Christentum und Islam Teil 2 / 9

Gegenüberstellung der theologischen Grundaussagen von Christentum und Islam in einzelnen Abschnitten – Teil 2 von 9

Jesus oder

Das christliche Jesusbild

Dazu nur ein paar Bemerkungen, da ich das als weithin bekannt voraussetzen kann: Das Bild, das uns die Evangelien von Jesus zeichnen, ist anschaulich, lebendig, persönlich, wir erfahren viel von Namen der Personen und Orte seiner Wirksamkeit in Galiläa und eindrucksvolle Geschichten. Wir erleben ihn als einfühlsam, liebevoll, voll Zuwendung zu den Menschen, besonders zu den Kleinen, Armen, Kranken, Ausgestoßenen, schuldig Gewordenen und Verlorenen, sogar zu den Heiden. Es ist ihm darum zu tun, ihnen zu helfen, sie zu heilen, zu speisen, Ihnen ihre Schuld zu vergeben, sie anzunehmen und so zu retten: „ Des Menschen Sohn ist gekommen zu suchen und zu retten, was verloren ist“ (Lukas 19,10 ).

Wir erfahren von seiner engen, vertraulichen Verbundenheit mit Gott, den er „seinen himmlischen Vater“ nennt und dessen Nähe er verkündigt und verkörpert, dessen Kommen die Menschen zur Umkehr ruft, aber nicht als Gericht, sondern als Heimkehr. Gott zeichnet er als liebevollen, mitfühlenden und mitleidenden Vater, etwa im Gleichnis von der Heimkehr des verlorenen Sohnes; sein Herrschaft und ihr Kommen beschreibt Jesus als Freuden- und Hochzeitsmahl, zu dem alle geladen sind, gerade auch die Fernen. Sein Kommen kündigen Zeichen der Rettung und Heilung an (Jesu Wunder).

Diese dienen allerdings nicht ihm selbst als Wunderzeichen und –beweise, sondern den Geheilten als Zeichen der göttlichen Liebe und Barmherzigkeit. In alledem kommen bei Jesus Gottes Barmherzigkeit mit den Menschen und seine eigene zum Ausdruck. Von Gott und Jesus wird das herrliche „ es jammerte ihn seiner „ ausgesagt: „ Und als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren verschmachtet und zerstreut, wie Schafe, die keinen Hirten haben „( Mt. 9,36 ). Die Mission Jesu wird besonders im Johannesevangelium zusammengefasst als göttliche Liebe: „ Wie er die Seinen geliebt hatte,… so liebte er sie bis ans Ende“ ( Joh.13,1f ). Und: „ Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde „ (Joh.15,13 ). Auch sein Gang ans Kreuz ist nichts anderes als die Konsequenz seiner liebenden Selbsthingabe und Solidarität mit den Menschen: „ Christus lebt in mir … der mich geliebt hat und hat sich selbst für mich dahingegeben „ ( Galater 2,20 ) . Darum ist die Nachricht von Jesus für uns insgesamt eine Heils- und Rettungsbotschaft, eine Freudenbotschaft und heißt deshalb im Neuen Testament Evangelium. Alles ist hier für uns auf den Ton der Freude gestimmt. Schon bei Jesu Geburt verkündet der Engel: „ Siehe, ich verkündige euch große Freude… „; und in seinem Leben wie im Gleichnis: „Freuet euch mit mir…so wird Freude im Himmel sein…und sie fingen an fröhlich zu sein…, denn dein Bruder war verloren und ist wiedergefunden worden! „(Lukas 15,6.9.24.32) Darum dichtet Luther mit vollem Recht in seinem persönlichsten Lied: „ Nun freut euch, liebe Christen g`mein und lasset uns fröhlich springen, dass wir getrost und all `in ein mit Lust und Liebe singen, was Gott an uns gewendet hat und seine süße Wundertat, gar teu`r hat er`s erworben „ ( Evangelisches Gesangbuch 341,1).

Der islamische Isa
 Jesus kommt in einer Reihe von Stellen im Koran unter dem Namen Isa vor, aber von ihm werden keine Geschichten erzählt, keine Namen (außer dem seiner Mutter Maria), sein Leben und Wirken wird wenig anschaulich, man findet davon nur einen blassen Abglanz. Lediglich die Geburtsgeschichte wird etwas ausgeführt und dabei sogar die Jungfrauengeburt erwähnt und bejaht, die jedoch im Koran für das Wesen des Jesuskindes nichts ausmacht; sie ist lediglich Ausdruck für die absolute Allmacht Allahs. Die Jungfrauengeburt begründet also im Islam nicht etwa die Gottessohnschaft Isas. Außerdem wird die Geburtsgeschichte legendenhaft ausgeschmückt (nach dem apokryphen Kindheitsevangelium des Thomas): Der Säugling Jesus spricht schon in der Wiege und das Kind zaubert mit Tonvögeln, die es lebendig werden lässt. Außerdem sagt schon der Säugling Isa genau das, was Mohammed von ihm behauptet: Dass er nur ein Diener/Knecht Allahs sei (Sure 19,16-35 ; Sure 3,42f .)

Beim erwachsenen Isa werden zwar seine Jünger erwähnt, jedoch ohne ihre Namen zu nennen. Jesus wird hauptsächlich als Prophet/Gesandter Allahs verstanden, der im Evangelium (das Mohammed fälschlicherweise für ein Gesetzbuch hält) angeblich die gleiche Botschaft bringt wie Mohammed selbst. Als solcher Vorläufer wird Isa durchaus anerkannt und geehrt. Er hat aber nichts Neues und Eigenes zu sagen, er verkündet nur, was alle Propheten vor ihm (nach dem Islam) schon gesagt haben: Gottes Einzigartigkeit und Allmacht und seinen Willen. Deswegen heißt er hier „ ein Bestätiger der Tora „, der auch ein Gesetzbuch erhält wie Mose und Mohammed (Sure 3,43 ). Deswegen ermahnt der Koran die Christen: „ O Volk der Schrift, überschreitet nicht euren Glauben und sprecht von Allah nur die Wahrheit. Der Messias Isa, der Sohn der Maria, ist der Gesandte (Prophet) Allahs und sein Wort, das er in Maria gelegt hat und Geist von ihm. So glaubt an Allah und an seinen Gesandten und sprecht nicht „Drei“. Stehet ab davon, gut ist`s euch. Allah ist nur ein einziger Gott….. Nimmer ist der Messias zu stolz, ein Diener Allahs zu sein …(Sure 4,169f .).

Damit missversteht Mohammed die Bedeutung und den Sinn des Evangeliums von Jesus Christus völlig. Entsprechend fällt im Islam bei Isa das eigentliche Evangelium als Freudenbotschaft unter den Tisch. Isa wird zu einem reinen Gesetzesprediger wie Mose und Mohammed.

Pauschal werden wohl auch die Wunder Jesu erwähnt, aber entgegen ihrem biblischen Sinn als Wunderbeweise für Jesus umgedeutet. Sie heißen im Koran öfter „ deutliche Zeichen „ (Sure 2,81, 254 ). Ihre Bedeutung für die Geheilten fällt dabei weg, sie spielen nur eine Rolle für Jesus selber. Sie sollen ihn als Propheten Allahs bestätigen. Isa weigert sich nicht (wie der biblische Jesus), die Zeichenforderung der Menschen zu erfüllen.

Der schwerwiegende Unterschied zum biblischen Jesus ist jedoch die Bestreitung des Kreuzestodes Isas im Koran. „ Und sie (die Juden) sprachen: „Siehe, wir haben den Messias Isa, den Sohn der Maria, den Gesandten Allahs ermordet „ –und doch ermordeten sie ihn nicht und kreuzigten ihn nicht, sondern einen ihm ähnlichen… „ (Sure 4,156 )

Die Leugnung des Kreuzes kann Mohammed nicht aufgrund von zuverlässigen historischen Nachrichten ausgesprochen haben. Er kann im Abstand von 600 Jahren nach der Passion Jesu nicht über bessere Informationen als die Evangelien und das übrige Neue Testament verfügen, in dem der Kreuzestod Jesu mehr als sechzig Mal erwähnt wird. Hinter der Ablehnung des Kreuzes steht bei Mohammed vielmehr seine theologische Überzeugung, dass nämlich Allah seine Boten nicht scheitern lässt, dass also „nicht sein kann, was nicht sein darf“ (Christian Morgenstern). Mohammed ertrug das Kreuz des Propheten Isa nicht, ärgerte sich daran und erwies sich darin als Feind des  Kreuzes Christi, wie Paulus schreibt: „ Denn viele leben so, dass ich euch oft von ihnen gesagt habe, nun aber sage ich`s unter Tränen: sie sind die Feinde des Kreuzes Christi „ (Philipper 3,18 ; vergl. auch 1. Korinther 1,23). Mohammed behauptet sogar, dass Isa am Ende der Tage wiederkommen und alle Kreuze zerstören und dann den Islam verkündigen werde.

Dies sind die wesentlichen Aussagen, die sich im Koran über Isa finden. Der Gesamteindruck ist dürftig. Hier fehlt vieles, ja Wesentliches. Der Islam bietet uns von Jesus kaum mehr als ein dürres Gerippe, ihm fehlt hier jede Lebendigkeit, auch jede Anteilnahme oder Zuwendung zu den Menschen. Ihm fehlt insbesondere das Wesentliche: die Liebe und Barmherzigkeit, mit der Jesus den Verlorenen nachgegangen ist: „ Des Menschen Sohn ist gekommen zu suchen und zu retten, was verloren ist“ (Lukas 19,10 ).

In dem Zerrbild, das der Koran von Jesus zeichnet, ist der Jesus von Nazareth des Neuen Testamentes nicht wiederzuerkennen. Mohammed hat ihn verändert, verkürzt, verfälscht und nach seinem eigenen Vorbild und seiner Vorstellung von Propheten umgeformt. Er hat ihn in die lange Reihe der Propheten Allahs eingereiht und als seinen letzten Vorläufer zwar anerkannt, aber damit doch herabgestuft. Mohammed meint als „ Siegel der Propheten „ Jesus überbieten zu können. Dabei kann er ihm in Wahrheit nicht das Wasser reichen. Man denke nur an das Thema von Gewalt und Gewaltlosigkeit. Während sich Mohammed sich ungeniert der kriegerischen Gewalt bediente, ging Jesus den Weg der Gewaltlosigkeit und darum des Leidens. Er wollte lieber Unrecht leiden als Unrecht tun.

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