Archiv der Kategorie: Die Bibel

Wie sich doch die Zeiten ändern

Die meisten Christen heutzutage haben Römer 13, die Verse 1 + 2 verinnerlicht, dagegen die Verse 3 – 7 werden von ihnen nicht beachtet, erklären doch gerade sie, wie eine „Obrigkeit“ zu handeln hat. Dieses Thema steht einfach nicht auf den Agenden der Gemeinden. Wünscht ein aufgeweckter Jugendlicher über diese Sachverhalte zu reden, so wird er von den Ältesten in ihrer Echokammer bei der Beschäftigung mit sich selbst mundtot gemacht.

Dabei liegt es hell am Tage, im bunten Deutschland sind wir mittlerweile fast bei sowjetischen Verhältnissen angelangt. Nun sind die Propaganda – Poster heute schicker und viel bunter als im grauen Sozialismus. Ununterbrochen werden wir von den Herrschenden mit erhobenen Zeigefinger ermahnt. Wir sollen Aidskranken freundlicher begegnen, unseren farbigen Nachbarn aus Südafrika lieben, uns über knutschende Schwule freuen und die traditionelle Familie als Auslaufmodell empfinden. Da legt man uns die Energiewende ins Aus als alternativlos dar, und dass Tierrechte höher als Menschenrechte zu stellen seien. Die EKD ergriff sofort die Gelegenheit beim Schopf und führte Gottesdienste für Tiere ein.

Wie war das eigentlich vor einigen Jahrzehnten, damals, als Albert Schweizer, der große Humanist, von aller Welt uferlos bewundert wurde. In seinem Krankenspital Lambarene, im Kongo, vollbrachte dieser Mann in seinem Arztberuf doch große Heldentaten im Dienst an den Schwarzen(Vollnegern).

Lesen wir einmal den Beitrag von Albert Schweizer über die afrikanische Herrenrasse, es muss noch hinzugefügt werden, dass Albert Schweizer, Friedensnobelpreisträger von 1952 war und in seinem Buch 1961, From My African Notebook die gewonnenen Erfahrungen im Verlauf seiner Dienstzeit an den Farbigen veröffentlichte.

Gäbe Albert Schweizer seine Erfahrungen in dieser Zeit kund, die kranke deutsche Justiz brächte ihn wegen Aufruf zum Rassenhass viele Jahre hinter Schloss und Riegel. Aber zum Glück erlebte er die heutigen deutschen Verhältnisse nicht mehr.

Albert Schweizer und die afrikanische Herrenrasse

„Ich habe mein Leben gegeben, um zu versuchen, die Leiden von Afrika zu lindern. Es gibt etwas, das alle weißen Männer, die hier gelebt haben, wie ich, lernen und wissen müssen: dass diese Personen eine Sub-Rasse sind.

Sie haben weder die intellektuellen, geistigen oder psychischen Fähigkeiten, um sie mit weißen Männern in einer beliebigen Funktion unserer Zivilisation gleichzusetzen oder zu teilen. Ich habe mein Leben gegeben, um zu versuchen, ihnen die Vorteile zu bringen, die unsere Zivilisation bieten muss, aber mir ist sehr wohl bewusst geworden, dass wir diesen Status behalten: die Überlegenden und sie die Unterlegenen.

Denn wann immer ein weißer Mann sucht unter ihnen als gleicher zu leben, werden sie ihn entweder zerstören oder ihn verschlingen. Und sie werden seine ganze Arbeit zerstören.

Erinnert alle weißen Männer von überall auf der Welt, die nach Afrika kommen, daran, dass man immer diesen Status behalten muss: Du der Meister und sie die Unterlegenen, wie die Kinder, denen man hilft oder die man lehrt. Nie sich mit ihnen auf Augenhöhe zu verbrüdern. Nie sie als sozial Gleichgestellte akzeptieren, oder sie werden dich fressen. Sie werden dich zerstören.

Darum liebes gläubiges Mädchen, heirate niemals einen Schwarzen oder einen Morgenländer mit Moslemchip im Kopf. Beide werden Dich zerstören und verschlingen!

Beerdigung oder Kremation? – Was sagt die Bibel dazu?

Martin S.

Die Bibel zeigt uns die Erdbestattung als den von Gott gewiesenen Weg

Schon in 1. Mose 3, 19 sagt Gott zum Menschen: „(…) denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.“ Nur auf dem Weg der Erdbestattung und Verwesung wird der Mensch wieder zu Erde – nicht auf dem Weg der Feuerbestattung. Wenn man heute an den Gräbern oft die Worte hört: „Erde zu Erde, Asche zu Asche und Staub zu Staub“, dann stehen diese Worte nicht in der Bibel. Sie sind ein Entgegenkommen an den Zeitgeist, der die Verbrennung haben will.

Alle „normalen“ Bestattungen in der Bibel sind Erdbestattungen oder Grabhöhlenbestattungen. Im Alten Bund ist uns Abraham ein Vorbild. Er ist der Stammvater Israels und der Vater der Gläubigen. Er kaufte sich ein Erdbegräbnis von dem Hethiter Efron als einzigen Besitz, den er im Land Kanaan hatte. (1.Mose 23, 17 – 20). In dieser Grabstätte wurde auch Jacob begraben. Jakob war sein Begräbnis so wichtig, dass er die Überführung seines Leichnams von Ägypten nach Kanaan mit einem Eid von seinem Sohn Josef verlangte (1.Mose 49, 29; 50, 5). Im Neuen Bund ist unser Erlöser Jesus Christus für uns wegweisend. Er wurde in ein Grab gelegt, dass Gott selbst für ihn bereitgestellt hatte. ( Johannes 19, 41f.).

Verbrennungen in der Bibel

In der Bibel haben alle Verbrennungen von lebenden oder toten Menschen mit Sünde und Gericht zu tun

Dazu drei Bibelstellen: In 1.Mose 19,24f. lesen wir: „Da ließ der Herr Schwefel und Feuer regnen vom Himmel herab auf Sodom und Gomorra und vernichtete die Städte und die ganze Gegend und alle Einwohner der Städte und was auf dem Lande gewachsen war.“

Ein Beispiel für eine Leichenverbrennung aufgrund sündiger Taten ist Achan. Er hatte von den Reichtümern der Stadt Jericho heimlich einen babylonischen Mantel, Silber und Gold geraubt, obwohl es Gott ausdrücklich verboten hatte. Nachdem Israel daraufhin eine empfindliche Niederlage erlitten hatte, wurde sein Diebstahl aufgedeckt. Zusammen mit seiner Familie erlitt er Gottes Gericht: „Ganz Israel steinigte ihn und verbrannte sie mit Feuer“ (Josua7, 25).

Dass Gott die mutwillige Verbrennung von Totengebeinen nicht gefällt, lesen wir in Amos 2,1f.: „So spricht der Herr: Um drei, ja um vier Frevel willen derer von Moab will ich sie nicht schonen, weil sie die Gebeine des Königs von Edom verbrannt haben zu Asche; sondern ich will ein Feuer schicken nach Moab (…)“

Es gibt noch etliche andere Stellen in der Bibel, die uns zeigen, dass die Verbrennung von menschlichen Körpern immer in einem Zusammenhang steht mit Sünde und Gericht. Sollte uns das nicht ein deutlicher Hinweis sein, dass wir von der Feuerbestattung Abstand nehmen sollen?

Die Bibel misst dem Leib einen hohen Stellenwert zu

Ein Text, der uns die große Bedeutung des Leibes besonders ausdrücklich zeigt, ist 1. Korinther 6, 13-20. Dort ist zu lesen: „Der Leib aber nicht der Hurerei, sondern dem Herrn und der Herr dem Leibe (…)“ „Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? Sollte ich nun die Glieder Christi nehmen und Hurenglieder daraus machen? Das sei ferne!“ „Alle Sünden, die der Mensch tut, bleiben außerhalb des Leibes; wer aber Hurerei treibt, der sündigt am eigenen Leibe. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist?“ „Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe.“ In der griechischen Philosophie wurde der Leib als etwas Minderwertiges angesehen. Wenn man mit dem Leib sündigte, war das nicht schlimm, wenn nur die Seele rein blieb. Die Bibel sieht es jedoch ganz anders: Unser Leib, nicht nur unsere Seele, ist ein Glied Christi und ein Tempel des Heilligen Geistes. Wer mit dem Leib sündigt, begeht eine besonders schwere Sünde. Der Leib gehört allein Gott und soll ihn verherrlichen.

Auch die Glieder des Leibes sollen heilig werden

Paulus spricht sogar davon, dass nicht nur unser Geist und unsere Seele, sondern auch unsere Glieder heilig werden sollen: „Wie ihr eure Glieder hingegeben hattet an den Dienst der Unreinheit und Ungerechtigkeit zu immer neuer Ungerechtigkeit, so gebt nun eure Glieder hin an den Dienst der Gerechtigkeit, dass sie heilig werden“(Römer 6,19). Das bedeutet doch, dass auch unsere Leibesglieder eine Veränderung erfahren sollen. Sehen wir diese Veränderung nicht an den Gesichtszügen von gläubigen Menschen, die Freude, Frieden und Liebe ausstrahlen, während böse Menschen oft finstere Gesichtszüge an sich tragen? Im Leben unseres Herrn Jesus wurde die Heiligkeit seines Leibes für kurze Zeit sichtbar, als er vor den Augen der Jünger verklärt wurde: „Er wurde verklärt vor ihnen und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht“ (Matthäus 17,2).

Auch der tote Leib ist für Gott wichtig

Die Bibel berichtet in Judas 9: „Als aber Michael, der Erzengel, mit dem Teufel stritt und mit ihm rechtete, um den Leichnam des Mose (…)“ Sowohl der Teufel als auch Gott hatten großes Interesse an dem Leichnam des Mose. Warum? Weil sein Leichnam für die Auferstehung bestimmt war. Als der Leib Jesu drei Tage lang im Grab lag, wurde er von Engeln bewacht (Johannes 20,12). Warum? Damit ihn keine böse Macht antasten konnte.

Paulus schreibt in 1. Thessalonicher 5,23: „Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.“ Der Mensch ist eine Einheit von Geist, Seele und Leib. Nicht nur unser Geist und unsere Seele, sondern auch unser Leib soll für die Begegnung mit Jesus untadelig und rein bewahrt werden! Wenn der Leib in den Augen Gottes so wichtig ist, dann lasse ich ihn nicht durch Feuer zerstören.

Die Bibel zeigt, dass der Leib für die Auferstehung bestimmt ist

Was geschieht eigentlich beim Sterben? In der Stunde des Todes trennt sich die unsterbliche Seele vom Leib (vergl.Matthäus 10).

Der Leib wird in der Erde bestattet oder zu Asche verbrannt. Die Seele geht hinüber in die unsichtbare Welt und kommt – ihrem Zustand entsprechend – an Orte des Lichtes oder an Orte der Finsternis. So lesen wir in Lukas 16,22f.: „Es begab sich aber, dass der Arme starb und wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und wurde begraben. Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß.“

Was bedeutet nun Auferstehung, wenn doch die Seele weiterlebt? Auferstehung meint in der Bibel immer die Auferstehung des Leibes. Die Seele bekommt wieder einen Leib. Bei den Gläubigen ist es ein wunderbarer Geistleib. Erst wenn die Seele den Auferstehungsleib empfängt, ist sie vollendet und kann sich mit dem Herrn Jesus vereinigen.

Der irdische Leib bildet die Grundlage für den Auferstehungsleib

Das sehen wir besonders deutlich bei unserem Herrn Jesus Christus. Als Petrus und Johannes zum Grab Jesu liefen, sahen sie nur noch die leeren Grabtücher, weil sein Leichnam auferstanden worden war (Johannes 20,6f.). In seinem auferstandenem Leib, der noch die verklärten Wundmale vom Kreuz an sich trug, erschien Jesus dann den Jüngern, um ihre Zweifel zu überwinden (Lukas 24,39). Dass der sterbliche Leib wieder auferstehen wird, bestätigen auch die Schriftstellen, die vom Auftun der Gräber sprechen: „Und die Erde erbebte und die Felsen zerrissen und die Gräber taten sich auf und viele Leiber der entschlafenden Heiligen standen auf und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen „Matthäus 27, 52f.: vergleiche auch Johannes 5,28f.). Der neue Leib kommt nicht irgendwo her, sondern er kommt aus den Gräbern.

Auch das Zeugnis von der Entrückung zeigt uns, dass der irdische Leib und der Auferstehungsleib untrennbar zusammengehören. Paulus offenbart uns dieses Geheimnis: „Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich und wir werden verwandelt werden“ (1.Korinther 15,52). Dieser verwesliche Leib wird unverweslich auferstehen und dieser sterbliche Leib wird in einem Augenblick verwandelt werden. „Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit“ (1.Korinther15,53).

Paulus erklärt uns dieses Geschehen mit einem Vorgang in der Natur: „Es könnte aber jemand fragen: Wie werden die Toten auferstehen und mit was für einen Leib werden sie kommen? Du Narr, was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. Und was du säst, ist nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, sei es vom Weizen oder etwas anderem. Gott aber gibt ihm einen Leib wie er will, einem jeden Samen seinen eigenen Leib“ (1.Korinther 15,35-38). So wie aus einem Weizenkorn eine Pflanze mit einem vollkommenen neuen Leib herauswächst, so geschieht es auch mit unserem Leib. Unser sterblicher Leib wird in die Erde gesät und daraus erwächst dann ein neuer unsterblicher Leib. Paulus sagt: „So ist auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich“ (1.Korinther 15,42).

Wir sollen auf die Erlösung unseres Leibes warten

Je älter wir werden, desto mehr Beschwerden bereitet uns der irdische Leib und desto mehr dürfen wir in der Erwartung eines neuen erlösten Leibes stehen. „Auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes. Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung“ (Römer 8,23f). Erst wenn unser Leib von allem Todeswesen erlöst ist, sind wir ganz vollendet und können unser Erbe in Empfang nehmen.

Die Herrlichkeit des neuen Leibes beschreibt Paulus in 1.Korinther 15,43.: „Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Armseligeit und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib.“ Der neue Leib ist unsterblich und ewig. Der neue Leib ist voll Herrlichkeit. Er hat keine Flecken und Runzeln, keine Krankheiten und Gebrechen, sondern besitzt eine unvergleichliche Reinheit und Schönheit. Der neue Leib wird nicht mehr müde und matt, sondern ist voll Kraft, alles zu tun, was Gott verherrlichen wird. Der neue Leib ist ganz und gar vom Geist durchdrungen, so dass jeder Reiz zur Sünde beseitigt ist. Joachim Neander dichtete: „Endlich wirst du droben ohne Sünd ihn loben“

Wir wollen dieses herrliche Ziel vor Augen haben und uns danach ausstrecken, indem wir mit ganzer Kraft der Heiligung nachjagen (Hebräer 12,14).

Was ist, wenn Gotteskinder ihren Leib verbrennen lassen?

Ich bin überzeugt, dass unser großer Gott auch solche Gotteskinder geistleiblich vollenden kann, die ihren Leib verbrennen lassen. Er ist der Schöpfer und Neuschöpfer allen Lebens. Dennoch wollen wir bedenken, dass sie damit der Auferstehung des Leibes und ihrer Vollendung entgegenwirken.

Lasst uns vielmehr unseren Leib ganz bewusst als ein Samenkorn in die Erde legen in der festen Erwartung, dass unser Herr ihn zu seiner Zeit auferwecken wird. Wie herrlich wird es sein, wenn sich auch an uns das Wort erfüllen wird: „Er selbst, der Herr, wird, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen wird, herabkommen vom Himmel und zuerst werden die Toten, die in Christus entschlafen sind, auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit“ (1.Thessalonicher 4,16.).

 

Gegenüberstellung der theologischen Grundaussagen von Christentum und Islam in einzelnen Abschnitten – Teil 8 von 9

Die Offenbarungsquellen Christliche Lehre von der Offenbarung Gottes und der Bibel

Vorbemerkung: Die richtige Gegenüberstellung lautet hier nicht: „Bibel oder Koran“, denn Christus steht für uns an der Stelle, an der im Islam der Koran steht.

Auf eine vorläufige Weise offenbart sich Gott allen Menschen in seiner Schöpfung: „(…) und doch hat er sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat viel Gutes getan und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, hat euch ernährt und eure Herzen mit Freude erfüllt“ (Apostelgeschichte 14,17). Auch Paulus bezeugt das: „Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar, denn Gott hat es ihnen offenbart. Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken, wenn man sie wahrnimmt , so dass sie keine Entschuldigung haben“ (Römer 1,19f.).

Aus den Werken seiner Schöpfung gibt uns Gott zu erkennen, dass er ist, jedoch nicht, wer er ist und wie wir mit ihm dran sind. Zudem haben die Menschen seine Stimme aus der Schöpfung oft nicht verstanden und nicht auf sie gehört. Paulus fährt deshalb fort: „Denn obwohl sie von Gott wussten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert“ (Römer 1,21). Die Offenbarung Gottes in der Schöpfung genügt also nicht und führt uns nicht zu einer klaren Erkenntnis Gottes.

Darum offenbart sich Gott in der Geschichte, insbesondere in der Geschichte seines Volkes Israel. Durch die Erwählung Abrahams und seiner Nachkommen hat Gott sich aus der gefallenen Menschheit ein Volk zum Eigentum erwählt und mit ihm seinen Bund geschlossen. Er hat ihm seinen Willen kundgetan, es durch Priester und Propheten geleitet und zur Ordnung gerufen. In der Geschichte mit Israel hat sich Gott selbst zu erkennen gegeben als Schöpfer und Herr, als Gott des Bundes, der Heiligkeit und Gerechtigkeit, aber auch als barmherziger und gnädiger Gott. Er hat Israel die Treue gehalten und trotz dessen Sünde es nicht verlassen oder verstoßen.

Die Geschichte dieser Offenbarung Gottes hat im Alten Testament ihren Niederschlag gefunden. Es enthält nicht nur Gottes Willen (die Tora), sondern es erzählt und deutet die Geschichte Israels mit Gott als Geschichte der Führung durch Gott, unter Gottes Gnade und Gericht.

Aus dieser Geschichte Israels stammt Jesus Christus. In ihm gipfelt für den christlichen Glauben die Offenbarung Gottes. In Christus spricht und zeigt sich Gott auf einzigartige Weise: „Nachdem Gott vor zeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn(…)“ (Hebräer 1,1f.). Jesus weiß sich vom Gott Abrahams, Isaaks und Jacobs berufen und gesandt. Er verkündet diesen Gott als den nahen, barmherzigen Vater. Jesus ist ganz eng mit diesem Gott verbunden: „Ich und der Vater sind eins“ (Johannes 10,30), so eng, dass er sogar sagen kann: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Johannes 14,9). In Jesus offenbart sich Gott in einmaliger und unüberbietbarer Weise. Von ihm heißt es darum: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Johannes 1,14). Das heißt, die Offenbarung Gottes geschieht für uns in diesem Menschen, nicht etwa in einem Buch. Im Zentrum unseres Glaubens steht eine Person: Jesus Christus. Für uns nimmt also Jesus als die Offenbarung Gottes genau die Stelle ein, die im Islam der Koran innehat. Jesus ist das lebendige, menschgewordene Wort Gottes an uns. In Jesus Christus erhält Gott für uns ein menschliches Gesicht. Darum ist es nicht richtig, den christlichen Glauben eine Buchreligion zu nennen.

Das wirkt sich natürlich auch auf den Inhalt der Offenbarung aus: Gott begegnet uns in Jesus Christus ganz persönlich, menschlich, lebendig, freundlich und herzlich. Im Leben Jesu zeigt und verwirklicht er seine Barmherzigkeit. Jesus lehrt nicht nur das Gesetz Gottes. Er droht und mahnt nicht nur (wie die Propheten meist im Judentum und Islam), er fordert nicht nur Gehorsam und Unterwerfung, sondern schenkt und gibt zuerst einmal die Gemeinschaft mit ihm und dadurch mit Gott, Vergebung, Heilung und Heil. Er nimmt uns die Angst vor Gott: „Fürchtet euch nicht!“ (Markus 5,36); (Matthäus 10,31); Lukas 2,10; Lukas 5,10; Johannes 14,27 u.ö.) richtet Menschen auf, nimmt sogar die Sünder an, kurz er hat eine frohe und befreiende Botschaft für uns: das Evangelium. Er schenkt uns Zuspruch und Verheißung, das Wort des Lebens, nicht nur den Buchstaben des Gesetzes, der tötet (2.Korinther 3,6). In Christus sind alle Verheißungen Gottes im alten Bund erfüllt (2. Korinther 1,20). Durch Jesu Leiden und Sterben schließt Gott mit allen Menschen einen neuen Bund (Jeremia31,33f.; 1,Korinter 11,25). Durch ihn erkennen wir Gott im Angesicht Jesu Christi.

Die Kunde von dieser endgültigen Offenbarung, der Heilstat Gottes in Jesus Christus, wurde zuerst mündlich verkündigt als frohe Botschaft (Evangelium). Sie ist wesensmäßig eine lebendige Stimme und Botschaft, eine Anrede an uns Menschen, eine „viva vox evangelii“ , die durch den Geist Gottes beglaubigt in unsere Herzen dringt. Das Evangelium war ursprünglich kein Buch und schon gar kein Gesetzbuch, sondern eben diese „gute, neue Mär“ (Nachricht), die Ansprache Gotts an uns durch Christus.

Die spätere schriftliche Aufzeichnung dieser Botschaft in unseren Evangelienbüchern ist als ein Notbehelf zu verstehen. Sie war notwendig, damit nichts davon in Vergessenheit geriet oder evtl. verändert wurde. Insofern ist die Bibel für uns ein unentbehrliches Hilfsmittel zur Erkenntnis der Wahrheit Christi und der Offenbarung Gottes, aber nicht die Wahrheit und Offenbarung selbst, sondern immer wieder auf ihn hin, der allein das lebendige Wort Gottes aufbewahrt, damit sie in jeder Predigt und jedem christlichen Zeugnis von ihm gleichsam wieder „aufersteht“ aus dem gedruckten Buchstaben des Buches und die Menschen als das lebendige Zeugnis von Christus heute erreicht.

Dabei ist selbstverständlich, dass dies Zeugnis von der Offenbarung Gottes in Christus immer durch Menschen geschieht. Anders als durch menschliche Vermittlung haben wir es nicht. Das gilt natürlich auch für die Bibel. Die Bibel ist von Menschen geschrieben und spricht in jeder Hinsicht menschliche Sprachen. Wir lesen in ihr die Botschaft von Gott in menschlicher Schrift. Wir sehen in ihr „Gottes Wort im Menschenwort“. Wir dürfen darum ihre menschliche Entstehungsgeschichte in großer Freiheit erforschen und ihre menschliche Seite anerkennen. Wir halten die Bibel also nicht für ein vom Himmel gefallenes Buch. Diese islamische Auffassung, die der vielschichtigen Wirklichkeit der Bibel nicht gerecht wird, würde ihre menschliche Seite leugnen und so vielen heutigen Menschen den Zugang zu Christus verbauen. Wir sehen in der Bibel – mit Luther „die Windeln, in denen das Christuskind eingewickelt liegt“. Wir lesen sie schließlich nicht um ihrer selbst willen, sondern um ihres eigentlichen Inhalts und ihrer Mitte willen: Christus. Darum verstehen wir den Christlichen Glauben auch nicht als Buchreligion, sondern als Religion des in Christus Mensch gewordenen Gottes.

Islamische Lehre vom Koran

Der Islam versteht sich dagegen selbst als Buchreligion, weil der Koran für ihn die Schrift bzw. Buch gewordene göttliche Offenbarung ist. Der Koran selbst verweist an vielen Stellen auf sich selbst als göttliches Buch. Dabei herrscht weithin die Vorstellung unter Moslems, dass dies Buch – in arabischer Sprache – die genaue Kopie der „Mutter des Buches“ sei, seiner im Himmel bei Allah befindlichen Vorlage. Der Koran gilt also gewissermaßen als „vom Himmel gefallenes Buch“, jedenfalls als ganz direkt vom Himmel herabgesandtes, offenbartes Buch.

Wir begegnen im Islam einem völlig ungebrochenen , steilen Inspirationsverständnis, dass man mit Recht als Verbalinspiration bezeichnen kann. Der Koran gilt als wortwörtlich von Allah inspiriertes Buch, das Allahs Willen und Weisung irrtumslos, absolut richtig enthält. Es könnte von ihm heißen: „Das Wort ward Buch“, d.h. die Wahrheit Allahs ist im Koran verbucht, Schrift geworden. Der Koran ist gleichsam rein göttlicher Natur, er hat keine menschliche Seite und auch – angeblich – keine menschliche Entstehungsgeschichte oder Schwächen. Er ist ewig, ungeworden und darum auch unveränderlich und absolut irrtumslos. Kritisch kann man von einem verabsolutierten, versteinerten Offenbarungsbegriff sprechen. Deswegen dürfen Muslime an den Koran auch nicht die Maßstäbe irdischer, menschlicher Entstehung und Abhängigkeit legen, also auch nicht zugeben, dass der Koran geschichtliche Vorlagen besitzt. Er ist gewissermaßen völlig voraussetzungslos und absolut, losgelöst von allem. Dieses Buch hat für die Muslime keine Vorgeschichte (etwa in der Bibel, im Juden- und Christentum), man darf es nicht damit vergleichen oder daran messen. Im Gegenteil, es selbst gilt als alleiniger, absoluter, ewiger und einzig richtige Maßstab für alle anderen. Dieses überzogene, übersteigerte Offenbarungsverständnis macht den Islam im Grunde so unbeweglich, starr und unfähig zum Dialog. Es verhindert eine historisch kritische Erforschung des Korans und die Anerkennung seiner menschlichen Seite und Geschichtsverbundenheit. Wie ein erratischer Block liegt es im Wege.

Der Islam sieht im Juden- und Christentum insofern ihm ähnliche Religionen, als er sie ebenfalls als Buchreligionen versteht. Er nennt uns, ihre Vertreter, „Leute des Buches bzw. Volk der Schrift. Dabei denkt er selbstverständlich an das Alte und Neue Testament. Aber er missversteht damit jedenfalls den christlichen Glauben und die Eigenart des Neuen Testamentes total. Für das Judentum mag seine Charakteristik ein Stück weit gelten.

Eine historisch-kritische Untersuchung seiner Entstehungsgeschichte und seines Inhalts oder auch nur eine geschichtliche Relativierung des Korans und seiner Vorschriften ist darum streng verboten und als Abfall vom Islam schwer bestraft. Das macht den Umgang mit dem Koran und der darauf sich gründenden islamischen Theologie so außerordentlich schwierig und lässt den Islam so unbeweglich und starr werden.

Diese offizielle islamische Auffassung vom Koran entspricht natürlich überhaupt nicht seiner tatsächlichen Entstehungsgeschichte. Die einzelnen von Mohammed empfangenen Offenbarungen (Suren) wurden zunächst von ihm memoriert und rezitiert, mündlich weitergegeben, von seinen Anhängern ebenfalls auswendig gelernt und nach und nach auf verschiedenen Materialien aufgeschrieben. Erst nach dem Tod Mohammeds begann man, diese Aufzeichnungen zu sammeln, zu vergleichen, zu sichten und auszuwählen und so zu einer einheitlichen Fassung zusammenzufassen. Das war vor allem das Werk des 3. Kalifen Osman (644-656 n. Chr.). Dabei ging wohl auch manches verloren, bzw. wurde absichtlich ausgeschieden, um unterschiedliche Auffassungen zu beseitigen (vergl. die sogenannten satanischen Verse). Erst von da ab gab es so etwas wie einen einheitlichen Koran.

Der alte Mann und die Gottesbegegnung

„Gott, wenn es dich gibt, dann zeige dich!“

Diesen Satz hört der alte Mann oft, wenn Menschen erzählen, wie sie zum Glauben kamen. Und dann hat Gott sich ihnen gezeigt. Durch ein Gesicht, eine Stimme, einen Erscheinung oder einen Traum. Ist das der biblische Weg oder ist es eine Anmaßung?

Das heutige Christentum hat sich verändert: Vom Denken und Bekennen zum Fühlen und Spüren, vom Wort zum Bild. Auch das Gottesbild hat sich verändert. Statt „Herr Jesus“, wie früher gesagt wurde rutscht der Herr auf eine menschliche Ebene herab und wird zum Kumpel von Peter. Gott, wenn es dich gibt, zeige dich!“

Bei der Kreuzigung lästerten die Juden: “ Bist du Gottes Sohn, so steig herab vom Kreuz!“ (Markus 15, 29-32). Jesus Christus hat ihren Wunsch damals nicht erfüllt. Wären die Juden zum Glauben gekommen, wenn er es getan hätte? In Johannes 6,30 fragen die Juden den Herrn Jesus :“ Was tust du denn für ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben?“ Das sagten sie, nachdem er sie gerade die Speisung der 5000 miterlebt hatten. Sie wollten sehen! „Gott, wenn es dich gibt, zeige dich!“

Jesus sagt: “ Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“. (Johannes 20,29). Biblischer Glaube kommt aus dem Wort Gottes (Römer1,16-17). Gott muss sich nicht zeigen, wenn wir es fordern. Gott muss uns seine Existenz nicht beweisen. Jeder vernünftige Mensch kann die Existenz Gottes an den Werken der Schöpfung erkennen (Römer 1,19-20).“ Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes“ (Psalm 19,2). Warum soll der Schöpfer Himmels und der Erde sich von Menschen vorschreiben lassen, was er zu tun hat?

„Gott, wenn es dich gibt, zeige dich!“ Gott hat sich längst gezeigt. Er redet zu uns durch sein Wort. „Nachdem Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise geredet hat durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn.“ (Hebräer 1,1-2). Dem alten Mann fällt auf, dass der moderne Mensch Gott erleben will, nach dem Motto: „Spürst du Gott schon oder liest du noch in der Bibel?“

Die Heilige Schrift genügt dem modernen Menschen nicht. Biblischer Glaube entsteht aber nicht dadurch, dass Gott sich uns in einer besonderen Offenbarung zeigt, sondern durch das Verstehen des Wortes Gottes. „Dein Wort ist die Wahrheit“ (Johannes 17,17). Gottes Wort bewirkt den Glauben (Johannes 20,31). Der echte Glaube orientiert sich an der Heiligen Schrift. Es ist gefährlich den Boden der Heiligen Schrift zu verlassen. Das Wort Gottes ist der einzig gültige und verlässliche Maßstab im Glauben und im Leben. Der alte Mann steht nun schon seit 65 Jahren in der Nachfolge Jesu. Er kam als junger Mensch bei einer Evangelisation zum Glauben. Gott hat ihn durch sein Wort das Herz aufgetan und Glauben geschenkt. Der alte Mann hat nie verlangt: „Gott, wenn es dich gibt, dann zeige dich!“ Er hat nie eine sichtbare, außerbiblische Gottes -begegnung gehabt. Er hat seinen Glauben auf Gottes Wort gegründet. Und dieser Glaube hat die Zeiten überdauert. „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht“ (Hebräer 11,1). „Denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen“ (2.Korinther 5,7).

Es ist ein Wort ergangen,
das geht nun fort und fort
und stillt der Welt Verlangen
wie sonst kein ander Wort.
Das Wort hat Gott gesprochen
hinein in diese Zeit.
Es ist herein gebrochen
im Wort die Ewigkeit.

Du Wort ob allen Worten,
Du Wort aus Gottes Mund,
lauf, und an allen Orten
mach Gottes Namen kund.                                                                             Kind auf der ganzen Erde,
dass Gott ihr Herre sei,                                                                                     damit sie Gottes werde
und andrer Herren frei.

Arno Pötzsch.

Zur Tauffrage

Brüder, lasst die Tassen im Schrank

Es gibt keine geschlossene Tauflehre in der Bibel. Deshalb gibt es in der Kirchengeschichte keine einheitliche Meinung zu diesem Thema. Man kann die Frage nach der Taufe nicht dadurch beantworten, dass man einige Bibelstellen anführt. Wir müssen vom Schriftganzen ausgehen. Was ist die Heilsbotschaft der Bibel? Es ist immer die Frage, ob eine Lehre dem Evangelium entspricht oder ob sie das Evangelium verdunkelt und entwertet. In der biblischen Heilsbotschaft steht nur ein einziger Name: Jesus Christus. Er ist das volle Heil. Wer mit ihm verbunden ist, ist gerettet, hat Frieden mit Gott. Außer Christus ist nichts heilsnotwendig. Durch ihn allein werden wir Kinder Gottes (1.Korinther 1,30; Römer 10,4; Apostelgeschichte 4,12).

Ebenso eindeutig ist in der Schrift die Tatsache: Es gibt nur einen einzigen Weg, um an dem Heil in Jesus Christus persönlich teilzuhaben, nämlich den Glauben an Jesus Christus. Das ist durch die ganze Schrift belegt (Römer1,16; Römer 3,22.26.30; Römer 5,1; 1.Korinther1,21; Galater 2,16; 3, 11; 5,6; Epheser 2,8 und viele weitere Stellen). Christus ist in seiner Person das volle Heil und der Glaube an ihn ist der einzige Weg, an diesem Heil Anteil zu haben. Von nichts anderem darf so gesprochen werden, als wäre es das Heil.

Bei der Taufe ist das nicht so eindeutig. Es geht um die Streitpunkte Kindertaufe, Glaubenstaufe, Wiedertaufe? Taufe als vorlaufende Gnade Gottes oder als Bekenntnis des Menschen? Kommt es auf die Menge des Wassers an? Es gibt in der Schrift weder ein Gebot für noch ein Gebot gegen die Kindertaufe. Unbiblisch ist die in vielen Kirchen befürwortete „Taufwiedergeburtslehre“, bei der nun behauptet wird, dass man durch die Taufe Christ wird. Das ist Irrlehre und trifft weder auf die Kindertaufe noch auf die Erwachsenentaufe zu. Es gibt in der Bibel kein Verbot der Kindertaufe. Jesus Christus hat von den kleinen Kindern gesagt, sie seien die größten im Himmelreich. Er stellte einmal ein Kind in die Mitte und sagte: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht ins Reich Gottes kommen.“

In Israel wurden die Knaben ins Volk Gottes aufgenommen, indem sie acht Tage nach der Geburt beschnitten wurden (Lukas 2,21). Aber wenn man das nicht unbedingt auf die Taufe übertragen kann, zeigt es, dass Gott seine vorlaufende Gnade auch den Kindern zuwendet (Römer 9,10-13). Es zählt nicht das Verdienst der Werke, sondern die Gnade des Berufers. Wenn gläubige Eltern ihr Kind unserem Herrn in der Taufe zu eigen geben, bekennen sie sich für das Kind zu Christus und sprechen aus, dass es ihm gehören soll. Aber erst, wenn das Kind einmal selbst sich zum Glauben zu Jesus bekennt, ist es Glied seiner Gemeinde.

Es gibt in der Schrift auch kein Gebot zur Glaubenstaufe. Die meisten aus der Apostelgeschichte angeführten Bibelstellen sind keine Gebote, sondern sind der damaligen Missionssituation geschuldet. Es wird in der Apostelgeschichte deshalb immer von Glaubenstaufen berichtet. Die damalige Lage wird beschrieben. Es handelt sich um die Anfangszeit der Gemeinde Jesu. Nicht alles, was in der Apostelgeschichte berichtet wird, kann zu hundert Prozent auf heute übertragen werden. Es kamen bei der Verkündigung des Evangeliums Menschen zum Glauben an Jesus. Logisch, dass die Apostel die Menschen nicht zuerst tauften und ihnen danach die frohe Botschaft brachten. Heißt das, die Glaubenstaufe ist die einzige biblische Taufe und ein Gebot Gottes? Nicht unbedingt. Denn dann müsste man auch viele andere Begebenheiten in der Apostelgeschichte als für heute verbindlich erklären. Man müsste in den Gemeinden Privateigentum verwerfen und Gütergemeinschaft praktizieren (Apostelgeschichte 2,44; 4,32). Es müssten in den Gemeinden regelmäßig Zeichen und Wunder geschehen (Apostelgeschichte 5,3-12; 12,7-9; 16,25f; 19,11).

Das alles sind keine Gebote Gottes und auch keine Anweisungen an uns heute, sondern Berichte und Schilderungen von den Taten der Apostel, die am Anfang des Gemeindezeitalters geschahen. Auch die bei der Taufe verwendete Wassermenge ist nicht entscheidend, es gibt dafür keine bindenden Vorschriften oder Gebote. Es gibt lediglich Berichte über verschiedene Taufen. „Wasser machts freilich nicht“ (Luther)

Nicht die Taufe rettet uns, sondern die neue Geburt durch Christus, die mit dem Empfang des Heiligen Geistes einhergeht. Der Heilige Geist zieht uns zu Christus und zu den Brüdern. Der Heilige Geist kommt zu uns im Wort der Heiligen Schrift, wir sind seine Zeugen. Ein Getaufter, der nicht im Glauben an Jesus Christus steht, hat keinen Anteil am Heil. Ein Getaufter, in dem die Lebenswirkungen des Heiligen Geistes nicht vorhanden sind, ist kein Wiedergeborener, einerlei, ob er als Kind oder Erwachsener getauft wurde.

Das letzte Wort über uns hat Jesus Christus allein. Er weiß, wer im Glauben ihm wirklich verbunden ist und auf ihn hört (Johannes 5,25;10,27).

Es hat Gott nicht gefallen, in 2000 Jahren seiner Gemeinde eine einheitliche Lehrbildung über die Taufe zu geben. Darum sollten wir in dieser Frage in Demut auf diejenigen hören, die sich redlich um Klarheit über die Taufe bemüht haben. Wir werden in dieser Frage keine Übereinstimmung herbeiführen können, wo sie Gott in der Geschichte versagt hat. Offenbar legt er nicht diesen Wert darauf, den wir manchmal darauf legen.

Es wäre schon viel gewonnen, wenn diese Frage ihres Schwergewichtes beraubt würde und wenn sie keinen Platz mehr im Zentrum der Botschaft erhalten würde.

Der Feind freut sich, wenn wir über diese Sache uns zerstreiten und er unter Brüdern Zertrennung bewirken kann. Ist die Taufe ein Werk Gott oder ein Werk des Menschen? Ist sie vorlaufende Gnade oder Bekenntnis des Menschen? Wenn ja, bin ich dann ein besserer Christ als die anderen? Bin ich dann bei Gott aufgrund meiner Taufe besser angesehen? Soll ich mich wegen dieser Fragen von den Brüdern und Schwestern trennen und eine Spaltung in Kauf nehmen oder ist noch eine Verständigung möglich? Befinde ich mich noch auf biblischen Boden, wenn ich zum Beispiel die Bitte des Herrn Jesus Christus in Johannes 17 berücksichtige? Was ist Gott wohlgefällig?

Es wäre ein großer Gewinn und ich wünschte mir, dass wir unsere Begrenzung in dieser Sache eingestehen würden. Ich wünschte mir, dass wir nicht in Rechthaberei verharren würden und uns von dem Bruder durch die Andersartigkeit der Auslegung und Auffassung nicht trennen ließen.

Nicht die Taufe rettet uns. Die Rettung der Menschen ist vor 2000 Jahren durch das Opfer Jesu am Kreuz von Golgatha in diese Welt gekommen. Gott macht sein Heil nicht abhängig von der Mitwirkung des Menschen. Wenn wir das recht bedenken, dann wird auch der Streit um die richtige Reihenfolge der Dinge um die Taufe gegenstandslos.

 

Anmerkungen:

Der Autor hat hiermit die heutige gängige Taufpraxis im Blick, bei der praktisch unterschiedslos jeder getauft wird und nicht darauf geachtet wird, ob von einer Erziehung im christlichen Glauben und einem Leben aus der Taufe ausgegangen werden kann. Das konnte zur neutestamentlichen Zeit vorausgesetzt werden. Somit kann für diese Zeit auch davon gesprochen werden, mit der Taufe sei man Christ geworden, ein Herrschaftswechsel habe stattgefunden. Die Taufe markiert eine deutliche Zäsur: Es gab ein Davor und ein Danach; das Danach war ein bewusstes Leben mit Christus. Deshalb kann für diese Zeit von der „Taufwiedergeburt“ gesprochen werden. In dieser Eindeutigkeit ist das heute nicht mehr gegeben. Deshalb ist der Ausdruck „Taufwiedergeburt“ mehr als missverständlich und sollte auf ihn verzichtet werden.

 

 

Das Selbstzeugnis Jesu

Ein biblisches Thema :

Wir glauben: Jesus ist Gottes Sohn. Viele aber bestreiten das. Darum wollen wir einmal fragen, was Jesus selber zu seiner Person gesagt hat.

Zunächst ist schon bedeutsam, dass wir nach seiner Person fragen und nicht zuerst nach seiner Lehre. Bei menschlichen Lehrern ist das anders: Philosophen wie z.B. Plato oder Aristoteles haben das Denken ihrer Zeit und noch der folgenden Jahrhunderte stark beeinflusst – durch ihre Lehren; die Person spielte dabei keine Rolle.

Bei Jesus aber war schon für seine damaligen Zeitgenossen seine Person die Hauptfrage. Zwei Gründe gibt es dafür: Einmal war Jesu Lehre gar nicht neu; sie war im Grunde Auslegung und Anwendung dessen, was im Alten Testament schon offenbart war. Darum konnte er auch immer darauf hinweisen: „Wie steht geschrieben? ,“Habt ihr nicht gelesen?“

Zum andern aber sollte die offenbarte Lehre doch befolgt und getan werden, aber Israel versagte, immer wieder. Priester und Könige sollten helfen, aber auch sie versagten. Bis Gott ein Ende machen musste durch die Babylonische Gefangenschaft.

Was fehlte, war einer, der die Lehre verwirklichen konnte – ein Erlöser. Mose und die Propheten hatten einen solchen auch schon angekündigt, und seit dem Exil wartete man auf ihn. Man wusste, es kommt einer.

Der Evangelist Lukas berichtet, wie die Eltern das Jesuskind in den Tempel bringen. Da tritt Simeon zu ihnen, fromm und gottesfürchtig, und dann heißt es von ihm: „… und wartete auf den Trost Israels.“ Solche Menschen gab es damals, die den Retter herbei sehnten (Lukas 2,25).

Dann kam Johannes der Täufer und predigte in der Jordangegend die Taufe der Buße. Viele kamen herbei, ihn zu hören. Der Hohe Rat in Jerusalem musste die Sache untersuchen und schickte eine Kommission. Sie fragten Johannes nicht, was er lehre, sondern: „wer bist du?“. Johannes konnte antworten, er sei nicht der Christus, der komme nach ihm.

So stellte man dann auch Jesus diese Frage. Sogar Johannes selbst, als ihm später, im Gefängnis, noch Zweifel an Jesus gekommen waren und er zwei seiner Jünger schickte, Jesus zu fragen: „Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines anderen warten?“

Noch am Kreuz rief man ihm zu, diesmal spottend: „Bist du Gottes Sohn, dann steig herab…“ Und nach der Auferstehung ging`s weiter mit der Frage: wer war, wer ist Jesus – bis heute.

Wenn wir nun fragen, was Jesus selbst sagte, dann geht es um drei Titel:

Davidsohn, Menschensohn und Gottes Sohn.

  1. Davidsohn

Vielleicht vermisst jemand in der Gliederung den Messias-Namen. Er wird uns auch noch begegnen, aber er ist eine Weiterbildung aus dem Davids-Titel, im Wort Gottes verheißen war der Davidsohn.

Zuerst in 2. Samuel 7. Als David für Gott einen Tempel bauen wollte, ließ Gott ihm durch den Propheten Natan sagen: nicht du sollst mir ein Haus bauen, sondern ich will dir ein Haus bauen (Vers 5 u. 11). Gott will einem seiner Nachkommen „seinen Königsthron bestätigen ewiglich“ (Vers 13). – Das war 1000 Jahre vor Jesus.

Psalmen griffen diese Verheißung auf (Psalm 89; 132), andere Propheten erneuerten und bestätigten sie. An jedem Weihnachtsfest hören wir Jesaja 9,5f: “ Uns ist ein Kind geboren… auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids…“. Und Jeremia kündigt an (23,5): “ Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will, der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird.“

Könige wurden zur Einführung in ihr Amt gesalbt – ein Zeichen, dass der Geist Gottes sie leiten solle. Von einem König, wie die Propheten ihn ankündigten, muss das bestimmt im besonderen Maße gelten. Darum nannte man schließlich den Kommenden einfach den „Gesalbten“, hebräisch Messias, griechisch/lateinisch: Christus. Das Wort entwickelte sich zum Titel.

Man könnte denken, Jesus würde zu Beginn auftreten mit den Worten „Ich bin der Davidsohn, der Messias“! Er tat es nicht. Das hatten schon Männer vor ihm getan, hatten einen Aufstand gemacht und waren kläglich gescheitert.

Nein, Jesus wollte an seiner Verkündigung und an seinen Taten als solcher erkannt werden. Seinen Gegnern sagte er einmal deutlich, sie sollten doch seinen Werken glauben, die der Vater im Himmel ihm gegeben hat, wenn sie seinen Worten nicht glauben wollten (Johannes 10,37f). Und Johannes 5,36: “ diese Werke, die ich tue, bezeugen von mir, dass der Vater mich gesandt hat“.

Den beiden Boten, die Johannes der Täufer zu ihm sandte, antwortete er auf ihre Frage weder mit ja noch nein, sondern: „Sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt“ (Matth.11,2ff).

Johannes kannte die Bibel auswendig; er wird gleich erkannt haben, dass Jesus aus Jesaja 35 und 61 zitierte, wo der Prophet das zukünftige Heil geschildert hat.

Häufig aber geschah es, dass andere ihn mit messianischen Titeln anredeten. Solche Begebenheiten sind besonders bedeutsam.

Bei Jericho riefen zwei Blinde am Wege: „Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich unser!“ (Matth.20,30ff). Jesus hatte ihnen keine Vorhaltungen gemacht: was sagt ihr da! Nein, er akzeptierte diese Anrede. Das ist Selbstzeugnis ohne eigene Worte, aber vor vielen Zeugen.

In Kapitel 21 schildert Matthäus den Einzug Jesu in Jerusalem. Die begeisterte Menge rief: „Hosianna dem Sohn Davids!“ Das war der Ruf, mit dem man den Messias begrüßen wollte, wenn er kommt. Und Jesus? Er nahm die Huldigung an.

Auf dem Tempelplatz ging es weiter; da riefen die Kinder, „Hosianna dem Sohn Davids!“ Der Hohe Priester und die Schriftgelehrten stellten Jesus entrüstet zur Rede: „Hörst du auch, was diese sagen?“ Aber Jesus fragte zurück, ob sie nie Psalm 8 gelesen hätten: „Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du Lob zugerichtet.“ Da bestätigte er den Ruf vor den maßgebenden Männern Israels.

Ebenso wichtig ist das Zeichen, dass Jesus bei seinem Einzug gesetzt hat: er ritt auf einem Esel. Jesus ist sonst nie geritten ; er ging zu Fuß durchs ganze Land. Aber hier den Ölberg herab, nahm er einen Esel, weil der Prophet Sacharja es so angekündigt hatte (Sacharja 9,9). Damit erhob Jesus deutlich und öffentlich den Anspruch: ich bin der verheißene König Israels! Nun nehmt Stellung! –Sie haben es dann auch getan!

Auch vor Pilatus hat Jesus sich als König bekannt, und damit vor dem Vertreter des Kaisers, der weltlichen Macht (Joh.18,37). Pilatus hat es dann veröffentlicht am Kreuz, dreisprachig (Joh.19,9f).

Seine Jünger hatte Jesus einmal gefragt, für wen sie ihn hielten. Petrus machte sich zum Sprecher der andern: du bist der Christus. Hier im vertrauten Kreise, hat Jesus es sogar ausdrücklich bestätigt, aber sie sollten es noch nicht weitersagen (vergleiche Matthäus 16,13ff; Markus 8,27-30; Lukas 9,18-21)

Fazit: Jesus hat sich mehrfach eindeutig als der angekündigte Davidsohn bekannt, und damit als König Israels, als Christus.

  1. Menschensohn

Das Wort gebraucht Jesus häufig, wenn er etwas über sich selbst sagte. Ein Beispiel: „Des Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ (Lukas 19,10) .

Der Ausdruck ist doppeldeutig. Er kann einfach meinen: der Mensch, oder: der wahre Mensch, so wie Gott ihn geschaffen und gemacht hatte.

Er kommt aber noch in anderer Bedeutung in Daniel 7,13f vor. Da beschreibt der Prophet eine Vision: „Und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschensohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.“

Daniel schaut hier, wie Gott in der letzten Zeit einen Weltherrscher einsetzt.

In welcher Bedeutung hat Jesus nun das Wort gemeint? Die Hörer jedenfalls haben verstanden, dass er von sich selbst sprach. Nur einmal, Johannes 12,34, fragten sie nach, wer dieser Menschensohn sei.

Aber im Prozess vor dem Hohen Rat machte Jesus eine bedeutsame Aussage: „Von nun an wird`s geschehen, dass ihr sehen werdet des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels“ (Matth.26,64).

Hier zitierte er aus Daniel 7 und zeigte damit, dass er diese Stelle beim Gebrauch des Wortes Menschensohn mit im Blick hatte und letztlich meinte. Was hat das uns zu sagen?

Im Teil 1 sahen wir, dass der Davidsohn-Titel einen König für Israel bezeichnete, der ewig regieren solle, dem Gott aber die Weltherrschaft übertragen würde.

Damit offenbarte Gott: der Davidsohn bleibt nicht auf Israel beschränkt; die Völkerwelt wird mit einbezogen in Gottes Erlösung – das Heil für die Heiden ist hier im Blick.

Matthäus 26,64, die Aussage vor dem Hohen Rat, ist ein Selbstzeugnis Jesu: er verstand sich als der Weltherrscher der Endzeit. Nach seiner Auferstehung sagte er es seinen Jüngern – Matthäus 28,18: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“

  1. Der Sohn Gottes

Auch hier gilt: Jesus wollte nicht einfach behaupten, Sohn Gottes zu sein, sondern er wollte an seinen Worten und Taten als solcher erkannt werden.

In Markus 2,1ff spricht Jesus zu einem Gelähmten: “ Ich sage dir, stehe auf, nimm dein Bett und gehe heim!“ In dem Augenblick sind die Muskeln, Sehnen, Nerven des Kranken wieder in Ordnung gebracht und er kann aufstehen. “ Wir haben solches noch nie gesehen“, sagten die Zuschauer.

Und noch deutlicher in Lukas 7,11ff in Nain, da hält Jesus einen Beerdigungszug an und spricht zu dem Toten: „Jüngling, ich sage dir, stehe auf!“ Und er steht auf.

Das gibt es bei uns Menschen nicht, dass ein Wort geschieht. Aber in der Schöpfungsgeschichte steht es: „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht“ (1.Mose 1,3). Gott schafft durch sein Wort. Die Hörer Jesu kannten das, und so hätten sie folgern können: Gott ist zu uns gekommen. Das hatte Jesus erwartet. Seine Taten waren ein Selbstzeugnis, sie sprachen für sich.

Als Mose am brennenden Dornbusch Gott nach seinem Namen fragte, lautete die Antwort: „Ich werde sein, der ich sein werde“, oder „Ich bin, der ich bin“ (2.Mose 3,14). Nur Gott kann sich so nennen. Er bleibt sich gleich. Wir sind sehr veränderlich.

Jesus aber nimmt dieses Wort auf und spricht: „Ich bin – der gute Hirte, das Leben, die Auferstehung“ (Johannes 10,11; 11,25). Er sagte: „Ehe denn Abraham ward, bin ich“ (Johannes 8, 58); ja, er sagte sogar: „So jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich“ (Johannes 8, 51).

Bei solchen Worten gibt es nur zwei Möglichkeiten: es ist ihm abzunehmen und an ihn glauben, oder sagen: er ist von Sinnen, wie seine Familie vorübergehend gedacht hatte (Markus 3, 21)

Nun meint die „Historisch-kritische Theologie“, Jesus habe diese Worte gar nicht gesagt, sondern die Urgemeinde habe sie ihm in den Mund gelegt, um ihn groß zu machen. – Das hieße aber, die Schreiber der Evangelien hätten Jesus Unsinniges in den Mund gelegt, Worte, hinter denen nichts steht. Und hieße weiter, diese Schreiber wären von Sinnen gewesen.

Jesu Worte waren Selbstzeugnis, und seine Hörer haben sie sehr wohl verstanden: Er ist Gott, Gottes Sohn – oder ein Lästerer. Seine Gegner entschieden sich für das zweite und hoben Steine auf …(Johannes 10, 31-33). Seine Jünger, die Apostel, waren bereit, für seine Worte ihr Leben einzusetzen.

Wenn Jesus von sich bezeugt: „Ich und der Vater sind eins“, (Johannes 10, 30), dann zeigt er damit, dass er eine besondere, einmalige Beziehung zu Gott hat. Wir dürfen auch Kinder Gottes heißen, durch Glauben und den Geist Gottes von neuem geboren (Johannes 3, 3 u. 5; 1.Petrus, 1, 3), aber Jesus ist aus Gott hervorgegangen, ist der „eingeborene Sohn“ (Johannes 3, 16).

Diese besondere Beziehung zu Gott hat er auch dadurch zum Ausdruck gebracht, dass er immer „mein Vater“ sagte, nicht „unser Vater“. Wir, seine Jünger, dürfen „unser Vater“ beten (Vergl. Johannes 17, 20).

Etliche seiner Hörer erkannten: seine Worte sind wahr. Und dann sehen wir das gleiche wie in Teil 1, dass Jesu gläubige Anerkennung nicht zurückgewiesen hat:

Matthäus 14, 33 – Als Jesus in stürmischer Nacht, auf dem See gehend, zu den Jüngern in das Schiff trat und der Wind sich legte, da fielen sie im Schiff vor ihm nieder und sprachen:“Du bist wirklich Gottes Sohn!“

Johannes 11,27 spricht Martha: „Ich glaube, dass du bist Christus, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist“. Und Johannes 20, 28 sagt Thomas zu Jesus: „Mein Herr und mein Gott!“

Selbstzeugnisse Jesu durch Anerkennung und Worte anderer.

Aber es gab auch ausdrückliche Bestätigungen durch Jesus.

Dazu noch zwei Stellen:

Matthäus 16, 16f, in der Öffentlichkeit vor dem Hohen Rat, als der Hohepriester ihn beschwor, ihnen zu sagen, ob er sei der Christus, der Sohn Gottes, da antwortete Jesus: Du sagst es, d.h. ja, ich bin`s. Eine Aussage vor dem Richter, unter Eid, und obwohl er wusste, dass sie ihn an das Kreuz bringen würde.

Jesus hat sein Bekenntnis zu seiner Gottessohnschaft mit seinem Leben bezahlt – das ist größter Wahrheitsbeweis.

Ergebnis: Die Frage: „Wer bist du?“ hat Jesus klar beantwortet. Nach seinem Selbstzeugnis ist er: der König Israels – der Davidsohn; der kommende Weltherrscher – der Menschensohn; der Mensch gewordene Gottessohn.

AMEN!

 

Der alte Mann und die Sprache

 besinnliche Gedanken

„Eehj, cool, geil, voll krass, genial!“ Die jungen Leute tauschen sich lautstark über ihre Erlebnisse aus. Der alte Mann und die anderen Fahrgäste im Bus wurden mehr oder weniger freiwillig Zeugen dieser Unterhaltung. Auffällig war der primitive Wortschatz, mit dem sich die Jugendlichen verständigten. Dem alten Mann fiel ein Zitat von Karl Kraus ein: “ Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.“ Für die jungen Leute schien das kein Problem zu sein.

Dem alten Mann fällt auf, dass die deutsche Sprache zunehmend verwildert. Liegt es daran, dass kaum noch Bücher gelesen werden? Dass auch das Buch der Bücher, die Bibel, kaum noch Beachtung findet? Gott hat dem Menschen die Sprache gegeben. Er spricht mit den Menschen in einer verständlichen Sprache. Der Wortschatz der Bibel ist reich und kostbar. Ein einziger Tropfen der unverdünnten Tinktur des Wortes Gottes ist besser als ein See von Erklärungen und Predigten. Gott spricht durch die Heilige Schrift. Wer sein Wort verachtet, zu dem spricht er überhaupt nicht.

Der alte Mann liebt die deutsche Sprache. Mit ihr ist er aufgewachsen. Alle seine Freunde sprechen deutsch. Es ist die Muttersprache. Die deutsche Sprache ermöglicht es dem alten Mann, seine Gedanken und Gefühle auszudrücken. Es macht ihn traurig und zornig, wie die deutsche Sprache sich im Niedergang befindet. Allein die vielen unsinnigen englischen Wörter! Man begegnet ihnen auf Schritt und Tritt: Auf der Post, im Kaufhaus, in der Zeitung und auch in der christlichen Gemeinde. Für den alten Mann ist Englisch eine einfache, aber schwere Sprache, die aus lauter Fremdwörtern besteht, die falsch ausgesprochen werden. Wir ersetzen gutes Deutsch durch schlechtes Englisch.

Den alten Mann ärgert, dass auch im christlichen Umfeld die deutsche Sprache nicht mehr gepflegt wird. Viele Lieder werden englisch gesungen. Englische Ausdrücke fließen in die Verkündigung ein. Parallel dazu kann man eine Abwertung biblischer Begriffe beobachten. Was spricht dagegen, vor deutschem Publikum deutsch zu reden und zu singen? Warum muss es englisch, warum muss es unverständlich sein?

Ein weiteres Ärgernis ist dem alten Mann die Sprache der Verkündigung. Sie rutscht zunehmend in Schwammigkeiten ab. Sie schlittert der Gesellschaftsrealität hinterher. Ein besonders abschreckendes Beispiel ist die Verkündigung in der Gemeinde des Johann von der Leyden, der einen eingestellten Hauptschüler von der Kanzel her fortwährend sprachlichen Unsinn verzapfen lässt. Theologisch gesehen, ist die Sprache in der Predigt oft ein Armutszeugnis. Leere Wagen machen den größten Lärm.

 „Worte sind nur Worte, und wo sie gar leicht und behende dahinfahren, da sei auf der Hut. Die Pferde, die den Wagen mit Gütern hinter sich haben, gehen langsameren Schrittes.“ (M. Claudius)

Allen voran ist die Amtskirche zu einer Schwafelkirche geworden, gefolgt von den Freikirchen. Die von der EKD herausgegebenen Orientierungshilfen führen in die totale Orientierungslosigkeit. Wer kann und will sich schon an solchen Aussagen noch orientieren? In welche Richtung führen sie? Die EKD verlässt den Boden der Schrift und lehnt sich immer weiter aus dem Fenster in Richtung Welt. Wann wird sie abstürzen? Was hält sie noch? Geht es ihr noch um den Jesus Christus der Bibel?

Grotesk erscheint dem alten Mann auch der von der EKD aufgegriffene Genderismus. Muss da wirklich eine vollzeitliche Planstelle eingerichtet werden? War nicht schon die Bibel in „gerechter Sprache“ überflüssig wie ein Kropf? Dem alten Mann sträubt sich das Gefieder, wenn er Bezeichnungen wie Christinnen und Christen, Gläubiginnen und Gläubige, Brüderinnen und Brüder, Engelinnen und Engel hört. Wenn schon Gleichberechtigung, warum keine Teufelinnen, warum keine Verbrecherinnen? Wozu soll diese „Geschlechtergerechtigkeit“ gut sein? Wer von Pharisäerinnen und Schriftgelehrtinnen redet, verfälscht das Wort Gottes. Eine solche Sprache braucht niemand.

Dem alten Mann geht es um die deutsche Sprache. Da sind auch christliche Gemeinden oft kein Vorbild. Biblische Begriffe werden umgedeutet und wegerklärt. Warum können wir nicht einfach das sagen, was Gottes Wort sagt? Gott ändert sein Wort nicht, nur weil es uns nicht gefällt. Entweder meint die Bibel das, was sie sagt, oder wir können sie wegwerfen. Warum reden Theologen oft in einer Sprache, die kein Mensch versteht? Der alte Mann hat schon Reden und Vorträge gehört, die mit Fremdwörtern und komplizierten Ausdrücken gespickt waren. Das deutete auf die Klugheit des Redners hin, aber der alte Mann hat nicht viel begriffen.

Solche Reden sind nicht hilfreich. Mit wohltönenden Worten ist es nicht getan. Bei der Predigt des Evangeliums geht es um sehr wichtige Dinge. Da muss die Botschaft verständlich sein. Unverständlichkeit ist kein Beweis für tiefe Gedanken. Es ist sehr leicht unverständlich zu reden. Es ist sehr schwierig verständlich zu sein. Wenn bewusst schwammig formulierte Sätze gebraucht werden, geht der Sinn verloren. Die Worte verkrüppeln. Aus der Sprache wird „Jargon“, wie er oft in Mennonitengemeinden, aber auch in anderen christlichen Denominationen anzutreffen ist. Das bewahrt vor Unannehmlichkeiten. Bei Gelaber und Worthülsen muss man sich nicht ernsthaft zur Sache äußern. Nur was wir in Worte fassen können, haben wir auch verstanden. Nur was wir verstanden haben, können wir in Worte fassen.

Die Fähigkeit, sprechen zu können, macht das Menschsein aus. Die Sprache macht uns zu Geschöpfen, die nach ihrem Schöpfer fragen. Durch das Wort können wir Gott suchen und finden. Durch das Wort wird unsere Erkenntnis, aber auch unser Mangel an Erkenntnis offenbar.

Gott will uns durch sein Wort von Klarheit zu Klarheit führen. Wo Gott ist, ist Klarheit. Er schenkt uns Erkenntnis in der lebendigen Sprache der Heiligen Schrift. Wie Gottes Liebe in den Wundern der Schöpfung aufleuchtet, so reich und schön ist auch die Sprache, die er uns Menschen gegeben hat. Gott hat nicht nur zwanzig verschiedene Schmetterlingsarten und zwanzig verschiedene Blütenstände geschaffen, sondern er hat uns mit einer unendlichen Vielfalt seiner Schöpfungskraft beschenkt und gesegnet. Er hat uns auch einen Wortschatz anvertraut, der unermesslich ist. Nutzen wir ihn?

Es ist nicht zuletzt ein geistliches Anliegen, wenn wir uns der Sprachverschluderung verweigern, die immer mehr um sich greift. Was in einer unverständlichen, hässlichen, verschwirbelten Sprache daherkommt, sollte man vergessen. Das Wort Gottes ist kein toter Buchstabe, wie manchmal behauptet wird. Das Wort Gottes ist Geist und Leben, ist Licht auf dem Weg. Es kommt auf die Worte der Bibel an. Der alte Mann weiß, dass er sich auf die Worte, die Sätze und die biblischen Aussagen verlassen kann. Er liebt die Sprache der Bibel. Was Gott sagt, trifft alles ein. Es sind Lebensworte, in eine schlichte und schöne Sprache gefasst.

„Ein Wort, geredet zur rechten Zeit, ist wie goldene Äpfel auf Silberschalen.“ (Sprüche 25,11)

 „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen; denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ (Matth.11,28-30)

„Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben und sie werden nimmermehr umkommen und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.“ (Johannes 10, 27-28)

Bei solchen Zusagen geht dem alten Mann das Herz auf und freut sich über Gottes Wort wie einer, der große Beute macht.

Absonderliches bei den großen Meistern der Musikwelt Karl Barth und Mozart

 

In Band I, 2 Seite 563 steht zu lesen: „ Die Propheten und Apostel waren als solche in ihrem gesprochenen und geschriebenen Wort des Irrtums fähig. Sie waren tatsächlich fehlbare Menschen wie wir alle. „ Auf Seite 565 des gleichen Bandes sagt Professor Barth : „ Die Anfechtbarkeit bzw. die Irrtumsfähigkeit der Bibel erstreckt sich auf ihren religiösen und theologischen Gehalt. Da ergeben sich offenbar Überschneidungen und Widersprüche. „ Es ist schmerzlich, dass dieser große Theologe die Lehre der Inspiration, wie sie von Kirchenvater Augustinus und auch von dem Reformator Calvin formuliert wurde, mit Entschiedenheit ablehnt. Wenn Theologen und Nichttheologen in diesem Lehrstück Karl Barth folgen wollen, so ist das ihre Sache. Der gläubige Christ kann diese Lehrmeinung nicht übernehmen.

Geradezu weh tut es einem, was auf Seite 595 dieses Bandes zu lesen ist: „ Hat Gott sich der Fehlba rkeit aller menschlichen Worte der Bibel, ihrer geschichtlichen und naturwissenschaft- lichen Irrtümer, ihrer theologischen Widersprüche nicht geschämt, dann wäre es Eigenwilligkeit und Ungehorsam, in der Bibel auf die Suche nach irgendwelchen unfehlbaren Elementen ausgehen zu wollen. ( gekürzt)

Wir brauchen nicht nach unfehlbaren Elementen zu suchen, sie sind in der Heiligen Schrift in Fülle da. Paulus schreibt in 1.Tim. 3, 16: „ Kündlich groß ist das gottselige Geheimnis; Gott ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt von der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit. „ Ist das etwa kein unfehlbares Element? Natürlich kann ich nicht gegen einen Karl Barth antreten. Theologisch bin ich ihm gegenüber wie eine kleine Maus gegen einen riesigen Elefanten.

Es bleibt dabei. Mir gilt „ pasa graphe theopneustos „ = alle Schrift ist von Gott eingegeben 2. Tim. 3, 16 ). Diese Inspiration ist nicht als automatisches Diktat mit mechanischer Aufnahme zu verstehen, sondern bedeutet, dass die Verfasser der biblischen Schriften Männer voll Heiligen Geistes waren.

Diese kurze Erörterung der Inspirationsfrage erfolgte nur, weil wir uns in einigen Kapiteln mit der genialen Begabung großer Musiker auseinandersetzen.

Renè Pache unterscheidet in seinem Buch über die Inspiration zwischen Erleuchtung und Inspiration ( Seite 200 ). In unserem Zusammenhang geht es um andere Abgrenzungen, wie noch deutlich werden wird.

Zunächst steht die Frage zur Diskussion, ob Karl Barth mit seiner Glorifizierung Mozarts auf der richtigen Fährte war. Stand dieses Musikgenie Mozart bei seinen Werken unter der Inspiration des Heiligen Geistes? Hören wir einmal, was Karl Barth über ihn sagte. Wir finden seine Äußerungen in der kirchlichen Dogmatik, aber kurz zusammengefasst in seiner Schrift „ Wolfgang Amadeus Mozart „.

Barth schreibt: „ Ich habe zu bekennen, dass ich seit Jahren und Jahren jeden Morgen zunächst Mozart höre und mich dann erst der Dogmatik zuwende. Ich habe sogar zu bekennen, dass ich, wenn ich je in den Himmel kommen sollte (!), mich dort zunächst nach Mozart und dann erst nach Augustin und Thomas, nach Luther, Calvin und Schleiermacher erkundigen würde.“ Die Aussage über die eigene Ungewissheit des Heils kann wahrscheinlich als ein Akt der Bescheidenheit gelten. Barth hatte ja oft die Pietisten wegen eines „grölenden Redens vom Heiligen Geist „ – wie er sich ausdrückte – getadelt und angegriffen. Dass er aber Mozart, seinen erwählten Lieblingsmusiker, einfach in den Himmel versetzte, ist fragwürdig.

Wir stehen hier vor einer Untugend der westlichen Bildung. Die menschliche Ratio und das schöpferische Schaffen großer Männer wird so hoch bewertet, dass die Volksmeinung sie automatisch in den Himmel versetzt. So finden wir in dem Buch von Domprobst Martensen Larsen „ Am Gestade der Ewigkeit „ (Seite 166) folgende Aussage: „ Es wäre doch ein wunderlicher Himmel, in dem man nicht Plato, Cäsar, Goethe, Schiller und Beethoven finden würde! „Eine Somnabule (spiritistisches Medium, dass in Trance das Astralwandern praktiziert) erklärte, sie sei auf dem Jupiter gewesen und hätte dort Goethe als himmlischen Lehrer angetroffen, der die Verstorbenen auf den Stufen der Seligkeit weiterführe. Eine Kette von Ungeheuerlichkeiten! Auf der gleichen Ebene liegt ein Erlebnis in Windhuk, Namibia (Südwestafrika). Auf Einladung von Landesprobst Kirschnereit hatte ein deutscher Theologe in der deutschen Gemeinde Vorträge. Der Redner hielt ein Referat über Goethe. Hinterher war eine Diskussion. Es meldete sich ein Christ, der nicht den allgemeinen Lobeshymnen folgte. Er warf ein böses Wort in die Diskussion hinein: „ Die Verherrlichung Goethes ist nicht angebracht, er ist doch im Grunde genommen ein Hurenbock gewesen.“ Das war ein Funke ins Pulverfass. Die Deutschen, die ihr Deutschtum sehr hoch halten, hätten diesen Mann beinahe gelyncht.

Haben Goethe und Mozart automatisch den Himmel verdient, weil sie große Männer waren? Das Wort Gottes ist maßgeblich und nicht das intellektuelle Niveau. Professor Karl Heim, ein geistiger Riese unter den Theologen, äußerte einmal: Wenn schon Kollege Barth sich einen Musiker zum Leitstern nimmt, warum dann nicht Johann Sebastian Bach, der doch zu Christus ein ausgeprägteres Verhältnis hatte als Mozart.

Von dem Mozart-Fan Barth hören wir noch mehr erstaunliche Dinge. Auf der Seite der angegebenen Schrift sagt er: „Ich bin nicht schlechthin sicher, ob die Engel, wenn sie im Lobe Gottes begriffen sind, gerade Bach spielen – ich bin aber sicher, dass sie, wenn sie unter sich sind, Mozart spielen, und dass ihnen dann doch auch der liebe Gott besonders gerne zuhört.“

Karl Barth ist wegen seiner Mozart—Verfallenheit öfter angegriffen worden. Er antwortete darauf (Seite 45): „ Ich stelle eine Frage unbeantwortet zurück, die nämlich: wie ich als evangelischer Christ und Theologe dazu komme, gerade zu Mozart das Ja zu sagen, das hier gewiss nicht verborgen geblieben ist – da er doch so katholisch und auch noch Freimaurer und im übrigen ganz und gar Musikant gewesen ist?“

Es ist keine pietistische Engstirnigkeit, wenn gläubige Christen die Tendenz ablehnen, geniale Männer eo ipso in den Himmel zu verfrachten und ungeachtet ihrer Stellung zu Christus und zur Bibel. Man wird bei Mozart seine kirchlichen Werke, besonders sein Requiem hinweisen und sagen wollen, er habe doch Gott mit seiner Gabe gedient. Mit der gleichen Freiheit hat er auch Freimaurergesänge komponiert. Ein persönliches Christuszeugnis fehlt bei diesem großen Meister. Karl Barth bescheinigt ihm: „ Das Subjektive wird bei ihm nie ein Thema. Er hat die Musik nicht dazu benutzt, sich über sich selbst auszusprechen „ (Seite 39).

Es gibt große Meister der Musikwelt, die in ihrer religiösen Einstellung nicht nur indifferent, sondern sogar ablehnend sind.

 

 

Durch das Heidentum inspiriert

Ein Künstlerehepaar gab wertvolle Aufschlüsse über die Inspirations- quellen der großen Komponisten. Daraufhin zog man folgende Bücher zu Rate:

  1.  Abell, Arthur: Gespräche mit berühmten Komponisten
  2. Barth, Karl: Wolfgang Amadeus Mozart
  3. Debussy, Claude: Musik und Musiker
  4. Flessa, Ernst: Die Händelchronik
  5. Gerlach-Hermann: Goethe erzählt aus seinem Leben
  6. Harich-Schneider: Zärtliche Welt
  7. Insel-Bücherei: Goethes schönste Briefe
  8. Köhler, L.: Allgemeine Musiklehre
  9. Kraus, Egon: Musik als Lebenshilfe
  10. Müller-Blattau, J.M.: Johannes Brahms
  11. Myers, B.L.: Musikorchester Komponisten
  12. Pache, Renè: Inspiration und Autorität der Bibel
  13. Pfennigsdorf, E.: Christus im deutschen Geistesleben
  14. Rößler, Hellmuth: Deutsche Geschichte
  15. Söhngen, Oskar: Theologie der Musik
  16. Strube, Adolf: Deutsche Musikkunde
  17. Zoff, Otto: Die großen Komponisten
  18. Das zehnbändige Kittelsche Wörterbuch zum Neuen Testament

Wenn man hier die erwähnten Bücher liest, dann fällt sofort die Terminologie auf. Es wird gesprochen von den Musen und Dämonen. Engel und Schutzgeister spielen eine Rolle. Ekstase, Trance und Rauschzustände werden genannt. Die ganze Begriffswelt ist von dem Stil und Sprachgebrauch des Neuen Testamentes völlig verschieden.

Geben wir zunächst eine Kostprobe aus den beiden erwähnten Goethe-Büchern. Goethe gehört zwar nicht zu den Komponisten, schöpft aber aus den gleichen Quellen. Bei allen in diesem Kapitel gegebenen Zitaten werden die Buchtitel nicht wiederholt, sondern lediglich die oben angegebenen Ziffern. Es handelt sich also um die Ziffern 5 und 7.

5,76: „Umschwebt mich, ihr Musen, ihr Charitinnen. „
5,44: „ Das Dämonische ist dasjenige, was durch Verstand und Vernunft nicht aufzulösen ist. In meiner Natur liegt es nicht, aber ich bin ihm unterworfen. „
5,254: „ Fromm sind wir Liebende, still verehren wir alle Dämonen, wünschen uns jeglichen Gott, jegliche Göttin geneigt. „
7,87: „ Wirken wir fort, bis wir, vor-oder nacheinander, vom Weltgeist gerufen, in den Äther zurückkehren. „

Damit haben wir schon eine typische Palette heidnischer, vorchristlicher Vorstellungen: die Musen, die heiligen Götter, die Dämonen, der Weltgeist.

Nun mag man entgegenhalten: Die großen Geister, die Heroen eines Volkes darf man nicht mit theologisch-dogmatischen Maßstäben messen. Sie haben in ihrem Dichten und Denken eigengesetzliche Strukturen. Bei Goethe wäre das außerdem eine poetische Ausdrucksform. Gehen wir kurz darauf ein.

In der Tat liegen bei Goethe keine neutestamentlichen Ausdrucks- formen vor, wenn er von Dämonen redet. Bei diesen Äußerungen steht die griechische, vorchristliche Welt Pate.

Bei Homer und dem noch älteren Hesiod bedeutet Dämon eine übermenschliche Macht. Plato bezeichnete die Dämonen als Götter oder als Söhne der Götter. Wichtig für die Beurteilung Goethes und der großen Komponisten ist die Ambivalenz, die Doppelwertigkeit des Begriffs Dämon in der frühgriechischen Epoche. Er schließt Gutes und Böses in sich. Der Dämon kann Unheil stiften, aber auch ein freund- liches Schicksal bereiten. Von hier aus war es nur noch ein Schritt zu der Bedeutung einer Schutzgottheit. Die griechische Vorstellungswelt ist der große Topf, aus dem unsere Künstler ihre Ideen geholt haben. Die ganze Musikwelt lebt, von wenigen Ausnahmen abgesehen, von diesen griechischen-heidnischen Inspirationen. Christliche Musikkenner sagen, außer Bach hätten alle Komponisten den griechischen Nektar getrunken, der im klaren Gegensatz zu dem Angebot des Heiligen Geistes steht. Das Beweismaterial zu dieser Behauptung ist geradezu erdrückend.

Bringen wir zunächst einige Hinweise zur Frage der Inspiration.

Pfennigsdorf untersucht als christlicher Autor die Quellen künstlerrischen Schaffens und richtet doch durch die mangelnde Unterscheidung Verwirrung an. Er schreibt (13,112): „ Jeder große Künstler weiß, dass er nichts schaffen kann, wenn es ihm nicht gegeben wird. Wie wahr das ist, das wussten schon die Griechen, die alles höhere Denken und Wirken auf eine Begeisterung durch den Eros, die Musen oder Apoll zurückführten. „ Schöpfen christusorientierte Männer und die alten Griechen etwa aus den gleichen Quellen?

Diese Verwirrung des Denkens geht aber durch die meisten Bücher über die großen Komponisten. Die Aussagen über die künstlerische Inspiration erhellen die heidnischen Wurzeln.

Richard Strauß bekennt (1,25): „ Wenn ich mich in inspirierter Stimmung befinde, habe ich bestimmte Zwangsvisionen unter dem Einfluss einer höheren Macht. In solchen Augenblicken spüre ich, dass ich die Quelle der unendlichen Kraft, aus der alle Dinge hervor- gehen, erschließe. „

Auf dieser Ebene befinden sich nahezu alle Äußerungen der Komponisten zur Frage der Inspiration. Brahms nannte kosmische

Schwingungen als seine Inspirationsquelle. (1,60 und 1,127). Er erklärt, dass er sich in solchen Augenblicken in der Halbtrance befinde. Über Toscanini heißt es (1,155): „ Toscaninis Interpretationen sind Wunder, und sein unvergleichliches Gedächnis ist eine kosmische Offenbarung. Toscanini ist Gott nahe, wenn er dirigiert. „ Wagner bekannte, dass er im Zustand des Halbschlafes das Vorspiel zu „ Rheingold „ erhalten habe (1,175). Beethoven herrschte einen Geiger, der sich der schweren Griffe wegen beklagte an: „Glaubt er, ich denke an seine elende Geige, wenn der Geist über mich kommt und ich komponiere?“ (16,224).

Der Biograph von Verdi berichtete (17,250f.) folgendes: „ Schon als kleiner Knabe konnte Verdi vor den Wundertaten eines alten Violinisten in Ekstase stehen. „ Einmal musste ein Priester den jungen Verdi durch einen Stoß aus der Trance wecken.

Ein Beispiel für teuflische Inspiration ist Paganini. Es wird erzählt, dass er als Bettelmusikant in Spelunken aufspielte und sich kümmerlich damit durchs Leben schlug. In seiner Verzweiflung, habe er sich mit seinem Blut dem Teufel verschrieben. Daraufhin machte er als Geiger Karriere. Myers berichtet (11,41): „ Paganinis Spiel war so brillant, dass ein Mann schwor, gesehen zu haben, wie der Teufel den Bogen führte. Paganini erfand neue virtuose Kunstgriffe im Violinspiel und entwickelte eine ungeheure Technik. „ Sein Spiel wurde Hexenmeisterei genannt.

Als Hexerei erinnert auch die Teufelstrillersonate. „ Nach einer Legende ist dem italienischen Geiger und Komponisten Guiseppe Tartini der Teufel im Raum erschienen und spielte ihm ein virtuoses, mit schwierigen Trillern versehenes Stück auf der Violine vor. Der Musiker schrieb es nach dem Erwachen aus der Erinnerung auf und nannte es „Teufelstrillersonate „. So berichtete Meyers (11,49). Es ist wiederum typisch, dass Brahms diese Sonate für das beste Werk Tartinis hält.

Weiteren Aufschluss über die Quellen künstlerischen Schaffens unserer großen Komponisten geben uns die vielgebrauchten Ausdrücke wie: Engel, Geister, Schutzgeister, Schutzgötter, Dämonen.

Solche Hinweise auf jenseitige Helfer sind nicht immer eindeutig. Das zeigt sich besonders bei Händel, dessen „Messias „ sehr schätzenswert ist. Einige Zitate aus der Händel-Chronik sollen das zeigen.

4,357: „ Vermessen wollte ich nichts Geringeres, als Gebirge aufrichten. Nun stürzen sie über mir zusammen. Ich muss daran verzweifeln, das letzte Lichtgeheimnis der Engel in meiner Musik zu offenbaren. Das aber ist die Hölle. „

4,380: „ Ich habe mit dem Engel ringen müssen wie Jakob. „

Aufschlussreich ist ein weiteres Zitat, in dem sich Händel auch zur Antike bekennt im Gegensatz zur Bibel.
4,384: „ Ehe ich wieder zu den strengen, hohen Bibelstoffen zurück – kehre, habe ich mich ins helle Griechenland begeben. . . Ein liebliches Menschenkind entbrennt in tragischer Liebe zu Jupiter, ihrem Erretter, und nimmt im Übermaß ihres herrlichen Gefühls Tod und Untergang auf sich. „

Die Engelsvorstellung Händels verlagert sich eindeutig zu der Annahme, dass die Engel seine Schutzgeister sind.
4,392: „ Mit dem Engel brauche ich nicht mehr zu ringen um meine Musik. Sie ist geborgen unter seiner Obhut. „

4,430: „ Nur wenn heißer Flügelwind und brausender Engelatem hinter einer Musik her sind, dann taucht sie was. Gebe Gott, dass sie mich niemals verlassen. „
4,433 „ Unter dem Schutzgeist, der mich dabei beriet, habe ich`s, so hoffe ich, mit innigem Leben erfüllen dürfen. „

Diese Engelzitate aus dem Händelbuch sind nicht einfach zu deuten. Man kann sich an Hebräer 1,14 erinnern, wo Engel eine Schutzfunktion haben. Auch die katholischen volkstümlichen Vorstellungen von Heiligen und Engeln können hier hereinspielen.

Zuletzt kann man die spiritistische Annahme von Schutzgeistern, Kontrollgeistern denken, eine Vorstellung, die bei Schumann und bei Brahms unbewusst vorliegt. Bei Händel zeigt sich die Tendenz aller großen Musiker—außer Bach–, die Motive im Griechentum zu holen. Händel empfindet „ das helle Griechenland „ als Erholung gegenüber dem schweren biblischen Text. Wenn hier nochmals der Name Brahms auftaucht, soll das entsprechende Zitat erwähnt werden.

1.127: „ Jene Heimsuchungen meiner himmlischen Schutzgöttin sind meine kostbarsten Erinnerungen. „

Der Begriff des Dämonischen taucht in den Biographien der Musiker noch mehr auf als der Hinweis auf die Schutzengel.

Im Titel „ Zärtliche Welt „ heißt es (Seite 41), die Künstler hätten einen Zug zum Abgründigen, zum Dämonischen. Dieser Trend wird in allen ihren Biographien sichtbar. Einige Zitate sollen das zeigen.

16,234: „ Was aber ein solcher vom Dämon Besessener ausspricht, davor muss ein Laie Ehrfurcht haben. Denn hier walten die Götter und streuen Samen zu künftiger Einsicht. „
16,257: „ Schumann schrieb nächtens ein ihm von Engeln eingegebenes Thema auf. Und während ihn furchtbare Dämonen bedrohten, schrieb er gleichwohl Variationen über jenes Engelsthema. „

Bei diesem Schumannzitat werden Engel und Dämonen in einem Atemzug genannt. Da Schumann hochgradiger Spiritist war, ist die Frage, ob es Engel Gottes oder Satans waren. Bei Brahms, der von seinem Freund Schumann spiritistisch beeinflusst war, finden sich ähnliche Vorstellungen.

16,292: „ Es waren einzelne Klavierstücke, teilweise dämonischer Natur. . . Es stehen uns noch wunderbare Blicke in die Geheimnisse der Geisterwelt bevor. Möchte ihn dazu der höchste Genius stärken.“

Dieses Zitat ist verkürzt wiedergegeben. Zu beachten sind die drei Ausdrücke: dämonisch–Geisterwelt—Genius (Schutzgeist). Wir sind damit eindeutig im spiritistischen Bereich.

Ergänzen wir diese dämonische Reihe mit einem Zitat von Wagner. 17,235: „ Was reden Sie von der Zukunft, wenn meine Manuskripte im Schrein verschlossen liegen! Wer soll das Kunstwerk aufführen, das ich, nur ich unter Mitwirkung glücklicher Dämonen zur Erscheinung bringen kann, dass alle Welt wisse, so ist es, so hat der Meister sein Werk geschaut und gewollt. „

Die irregeleitete geistige Verfassung der großen Komponisten – wiederum sage ich außer J.S. Bach und einigen Ausnahmen – wird deutlich an ihrer Haltung Gott und Christus gegenüber. Dazu einige Hinweise.

16,251 : „ Wahrlich, in dem Schubert wohnt ein göttlicher Funke. „

Wir stehen hier vor der Grundeinstellung der Mystiker, dass in jedem Menschen ein Stück Gottheit, ein göttlicher Funken verborgen liege, der zur Flamme angefacht werden muss. Es liegt hier der Gedanke der Höherentwicklung, der Selbsterlösung vor. Christus, der Erlöser und Mittler, ist hier überflüssig. Der Mensch wurschtelt sich aus seiner Misere in eigener Kraft heraus.

1,156: „Für Jesus von Nazareth wie für Beethoven muss es sehr leicht gewesen sein, mit der Allmacht in Verbindung zu treten. „

Hier steht also Beethoven neben Jesus. Jesus steht nur einige Sprossen höher auf der Leiter, wie Brahms einmal angedeutet hat. Nach dieser Meinung hätten also die Künstler eine unmittelbare Stellung zu Gott. Kein Wunder, dass daher die Künstler automatisch nach ihrem Tode in den Himmel versetzt werden. Diese Vorstellung finden wir auch bei dem christlichen Autor Pfennigsdorf. Es heißt in seinem Buch:

13,156: „ Was werden Phidias und Raffael, Sophokles und Shakespeare, Händel und Mozart im Himmel für Werke geschaffen haben und noch immer herrlichere schaffen! „

Auch hier tritt das Griechentum mit seinem künstlerischen Schaffen in den Vordergrund. Weil Phidias klassische Statuen meißelte und Sophokles großartige Tragödien und Dramen schrieb, steht ihnen als Belohnung der Himmel offen. Hier spricht das Heidentum und nicht die Bibel als allein vom Heiligen Geist autorisierte Quelle der Inspiration.

Wie steht es bei unseren Musikern heute? Von dem Geiger Yehudi Menohin war in einem Artikel im „ Reader`s Digest „ zu lesen, dass er als Vorbereitung zur Inspiration ein konstantes Jogatraining absolviere. Wenn er beim Spielen auf der Geige einen schwarzen Engel über dem Griffbrett sehe, dann spiele nicht mehr er, sondern „es spiele „.

In einer vor einigen Jahren ausgestrahlten Fernsehsendung, in der dieser Geiger mit seinem Klavierbegleiter auftrat, erklärte der Kommentator vor Beginn des Konzertes, dass Menuhin spielen würde, wenn er in der linken oberen Ecke, also über dem Griffbrett seiner Geige, einen schwarzen Engel sähe, der ihn inspiriere.

Der Dirigent Herbert von Karajan praktizierte die gleiche Vorbereitung zur Inspiration wie Menuhin. Jeden Morgen von sechs bis acht Uhr betrieb er Yogaübungen, um für seine Arbeit fit zu sein. Er wird auch Magier des Taktstockes genannt. Seine virtuose Kunst zu dirigieren, wird auch als Charisma bezeichnet. Charismata sind Gaben des Heiligen Geistes, die man nicht durch Jogaexerzitien erlangen kann.

Als letztes Beispiel dieser Art ist ein Zitat von Leonard Bernstein: „Der Künstler kann Einfälle und Vorstellungen über ein Stück in der Trance empfangen. Der schöpferische Akt nimmt einen in die Klauen. Nichts hat mit dieser beglückenden Sensation des darin Gefangenseins etwas gemeinsam. „ Die Trance ist mit ihrer Passivität

die Empfangsstation und Situation für das Einwirken der Geister, die im Luftgebiet, in der uns umgebenden Atmosphäre ihr Unwesen treiben (Eph.6, 12). Das Erfülltwerden, das Inspiriertwerden durch den Heiligen Geist Gottes hat eine völlig andere Charakteristik. Wir schließen das Musikkapitel mit einigen historischen Hinweisen.

Pythagoras (geb. 497 v. Chr.), Entdecker des pythagoräischen Lehrsatzes und der Gesetzlichkeit der schwingenden Saiten, beobachtete eines Abends die Sterne. Der nächtliche Lärm junger Männer störte ihn dabei. Er bemerkte, dass sie, durch die Musik eines Schalmeienspielers rasend gemacht, in das Haus einer jungen Schauspielerin einzudringen versuchten. Da befahl Pythagoras dem Bläser, den Halbton zu ändern. Daraufhin gingen die jungen Männer beruhigt nach Hause (15,122).

Es gibt also nichts Neues unter der Sonne. Heute sind es die Rockfans, die rasend gemacht werden und im Rauschzustand zu allen Gewalttätigkeiten bereit sind.

Die geheimnisvolle Macht der Musik kannte auch Plato. In seinen Nomoi (nomos=Brauch, Sitte, Ordnung, Recht) erklärte der Philosoph, dass die sogenannten Lieder in Wahrheit Zauberlieder, Zaubersprüche für die Seele sind. Je nach den Tonarten haben sie eine verschiedene ethische Wirkung auf die Menschen. Das sind Erkenntnisse, die bis heute ihre Gültigkeit haben.

Zu den Gedanken von Pythagoras und Plato ein Zeugnis gleichen Charakters von heute. Professor Gerhard Taschner machte vor seinen Adepten die Bemerkung: „Musik ist Rauschgift, und wenn es nicht so ist, dann ist es keine Musik, sondern Handwerksarbeit auf dem Instrument.“

Rauschzustände, Vernebelung des Denkens gehören zum Instrument Satans. In der Bibel geht es um Nüchternheit und Wachsamkeit.

1. Petrus 5,8: „ Seid nüchtern und wachet! „
1. Thess. 5,6: „ Lasset uns wachen und nüchtern sein! „
Lukas 21,36: „ So seid nun wach allezeit und betet! „

Der kleine Rundgang durch die heidnischen Inspirationen wird hier abgeschlossen. Ein noch wichtigeres Kapitel wäre nun die Darstellung des gottgeschenkten Musizierens und Singens.
Eine Randbemerkung soll aber noch gemacht werden. Paulus mahnt die Kolosser: „ Lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen, lieblichen Liedern und singet dem Herrn in euren Herzen „ (Kol.3, 16).

Das Brot

Eines der schlimmsten Waffen der Gegner des Zweiten Weltkrieges war das Aushungern der Gefangenen. Zwar spricht sich die Genfer Konvention gegen eine derartige Behandlung der Gefangenen aus. Was aber fragt der Mächtige nach dem Recht !

Die Deutschen gaben den russischen Gefangenen in den Lagern derartige Hungerrationen, dass diese Männer dahinsiechten. In der gleichen Weise erging es den 20000 Amerikanern, die Sepp Dietrich bei seinem letzten verzweifelten Angriff gefangen nahm. Sie erhielten in den ersten zehn Tagen fast nichts zu essen.

Die Alliierten kämpften mit der gleichen Waffe. Sie zahlten zehnmal das erlittene Unrecht ihrer Gefangenen zurück. In Russland verhungerten deutsche Kriegsgefangene zu Hunderttausenden. Im amerikanischen Gefangenenlager in Bad Kreuznach starben in den Sommermonaten 1945 monatlich 10000 Gefangene und mehr. Das gleiche Bild in den französischen Lagern! Das Gespenst Hunger ging um und raffte die ausgemergelten Männer weg.

Brot! Das war das große Wunschbild in der Fantasie der Gefangenen. Einer bekam Brot. In einem französichen Lager wurde unter den Gefangenen ein Pfarrer entdeckt. Die Lagerleitung bestellte ihn unter den vielen Sterbenden zum Lagergeistlichen. Damit wurde dieser Gefangene sofort Nutznießer einer besseren Verpflegung. Und was noch wichtiger war: Er erhielt Care-Pakete amerikanischer Christen. Behielt nun der Geistliche diese Kostbarkeiten nun etwa für sich ? Nein! Er wurde zum großen Wohltäter der Hungernden und Sterbenden. Er teilt seine Schätze in kleine Portionen auf und händigte sie den Bedürftigen aus. Der Lagergeistliche wurde damit bei den verzweifelt Hungernden zum begehrtesten Mann des Lagers. Er war der Mann, der Brot besaß.

Und er besaß noch ein anderes Brot. Dieser Lagergeistliche war weder ein Traditioneller noch ein Modernist, sondern ein gläubiger Jünger Jesu. Seine Bibel war nicht sein Berufssymbol, sondern sein tägliches geistliches Brot. Wie kam ihm das zugut! Er konnte vielen Sterbenden aus diesem geistlichen Schatz die letzte Wegzehrung, den letzten Trost geben. Viele, die in gesunden Tagen nie das Brot

des Lebens erkannten und zu sich nahmen, streckten ihre Hände danach aus. So durften viele Hungernde in der letzten Stunde ihres Daseins noch geistlich satt werden zum ewigen Leben. So erfüllte sich das Wort Jesu in Matthäus 4,4  : „ Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht.“