Das Brot

Eines der schlimmsten Waffen der Gegner des Zweiten Weltkrieges war das Aushungern der Gefangenen. Zwar spricht sich die Genfer Konvention gegen eine derartige Behandlung der Gefangenen aus. Was aber fragt der Mächtige nach dem Recht !

Die Deutschen gaben den russischen Gefangenen in den Lagern derartige Hungerrationen, dass diese Männer dahinsiechten. In der gleichen Weise erging es den 20000 Amerikanern, die Sepp Dietrich bei seinem letzten verzweifelten Angriff gefangen nahm. Sie erhielten in den ersten zehn Tagen fast nichts zu essen.

Die Alliierten kämpften mit der gleichen Waffe. Sie zahlten zehnmal das erlittene Unrecht ihrer Gefangenen zurück. In Russland verhungerten deutsche Kriegsgefangene zu Hunderttausenden. Im amerikanischen Gefangenenlager in Bad Kreuznach starben in den Sommermonaten 1945 monatlich 10000 Gefangene und mehr. Das gleiche Bild in den französischen Lagern! Das Gespenst Hunger ging um und raffte die ausgemergelten Männer weg.

Brot! Das war das große Wunschbild in der Fantasie der Gefangenen. Einer bekam Brot. In einem französichen Lager wurde unter den Gefangenen ein Pfarrer entdeckt. Die Lagerleitung bestellte ihn unter den vielen Sterbenden zum Lagergeistlichen. Damit wurde dieser Gefangene sofort Nutznießer einer besseren Verpflegung. Und was noch wichtiger war: Er erhielt Care-Pakete amerikanischer Christen. Behielt nun der Geistliche diese Kostbarkeiten nun etwa für sich ? Nein! Er wurde zum großen Wohltäter der Hungernden und Sterbenden. Er teilt seine Schätze in kleine Portionen auf und händigte sie den Bedürftigen aus. Der Lagergeistliche wurde damit bei den verzweifelt Hungernden zum begehrtesten Mann des Lagers. Er war der Mann, der Brot besaß.

Und er besaß noch ein anderes Brot. Dieser Lagergeistliche war weder ein Traditioneller noch ein Modernist, sondern ein gläubiger Jünger Jesu. Seine Bibel war nicht sein Berufssymbol, sondern sein tägliches geistliches Brot. Wie kam ihm das zugut! Er konnte vielen Sterbenden aus diesem geistlichen Schatz die letzte Wegzehrung, den letzten Trost geben. Viele, die in gesunden Tagen nie das Brot

des Lebens erkannten und zu sich nahmen, streckten ihre Hände danach aus. So durften viele Hungernde in der letzten Stunde ihres Daseins noch geistlich satt werden zum ewigen Leben. So erfüllte sich das Wort Jesu in Matthäus 4,4  : „ Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht.“  

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