Zur Tauffrage

Brüder, lasst die Tassen im Schrank

Es gibt keine geschlossene Tauflehre in der Bibel. Deshalb gibt es in der Kirchengeschichte keine einheitliche Meinung zu diesem Thema. Man kann die Frage nach der Taufe nicht dadurch beantworten, dass man einige Bibelstellen anführt. Wir müssen vom Schriftganzen ausgehen. Was ist die Heilsbotschaft der Bibel? Es ist immer die Frage, ob eine Lehre dem Evangelium entspricht oder ob sie das Evangelium verdunkelt und entwertet. In der biblischen Heilsbotschaft steht nur ein einziger Name: Jesus Christus. Er ist das volle Heil. Wer mit ihm verbunden ist, ist gerettet, hat Frieden mit Gott. Außer Christus ist nichts heilsnotwendig. Durch ihn allein werden wir Kinder Gottes (1.Korinther 1,30; Römer 10,4; Apostelgeschichte 4,12).

Ebenso eindeutig ist in der Schrift die Tatsache: Es gibt nur einen einzigen Weg, um an dem Heil in Jesus Christus persönlich teilzuhaben, nämlich den Glauben an Jesus Christus. Das ist durch die ganze Schrift belegt (Römer1,16; Römer 3,22.26.30; Römer 5,1; 1.Korinther1,21; Galater 2,16; 3, 11; 5,6; Epheser 2,8 und viele weitere Stellen). Christus ist in seiner Person das volle Heil und der Glaube an ihn ist der einzige Weg, an diesem Heil Anteil zu haben. Von nichts anderem darf so gesprochen werden, als wäre es das Heil.

Bei der Taufe ist das nicht so eindeutig. Es geht um die Streitpunkte Kindertaufe, Glaubenstaufe, Wiedertaufe? Taufe als vorlaufende Gnade Gottes oder als Bekenntnis des Menschen? Kommt es auf die Menge des Wassers an? Es gibt in der Schrift weder ein Gebot für noch ein Gebot gegen die Kindertaufe. Unbiblisch ist die in vielen Kirchen befürwortete „Taufwiedergeburtslehre“, bei der nun behauptet wird, dass man durch die Taufe Christ wird. Das ist Irrlehre und trifft weder auf die Kindertaufe noch auf die Erwachsenentaufe zu. Es gibt in der Bibel kein Verbot der Kindertaufe. Jesus Christus hat von den kleinen Kindern gesagt, sie seien die größten im Himmelreich. Er stellte einmal ein Kind in die Mitte und sagte: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht ins Reich Gottes kommen.“

In Israel wurden die Knaben ins Volk Gottes aufgenommen, indem sie acht Tage nach der Geburt beschnitten wurden (Lukas 2,21). Aber wenn man das nicht unbedingt auf die Taufe übertragen kann, zeigt es, dass Gott seine vorlaufende Gnade auch den Kindern zuwendet (Römer 9,10-13). Es zählt nicht das Verdienst der Werke, sondern die Gnade des Berufers. Wenn gläubige Eltern ihr Kind unserem Herrn in der Taufe zu eigen geben, bekennen sie sich für das Kind zu Christus und sprechen aus, dass es ihm gehören soll. Aber erst, wenn das Kind einmal selbst sich zum Glauben zu Jesus bekennt, ist es Glied seiner Gemeinde.

Es gibt in der Schrift auch kein Gebot zur Glaubenstaufe. Die meisten aus der Apostelgeschichte angeführten Bibelstellen sind keine Gebote, sondern sind der damaligen Missionssituation geschuldet. Es wird in der Apostelgeschichte deshalb immer von Glaubenstaufen berichtet. Die damalige Lage wird beschrieben. Es handelt sich um die Anfangszeit der Gemeinde Jesu. Nicht alles, was in der Apostelgeschichte berichtet wird, kann zu hundert Prozent auf heute übertragen werden. Es kamen bei der Verkündigung des Evangeliums Menschen zum Glauben an Jesus. Logisch, dass die Apostel die Menschen nicht zuerst tauften und ihnen danach die frohe Botschaft brachten. Heißt das, die Glaubenstaufe ist die einzige biblische Taufe und ein Gebot Gottes? Nicht unbedingt. Denn dann müsste man auch viele andere Begebenheiten in der Apostelgeschichte als für heute verbindlich erklären. Man müsste in den Gemeinden Privateigentum verwerfen und Gütergemeinschaft praktizieren (Apostelgeschichte 2,44; 4,32). Es müssten in den Gemeinden regelmäßig Zeichen und Wunder geschehen (Apostelgeschichte 5,3-12; 12,7-9; 16,25f; 19,11).

Das alles sind keine Gebote Gottes und auch keine Anweisungen an uns heute, sondern Berichte und Schilderungen von den Taten der Apostel, die am Anfang des Gemeindezeitalters geschahen. Auch die bei der Taufe verwendete Wassermenge ist nicht entscheidend, es gibt dafür keine bindenden Vorschriften oder Gebote. Es gibt lediglich Berichte über verschiedene Taufen. „Wasser machts freilich nicht“ (Luther)

Nicht die Taufe rettet uns, sondern die neue Geburt durch Christus, die mit dem Empfang des Heiligen Geistes einhergeht. Der Heilige Geist zieht uns zu Christus und zu den Brüdern. Der Heilige Geist kommt zu uns im Wort der Heiligen Schrift, wir sind seine Zeugen. Ein Getaufter, der nicht im Glauben an Jesus Christus steht, hat keinen Anteil am Heil. Ein Getaufter, in dem die Lebenswirkungen des Heiligen Geistes nicht vorhanden sind, ist kein Wiedergeborener, einerlei, ob er als Kind oder Erwachsener getauft wurde.

Das letzte Wort über uns hat Jesus Christus allein. Er weiß, wer im Glauben ihm wirklich verbunden ist und auf ihn hört (Johannes 5,25;10,27).

Es hat Gott nicht gefallen, in 2000 Jahren seiner Gemeinde eine einheitliche Lehrbildung über die Taufe zu geben. Darum sollten wir in dieser Frage in Demut auf diejenigen hören, die sich redlich um Klarheit über die Taufe bemüht haben. Wir werden in dieser Frage keine Übereinstimmung herbeiführen können, wo sie Gott in der Geschichte versagt hat. Offenbar legt er nicht diesen Wert darauf, den wir manchmal darauf legen.

Es wäre schon viel gewonnen, wenn diese Frage ihres Schwergewichtes beraubt würde und wenn sie keinen Platz mehr im Zentrum der Botschaft erhalten würde.

Der Feind freut sich, wenn wir über diese Sache uns zerstreiten und er unter Brüdern Zertrennung bewirken kann. Ist die Taufe ein Werk Gott oder ein Werk des Menschen? Ist sie vorlaufende Gnade oder Bekenntnis des Menschen? Wenn ja, bin ich dann ein besserer Christ als die anderen? Bin ich dann bei Gott aufgrund meiner Taufe besser angesehen? Soll ich mich wegen dieser Fragen von den Brüdern und Schwestern trennen und eine Spaltung in Kauf nehmen oder ist noch eine Verständigung möglich? Befinde ich mich noch auf biblischen Boden, wenn ich zum Beispiel die Bitte des Herrn Jesus Christus in Johannes 17 berücksichtige? Was ist Gott wohlgefällig?

Es wäre ein großer Gewinn und ich wünschte mir, dass wir unsere Begrenzung in dieser Sache eingestehen würden. Ich wünschte mir, dass wir nicht in Rechthaberei verharren würden und uns von dem Bruder durch die Andersartigkeit der Auslegung und Auffassung nicht trennen ließen.

Nicht die Taufe rettet uns. Die Rettung der Menschen ist vor 2000 Jahren durch das Opfer Jesu am Kreuz von Golgatha in diese Welt gekommen. Gott macht sein Heil nicht abhängig von der Mitwirkung des Menschen. Wenn wir das recht bedenken, dann wird auch der Streit um die richtige Reihenfolge der Dinge um die Taufe gegenstandslos.

 

Anmerkungen:

Der Autor hat hiermit die heutige gängige Taufpraxis im Blick, bei der praktisch unterschiedslos jeder getauft wird und nicht darauf geachtet wird, ob von einer Erziehung im christlichen Glauben und einem Leben aus der Taufe ausgegangen werden kann. Das konnte zur neutestamentlichen Zeit vorausgesetzt werden. Somit kann für diese Zeit auch davon gesprochen werden, mit der Taufe sei man Christ geworden, ein Herrschaftswechsel habe stattgefunden. Die Taufe markiert eine deutliche Zäsur: Es gab ein Davor und ein Danach; das Danach war ein bewusstes Leben mit Christus. Deshalb kann für diese Zeit von der „Taufwiedergeburt“ gesprochen werden. In dieser Eindeutigkeit ist das heute nicht mehr gegeben. Deshalb ist der Ausdruck „Taufwiedergeburt“ mehr als missverständlich und sollte auf ihn verzichtet werden.

 

 

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