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 Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. (1. Joh.5,12 )

1939 machte die damalige englische Königin einen Besuch in Kanada. Sie war von ihrem Gatten, König Georg VI., begleitet. Es gab einen großen Empfang. Ein Programmpunkt war eine Liedeinlage. Ein alter Indianer sang mit einer klaren Stimme ein Jesuslied folgenden Inhaltes: „ Ich liebe Jesus mehr als Silber und Gold. Ich liebe Jesus mehr als alle Schätze der Welt.“ Nach dem Lied fragte der Häuptling in demütiger Haltung: „ Majestät, ist mir eine Frage erlaubt? Sie nickte Zustimmung. Dann fragte der Häuptling: „ Majestät, haben Sie Jesus?“ Es entstand eine kleine Pause. Auf den Gesichtern mancher Minister stand der Unwille geschrieben. Da antwortete die Königin: „ Es glauben viele an Gott. Es glauben manche an Jesus. Ich muss bekennen, dass er mein Herz besitzt.“ Das war kein rührseliges, sondern ein tapferes Bekenntnis. Es gehört Mut dazu, bei einer solch großen und erlauchten Zuhörerschaft sich auf die Seite Jesu zu stellen.

2. Welche Bedeutung hat eine derartige Aussage? Ohne Zweifel war Jesus von Nazareth eine der wunderbarsten Gestalten der menschlichen Geschichte. Gibt es aber nicht noch mehr solcher Persönlichkeiten, die uns Hochachtung abnötigen ?  Manche berauschen sich an den Taten großer Feldherren, etwa eines Alexander des Großen oder Julius Cäsars. Andere sind erfüllt von der Poesie eines Homer oder eines Dante. Wieder andere sind fasziniert von den großen Denkern, etwa von Aristoteles oder Kant. Nicht zuletzt gibt es solche, die den großen Sittenlehrern und ethischen Reformern den Preis zuerkennen. Vielleicht wird dabei der Name Sokrates genannt oder gar der Martin Luthers. Taucht nun in diesem großen Relief menschlicher Heroen auch der Name Jesus auf?  In der Tat wird von vielen Jesus unter die großen Namen der Menschheit einrangiert. Dieser Ehrerweisung wird aber im Neuen Testament ein jähes Ende bereitet. Jesus braucht keine menschlichen Lorbeeren. Jesus ist nicht ein großer Name neben anderen großen Namen. Paulus bezeugt: „ Gott hat Jesus einen Namen gegeben, der über alle Namen ist.“ Nur wer den Sohn Gottes hat, der hat den Anschluss an das eigentliche Leben. Wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. Diese Aussage ist so aufreizend, dass wir uns mit der Person Jesu auseinandersetzen müssen.

Wir fragen, welche Beziehungen gelten für das Verhältnis des Sohnes Gottes zu uns Menschen?

1. Die erste Aussage ist die von Apostelgeschichte 4, 12 : „ Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen errettet werden.“ Dieser Vers ist zu unterstreichen. Paulus bezeugt den Athenern in seiner großen Areopagrede: „ Gott hat einen Mann gesetzt, durch den er der Menschheit Gericht und Heil beschert.“ Dieser Eine ist Jesus. Für diesen Jesus gibt es keine Ersatzperson. Jesus von Nazareth ist nicht auswechselbar wie etwa eine Zahl in einer mathematischen Gleichung. Wir müssen als harte, unabänderliche Wirklichkeit 
die Ausschließlichkeit des Gottessohnes
 hinnehmen. Die Ausschließlichkeit ist vielen zum Ärgernis geworden. Ein Schweizer sagte mir einmal in Bern: „ Es spiele keine Rolle, ob man Buddha, Mohammed oder Christus verehre. Wichtig sei nur, dass wir das, was wir glauben, ganz sind.“ Eine solche These bricht an der Ausschließlichkeit des Gottessohnes. Andere meinten: „ Wer das Leben in selbstloser Liebe geführt habe wie Kagawa in Japan, wie Mathilde Wrede oder Albert Schweizer in Lambarene, der sei doch auf dem richtigen Weg. Auf die reine Mitmenschlichkeit käme es an, nicht auf die Dogmen. So reden die Idealisten, die ethischen Materialisten, die Philantropen und die Modernisten. Und doch zerbricht die These von der reinen Mitmenschlichkeit ohne die Person Jesu an der Ausschließlichkeit des  Gottessohnes.

Was reine Mitmenschlichkeit ohne Jesus ist wurde bei einem Besuch in Curitiba (Südamerika) demonstriert. Ich besuchte die Albergo noturno, ein Obdachlosenasyl. Die Leiterin nahm uns willig auf und berichtete alles, was uns interessierte. Zunächst sah ich die Besucher, die im Korridor auf das Bad, die Desinfizierung und das warme Essen warteten. Jeder wird aufgenommen, der Arbeit sucht oder am nächsten Tag zur kostenlosen Behandlung in das Krankenhaus geht. Ich fragte die freundliche Heimleiterin: „ Wer finanziert diese Aktion?“ – „ Die vermögenden Spiritisten“, war die Antwort. Bei dieser Herberge handelt es sich um eine soziale Einrichtung der Kardecschen Spiritisten. Bei der ausführlichen Unterhaltung forschte ich auch nach dem Motiv dieser caritativen Arbeit. Man sagte mir, es gehöre zum Evangelium der Spiritisten, dass man in großen Zeiträumen wieder auf die Welt komme, also seine Reinkanation erlebe. Es ist nun von entscheidender Bedeutung, ob man im weiteren Leben aufsteigt oder absteigt. Ausschlaggebend dafür ist, wie man sich im vorhergehenden Leben bewährt habe. Wichtig war mir auch der Hinweis auf Jesus. Die Heimleiterin erklärte: „ Jesus hat seinen Jüngern die Füße gewaschen. Dadurch hat er uns ein Vorbild gegeben, dem wir nacheifern.“ Damit hatten wir diesen oft gehörten Satz wieder. Jesus ist Vorbild. Jesus ist der wunderbarste Vertreter der Mitmenschlichkeit, aber nicht der Erlöser. Diese These zerbricht an der Ausschließlichkeit des Gottessohnes. Jesus ist nicht nur eine Idealgestalt, nicht nur das hehre Vorbild, sondern der Sohn des Vaters, von Gott gesetzt als Richter und Retter. Er begnügt sich nicht mit unseren Ehrenprädikaten, sondern will uns selbst. Seine Ausschließlichkeit ist auch von uns aus nicht zu umgehen. Hier hilft keine orthodoxe, keine  mennonitische, keine dialektische, keine moderne Theologie, hier gilt nur eines, die klare Bekehrung zum Sohn Gottes.

2. Eine zweite stahlharte Aussage im Blick auf unser Verhältnis zu Jesus tritt uns im Neuen Testament entgegen. Man kann über Jesus diskutieren, man kann ihn ablehnen. Man kann ihm zustimmen. Und dennoch bekommen wir ihn nicht in unseren Griff. Er wohnt in seinem Bereich, der für uns nicht zugänglich ist. In Johannes 6, 44  sagt der Herr: „ Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, dass ihn ziehe der Vater.“ Diese Aussage bezeugt wieder etwas Ungeheuerliches:
Die Unerreichbarkeit des Gottessohnes.

Die unsichtbare Welt ist schlechterdings für die sichtbare Welt verschlossen. Von der menschlichen Dimension gibt es keinen Weg zur Dimension Gottes. Er wohnt in einem Licht, da niemand zu ihm kommen kann.

Er ist räumlich oder zustandsmäßig so von uns abgesondert, dass es von uns aus gar keine Kontaktmöglichkeit gibt. Es liegt nur auf der Linie dieser Aussage, dass dann auch niemand seine Gegenwart ertragen kann. Johannes fiel bei seiner Begegnung in Offenbarung 1, 17  wie ein Toter zu seinen Füßen. Wenn der Lebenskreis des Menschen und der Lebenskreis des Gottessohnes sich berühren, dann ist das eine tödliche Bedrohung, eine vernichtende Berührung. Unsere Atmosphäre, unser Lebenshauch ertragen nicht seinen Hauch.

3. Die Bibel lässt uns mit diesen beiden stahlharten Feststellungen noch nicht in Ruhe. Sie macht uns im Blick auf unsere Stellung zu Christus mit einer dritten Front bekannt: es ist
unsere rettungslose Verlorenheit.
Wie oft hören wir diese Grundmelodie in der Bibel: „ Da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer. Von der Fußsohle bis zum Scheitel ist nichts Gesundes an uns. Vor dir, o Gott, ist kein Lebendiger gerecht. Sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie vor Gott haben sollten.“ 

Die Heiligkeit Gottes ist der Tod des Sünders. Dazu ein Beispiel. Im Frühjahr 1945 wurde bei Gdingen in der Nähe von Danzig ein gewaltiger U-Bootbunker gesprengt. In dem Bunker wurden einige Soldaten mit eingeschlossen, die sich aus den riesigen Proviantvorräten einiges holen wollten. Die gewaltigen Betonblöcke versperrten ihnen den Rückweg. Sie blieben in dickster Finsternis eingeschlossen. Sie hatten genug Lebensmittel, weil dort unten die Vorräte für eine halbe Division gelagert waren. Sie hatten auch Luft und Wasser, nur kein Licht. Jahrelang lebten sie in der Dunkelheit. Einige starben. Nach acht Jahren wurden die beiden letzten befreit. Der eine starb sofort, als er ins Licht trat. Der andere erblindete und starb kurz danach. Sie waren jahrelang so durch die Finsternis geprägt, dass sie vom Licht getötet wurden. Vom Licht getötet! Das ist ein Gleichnis für einen biblischen Sachverhalt. Der sündige Mensch vergeht mit seiner Finsternis an der Reinheit und Heiligkeit Gottes. Das entspricht der rettungslosen Verlorenheit des Menschen.

4. Nun tragen wir die bisherigen Ergebnisse zusammen. Die Bibel richtet drei Barrikaden auf:

  •  Die Ausschließlichkeit des Gottessohnes.
  • Die Unerreichbarkeit des Gottessohnes.
  •  Die rettungslose Verlorenheit des Menschen.

Was soll nun werden? Wer in Ruhe über diese drei Positionen nachdenkt, wird zu der Jüngerfrage kommen: „ Herr, wer kommt denn da noch durch?“ Jesus antwortete ihnen: „ Bei den Menschen ist es unmöglich.“ Das ist harte Wirklichkeit, vor der wir stehen. Bilde sich niemand ein, er könne den Himmel stürmen. Denke niemand, er könne durch seine moralischen Anstrengungen die Betonklötze beseitigen, die den Weg versperren.
Von einem Evangelisten, Johannes Hansen, hörte ich in der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe ein anschauliches Beispiel. Es gibt in der Evangelischen Kirche und den Evangelischen Freikirchen so viele Christen, die denken, man komme automatisch in den Himmel. Man wird nach der Geburt auf ein Fließband gesetzt. Die Kirche oder Gemeinden bringen von Zeit zu Zeit durch Amtshandlungen einige Handgriffe an, sei es Kindertaufe oder Erwachsenentaufe, Unterricht und anderes. Das Fließband trägt einen immer wieder weiter, bis der letzte Handgriff erfolgt, die Bestattung und die salbungsvolle Beerdigungsrede und Beerdigungsliturgie. Dann müsste dieser Fließbandfahrer eigentlich im Himmel sein. Ja, wenn es so einfach wäre mit dieser Automatik!

Eines ist sicher: man kann automatisch in die Hölle kommen, aber nicht in den Himmel.

Wir hörten von den drei unübersteigbaren Barrikaden. Heißt dieses dreifache „Unmöglich“, dass wir bei Gott abgeschrieben sind? Nein, was uns unmöglich ist, das tat Gott in der Sendung seines Sohnes.

II. Wir fragen daher, wie Gott die Barrikaden überwunden hat

1. Über uns Menschen steht nicht nur Gericht, Verdammnis und Chaos. Nein, der Ausschließlichkeit des Gottessohnes setzte Gott
die Totalität des Gnadenangebotes entgegen.
Hören wir drei Worte aus dem Neuen Testament:
Joh.3, 16: Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass a l l e, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Titus 2, 11:
Es ist erschienen, die heilsame Gnade Gottes a l l e n Menschen.
1. Timotheus 2, 4: Gott will, dass allen Menschen geholfen werde .

Dreimal steht hier a l l e. Die Erde war und ist der Schauplatz des Heilswerkes Gottes für a l l e Menschen. Wir stehen alle in Gottes Operationsgebiet. Wir befinden uns alle in seinem Interessenbereich.

Dazu ein Beispiel. Vor einigen Jahren war das Grubenunglück in Lengede. Es traten sofort Rettungsaktionen ein. Die Rettungsmannschaft erhielt die Liste der eingefahrenen Kumpels. Ein Plan der Stollen und Schutzräume lag vor. Es wurde gefragt, in welche Schutzräume die Überlebenden wohl geflüchtet sein konnten. Hochempfindliche Horchgeräte wurden eingesetzt, um etwaige Klopfzeichen zu hören. Dann wurden Spezialgeräte herangeschafft, um Bohrungen zu unternehmen.

Etwa dreißig  Bergleute waren eingeschlossen. Was mögen die von der Oberwelt abgeriegelten Männer wohl empfunden haben? Wie hörten sie auf alle Geräusche! Wie atmeten sie auf, als sie den Bohrer hörten! Dann wieder griff die Sorge und Angst nach ihnen: „ Erreicht der Bohrer unseren Schutzraum? Bricht unser Stollen dann auch nicht ein?“ Die tausend Hoffnungen bei den oben und unten Wartenden erfüllten sich. Der Bohrer traf genau den Bergungsort. Die erste herabgelassene Bombe traf mit Verpflegung und mit einem Arzt ein. Einer nach dem anderen wurden hochgehievt.

Wir haben damit ein wunderbares Gleichnis. Wir Menschen sind alle von dem Berg unserer Sünde hoffnungslos eingeschlossen. Wir können uns nicht selber befreien. Wir sind abgeriegelt vom Reich Gottes. Da kam aber einer von oben, stieg herab und brachte Rettung.

Wir müssen es uns sagen lassen: wir stehen auf der Bergungsliste Gottes. Unser Name erscheint auf der Rettungsliste. Wir sind nicht abgeschrieben. Wir sind nicht als unrettbar aufgegeben.

Bei Lengede ist etwas derartiges passiert. Als später die eingebrochenen Stollen wieder geräumt wurden, fand man in einem anderen Schutzraum drei Männer als Leichen mit langen Bärten. Man rechnete aufgrund des langen Haarwuchses aus, dass sie noch etwa zwei Wochen gelebt haben. Das gab sogar noch ein kleines gerichtliches Nachspiel. Man hatte Menschen aufgegeben, die noch am Leben waren.

Unserem Gott passiert das nicht. Vor seinen Augen ist alles gegenwärtig. Seine Rettungsaktion gilt allen. Wer im Glauben den Sohn Gottes angenommen hat, der ist mit in das Leben eingeschlossen. Die Ausschließlichkeit des Sohnes Gottes ist zugleich ein totales Angebot der Gnade Gottes.

2. Damit ist aber die Weite und Tiefe der Barmherzigkeit Gottes noch nicht ausgeschöpft. Wir hörten, dass die zweite Barrikade die Unerreichbarkeit des Gottessohnes ist. Alle Versuche, von uns aus Jesus zu erreichen, sind zum Scheitern verurteilt. Ein Gott, der in den Griff des Menschen kommen würde, wäre kein Gott, sondern ein Popanz menschlicher Fantasie. Wir erreichen die Region Gottes nicht. Kein Weg von uns zu ihm – aber ein Weg von ihm zu uns! Ein Beispiel soll das zeigen.

Im Zusammenhang mit einer australischen Evangelisation hörte man von folgendem Ereignis. Der Sohn eines Richters war ein Tunichtgut. Wegen einer Betrugsaffäre kam er vor Gericht. Dem Vater war das äußerst peinlich. Doch er lehnte es nicht ab, über seinen eigenen Sohn zu urteilen. Die Öffentlichkeit war gespannt, ob der Vater ein mildes oder strenges Urteil fällen würde. Manche meinten, der Vater würde seinen Sohn  schonen. Andere tippten auf ein strenges Strafmaß, weil der Richter wohl nicht seine Richterehre aufs Spiel setzen würde. So waren die Ansichten geteilt. Mit gespannter Erwartung verfolgte man die Verhandlung. Schließlich kam es zum Urteil. Der Richter wählte die im Gesetz zulässige Höchststrafe. Nach Verkündigung des Urteils setzte dann der Richter sein Barett ab, zog seine Robe aus und trat vom Podium herunter. Er begab sich zur Anklagebank, neigte sich zu seinem Sohn und sagte: „Mein Junge, als Richter musste ich dich verurteilen, als Vater aber biete ich dir an, die Strafe zu bezahlen, zu der ich dich verurteilen musste.“

Damit haben wir ein neues Bild für das Handeln Gottes. Der Richter trat zum Angeklagten. Gott ging den Weg zum Menschen und nahm dessen Schuld und Strafe auf sich. Wir haben also die Antwort auf die Unerreichbarkeit Gottes.
Der Unerreichbare kam selber zu uns!
Der verschlossene Himmel öffnete sich von selbst. Von uns aus kein Zugang—von Gott her aber die offene Tür! „ Siehe, ich habe dir gegeben eine offene Tür“, heißt es in der Offenbarung 3,8.
Die Unerreichbarkeit Gottes ist die unüberwindliche Barrikade. Die offene Tür aber ist ihre Überwindung. Dort der unheimliche Gott, hier der gnädige Herr!

3. Wir müssen uns noch mit der dritten Barrikade auseinandersetzen. Wir hörten von der rettungslosen Verlorenheit der Menschen. Luther wusste das und nannte sich selbst einen verlorenen und verdammten Menschen. Der Reformator wusste aber noch mehr. Gott hat nicht nur den Schuldspruch über uns verkündigt, sondern auch selbst die Sühnemaßnahme eingeleitet. Ich will das mit einem Erlebnis Luthers darstellen. Luther wurde einmal von Angstträumen geplagt. Mir sind mehrere aus seinen Büchern bekannt geworden. Einmal plagte ihn der Teufel damit, dass er ihm alle seine Sünden vorhielt. Es war eine lange Liste. Als der Teufel zu Ende war, fragte Luther im Traum: „ Ist das alles?“ Der Teufel triumphierte und entrollte flugs eine zweite Rolle und las wieder ein langes Sündenregister vor. Wieder forschte der geängstigte Mann: „Bist du nun fertig mit meinen Sünden?“ Mit Hohngelächter brachte der Finstere noch ein drittes Register und las alles vor bis zurück in die ersten Kindheitsjahre. Dann, als der Böse nichts mehr vorzubringen hatte, erwiderte Luther: „ Eines hast du vergessen. Schreibe schnell darunter: `Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde.`“ Der Teufel stieß einen Fluch aus und verschwand. Ein Bibelwort hatte ihn in die Flucht geschlagen.
Wir haben damit die Antwort auf das dritte Unmöglich. Die rettungslose Unmöglichkeit hat Gott beantwortet mit
seiner allgenugsamen Sühneleistung.
Damit ist die dritte Barrikade aus dem Weg geräumt.

Petrus bezeugt (1.Petr.1, 19) „ Wisset, dass ihr nicht mit vergänglichem Gold oder Silber erlöst seid von eurem eitlen Wandel nach väterlicher Weise, sondern mit dem teuren Blut Jesu, als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.“ Und der Hebräerbrief bestätigt es (9, 14):
„Wieviel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst ohne allen Fehl durch den ewigen Geist Gott geopfert hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken.“ In einem Erweckungslied heißt es: „Rühmt alle Wunder, die er tut, doch über alles rühmt sein Blut!“ Auf dem Altar von Grünewald und Schongauer in Isenheim, den ich mir in Colmar schon manches Mal angesehen habe, fangen die Engel unter dem Kreuz die Blutstropfen Jesu auf. Das sind die kostbarsten Juwelen der Erde, die im Bösen liegt.

Schreckt des Falles Tiefe dich,
siehst du bebend deine Wunden,
fragst du, werde jemals ich
von dem Schlangenbiss gesunden?
O verliere nicht den Mut!
allgenugsam ist sein Blut.

Gott hat das Äußerste und Höchste, was er zu bieten hatte, in die Waagschale gelegt: Das Leben, das Blut seines Sohnes. Das war der Welt Rettung. Ist es auch Ihre?
Wir sind nun zwei Reihen biblischer Grundwahrheiten abgeschritten. Die erste Reihe lautet:
Die Ausschließlichkeit des Gottessohnes.
Die Unerreichbarkeit des Gottessohnes.
Unsere rettungslose Verlorenheit.

Diese ehernen Positionen sind nicht umzustoßen. Und doch hat Gott den Ausweg gefunden und uns angeboten. Die Lösung lautet:
Sein totales Gnadenangebot.
Die offene Tür.
Die  Allgenügsamkeit seiner Sühneleistung.

Was hat das nun mit uns zu tun? Wir sind in der Lage des Richtersohnes, der vom eigenen Vater verurteilt wurde. Danach bot ihm der Vater die Sühneleistung an. Wie konnte sich der Sohn verhalten? Er hatte zwei Möglichkeiten: annehmen oder ablehnen! Er war nicht gezwungen. Seine Entscheidung war frei. Das ist unsere eigene Situation. Wir können dankbar annehmen. Das ist das ganze Geheimnis unserer Errettung.
Gott hasst und richtet die Sünde.
Gott liebt und rettet den Sünder.

Die Person Jesu und sein Werk am Kreuz bedeutet Verurteilung und Sühneleistung zugleich. Darum konnte Johannes sagen: „Wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.“

Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude,
A und O, Anfang und Ende steht da.
Gottheit und Menschheit vereinen sich beide.
Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah!
Himmel und Erde, erzählets den Heiden:
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden.

Jesus ist kommen, die Ursache zum Leben.
Hochgelobt sei der erbarmende Gott,
der uns den Ursprung des Segens gegeben;
dieser verschlinget Fluch, Jammer und Tod.
Selig, die ihm sich beständig ergeben!
Jesus ist kommen, die Ursache zum Leben.
Amen!  

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