedoch entscheidende Gesichtspunkte und Auslegungsregeln außer acht.

Die Offenbarung des Johannes ist die Niederschrift von Visionen, die dem Johannes durch den Auferstandenen, zur Rechten Gottes sitzenden Christus zuteil geworden sind. Sie beinhalten eine Fülle von umschreibenden Bildern, die bewusst nicht wörtlich, sondern symbolisch verstanden werden wollen.

Die Offenbarung soll ein Buch des Trostes für die verfolgte Gemeinde aller Zeiten sein.

Sie redet vom endgültigen Sieg Jesu Christi über die satanischen Mächte und von der kommenden Ewigkeit und Herrlichkeit Gottes. Doch kann die symbolisch umschreibende Bildsprache der Offenbarung vielfach nicht eindeutig und zuverlässig entschlüsselt werden. Da lässt Gott etliches und genaueres verhüllt. Wie uns der Apostel Paulus schreibt ( 1. Korinther 13. Vers 12 ) “ Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.“ Bei dieser Sachlage kann nun nicht ein bestimmtes Bild der Offenbarung herausgegriffen und ausgerechnet für dieses ein wortwörtliches Verständnis eingefordert werden. Man wird doch auch zum Beispiel Offenbarung 21, Vers 6 nicht so wörtlich verstehen wollen, dass Gott uns in der Ewigkeit einen Becher mit frischem Quellwasser für unseren Durst reichen werde.

Zu berücksichtigen ist auch, dass die Offenbarung des Johannes zu den Antilegomena  gehört. Das sind Schriften, die nicht in allen christlichen Gemeinden des zweiten Jahrhunderts zur Zeit der Kanonbildung bekannt waren. Oder auch, dass diese von einigen Gemeinden bewusst im Gottesdienst nicht verlesen wurden, weil man Zweifel an ihrem apostolischem Ursprung hatte. Die Antilegomena sind sozusagen unter einem gewissen Vorbehalt in den biblischen Kanon aufgenommen worden.

Aufgrund der nicht eindeutigen umschreibenden Bildersprache und des zweifelhaften Status als Antilegomena kann man allein mit den Worten der Offenbarung des Johannes keinen Glaubenssatz begründen, wenn er sich nicht auch noch anderweitig im neuen Testament finden und begründen lässt. In den Evangelien wie auch in der Apostelgeschichte und den Briefen finden wir aber keine Aussage, dass Jesus zunächst zum Aufrichten eines tausendjährigen Friedensreiches auf Erden wiederkommen werde, sondern dass er unmittelbar zum Gericht kommen wird. Von der Verheißung eines “ irdischen Zwischenreiches von tausend Jahren “ ist außerhalb der Offenbarung nirgendwo im Neuen Testament die Rede. Ganz im Gegenteil, Jesus kommt den Sehnsüchten und Erwartungen der Juden und auch seiner Jünger nicht nach, nämlich sich zum irdischen König zu machen und für Israel ein irdisches Reich aufzurichten. ( Lukas 17, Vers 21 ) Stattdessen spricht Jesus(Johannes 18, Vers 36 ): Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Und dieses Wort Jesu behält Gültigkeit ! Es schließt ein zukünftiges tausendjähriges Reich Christi auf Erden aus.

Die evangelikale Erwartung eines irdischen tausendjährigen Reiches mit Christus als König entspricht den falschen jüdischen Erwartungen zur Zeit Jesu. Jesu Worte aber sind einfach und eindeutig. Nach den Bedrängnissen der letzten Zeit( “ Geburtswehen “ vor der Ewigkeit ) wird Jesus am Jüngsten Tag zum Gericht über die dann Lebenden und die auferstandenen Toten kommen.

Die Seinen wird er eingehen lassen zu seiner Herrlichkeit und die anderen zur Verdammnis.( Matth. 24-25 ). Darauf sollen wir vorbereitet sein. In den reformatorischen Bekenntnisschriften Artikel 17 heißt es : Es wird gelehrt, dass unser Herr Jesus Christus am Jüngsten Tag kommen wird, um zu richten und alle Toten aufzuerwecken, den Gläubigen und Auserwählten ewiges Leben und ewige Freude geben, den gottlosen Menschen aber und die Teufel wird er in die Hölle zur ewigen Strafe verdammen. Deshalb werden die jüdischen Lehren verworfen, die sich auch gegenwärtig ausbreiten nach denen vor der Auferstehung der Toten die Heiligen und Fromme ein weltliches Reich aufrichten und alle Gottlosen vertilgen werden.

Dagegen wird mancher einwenden, dass aber doch auch schon im Alten Testament, besonders in Jesaja 11 und 60 65, Worte über ein kommendes Friedensreich des Messias zu finden seien. Doch wie bei der Offenbarung des Johannes und die meisten prophetischen Schriften, so sind auch diese Kapitel Jesajas in prophetischen Bildreden gegeben. Schon beim ersten Vers des Kapitels 11 wird klar, dass hier nicht ein alter realer Baumstamm gemeint ist, der nun noch mal wunderbarerweise ausschlägt, sondern im übertragenen Sinne vom kommenden Messias, von Christus, die Rede ist.

Nun aber ist Christus gekommen und die bildhafte Prophetie erfüllt ! Jesus selbst sagt, dass sich mit ihm die Verheißungen des Propheten Jesaja erfüllt haben ( Lukas 4, Vers 21 ). Der Apostel Paulus schreibt ( 2. Korinther 1, Vers 20 ) : “ Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das Ja.“ Das ganze Alte Testament hat sich in Jesus erfüllt ! Ja, mit und durch Jesus wird sogar vielfach der Wortlaut der alttestamentlichen prophetischen Worte übererfüllt. Zum Beispiel ist in (Jesaja 65, 20 ) von dem neuen Himmel und der neuen Erde bildhaft prophetisch die Rede : “ Als Knabe gilt, wer hundert Jahre alt stirbt, und wer hundert Jahre nicht erreicht, gilt als verflucht.“ Aber Christus hat uns durch sein Kreuzesopfer nicht nur ein jahrhunderte langes Leben, sondern das ewige Leben in seiner Herrlichkeit erworben und geschenkt. Deshalb müssen wir das Alte Testament  mit all seinen Prophetien von seiner Erfüllung her, von Christus her, vom Neuen Testament her lesen, verstehen und auslegen.

Insgesamt ist auch zu berücksichtigen, dass Gott selten die prophetischen Worte des Alten Testament wörtlich im unmittelbaren Sinne erfüllt hat. Meistens hat Gott sie  in ganz anderer Weise erfüllt, als es sich die Zeitgenossen gedacht und gewünscht hatten. Aufgrund der alttestamentlichen bildhaften Prophetie erwarteten und wünschten sich die Juden das Kommen eines irdischen Messias, eines Christuskönigs mit einem irdischen Reich. Gesandt aber hat Gott keinen mächtigen menschlichen König, sondern seinen eigenen Sohn, der das Kreuz und die Dornenkrone auf sich genommen hat, aber damit viel mehr, nämlich die Vergebung der Sünden, die Versöhnung mit Gott und das ewige Leben gebracht hat.

Abschließend ist festzustellen, dass es nicht sachgemäß ist, die Offenbarung des Johannes mit Jesaja zu verbinden und auszulegen. Vielmehr ist es sachgemäß die prophetischen umschreibenden bildhaften Worte Jesajas mit dem Kommen Jesu als erfüllt zu verstehen und die bildhaften Worte der Offenbarung des Johannes mit den klaren Worten des Neuen Testamentes zu verstehen und auszulegen. Dann bleibt kein Raum mehr für die Behauptung, dass Jesus zunächst zur Königsherrschaft in einem tausendjährigen Friedensreich kommen werde. Statt dessen bietet sich an, unter dem tausendjährigen Reich Christi die lange Zeit der Gemeinde Jesu Christ von Pfingsten bis zur sichtbaren Wiederkunft des Herrn zu verstehen. In dieser Zeit regiert Christus sein Reich, seine Gemeinde, noch auf unsichtbare Weise.