Gegenüberstellung der theologischen Grundaussagen von Christentum und Islam in einzelnen Abschnitten – Teil 3 von 9

Gottesverständnis oder –erkenntnis

Es gibt natürlich nicht zwei Götter, aber unser Gottesglaube ist doch  trotz ein paar Ähnlichkeiten – grun dlegend verschieden.

Christliches Gottesverständnis    

Es geht bei unserem Gottesglauben nicht in erster Linie um Gottes Herrschaft und Herrlichkeit, sondern um seine Gemeinschaft mit uns und die unsere mit ihm. Wenn auch Jesus die Nähe der Königsherrschaft Gottes verkündigt hat, so ist es doch die Herrschaft des barmherzigen Vaters und nicht die des strengen Weltenrichters, die er damit meint.

Von Jesus her wird der ganze christliche Glaube entworfen und geprägt, als besonders auch das christliche Gottesverständnis. Dabei wiederholt Jesus nicht nur das, was vom Alten Testament her bekannt und allgemeines jüdisches Erbe ist: Gott als Schöpfer, Weltenherrscher, Gesetzgeber und Richter; vielmehr bezeugt er Gott als seinen barmherzigen Vater. Denn Jesus war und ist weit mehr als ein Prophet und Gesetzesprediger. Er hat von Gott nicht nur gepredigt, sondern er hat ihn in seinem Leben und Wirken vergegenwärtigt und verkörpert.

Alle, die ihm begegnet sind, ist das aufgegangen: „Er predigt und handelt gewaltig, mit Vollmacht und nicht nur wie die Schriftgelehrten (Markus 1,22) . Zu seinem vollmächtigen Tun ist er entweder wirklich von Gott legitimiert, oder er ist ein sich Gottes Autorität anmaßender Gotteslästerer: „Mein Sohn, dir sind deine Sünden vergeben.“ Es saßen aber einige Schriftgelehrte und dachten in ihrem Herzen: Wie redet er so? Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben als Gott allein. (Markus 2,5-7)  Mit aller Selbstverständlichkeit stellt Jesus seine Autorität über die des Mose und der Thora: „Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten!…Ich aber sage euch…“ (Matthäus 5,21f) . Antithesen und Bergpredigt). Sein Auftreten löst daher bei den Menschen, Anhängern und Gegnern, Staunen und Anerkennung, Erschütterung, Entsetzen oder auch Ärgernis aus. …Als Jesus seine Rede vollendet hatte, entsetzte sich das Volk über seine Rede. (Matthäus 7,28f)  Oder es heißt nach einem Wunder: „ So etwas haben wir noch nie gesehen.“(Markus 2,12)  Das wiederholt sich:“ Alle wunderten sich, dass solche Worte aus seinem Munde kamen… (Lukas 4,22) . So dass sie sich entsetzten und fragten: Woher hat dieser solche Weisheit und solche Taten.? „( Matthäus 13,54)

Man fing also an, über ihn zu rätseln und zu fragen: Wer ist das? Woher hat er das, woher nimmt er sich solche Vollmacht? Diese Fragen provoziert Jesus durch sein Verhalten und durch seine Predigt. Die Antwort darauf lieferte er nicht gleich selbst, die mussten die Menschen selbst finden. (Man nennt das „ indirekte Christologie“) Sie taten das, indem sie ihm viele verschiedene Hoheitstitel und Würdenamen gaben, zunächst aus der jüdischen Tradition, später auch aus den heidnischen Vorstellungen (Ferdinand Hahn, Die Hoheitstitel Jesu).

Im Einzelnen sind diese Titel sehr unterschiedlich, aber eines ist doch klar: Um Jesus waltete ein Geheimnis, er war etwas Besonderes, einer, der auffiel und eigentlich in kein Schema passte, vielmehr alle Kategorien sprengte, weil er in einzigartiger Weise mit Gott verbunden war. Das findet seinen Ausdruck darin, dass er Gott sehr vertraulich „ himmlischer Vater „ (Matthäus 10,32 u.ö.)  nannte und das seinen Jüngern so erklärte: „Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn, als nur der Vater, und niemand kennt den Vater als nur der Sohn  und wem es der Sohn offenbaren will“ (Matthäus 11, 27) .

Daraus entstanden die christliche Erkenntnis und das christliche Bekenntnis, dass Jesus mehr ist als ein Prophet, mehr als ein Schriftgelehrter, vielmehr der Sohn Gottes war und ist. Wir Christen glauben also, dass Gott in Jesus die Sehnsucht der Menschen nach seiner endgültigen Selbstoffenbarung erfüllt hat, dass er in ihm aus seiner Verborgenheit herausgetreten ist und sich selbst in der Welt ein für alle Mal gezeigt hat: „Das Wort ward Fleisch (Mensch) und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, als des eingeborenen Sohnes vom Vater voller Gnade und Wahrheit“ (Johannes 1,14) . Jesus ist der Mensch gewordene Gott. In ihm hat uns Gott sein Wesen offenbart. In ihm haben sich Gottes Transzendenz (Jenseitigkeit) und Immanenz (Diesseitigkeit) miteinander verbunden. Bei ihm trifft zu: „Niemand (anderer) hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündet“ (Johannes 1,18) .

In Jesus Christus sind Gottheit und Menschheit in einmaliger Weise miteinander verbunden. Er bringt uns den fernen Gott nahe. Er ist also genau der Mittler zwischen Gott und uns, den wir brauchen, um Gott zu finden und ihm nahe zu kommen. In ihm geschieht das Wunder der Inkarnation (Verleiblichung Gottes), auf das wir unbedingt angewiesen sind, um mit Gott in Verbindung zu kommen. Darum ist die Rede davon, dass Jesus Gottes Sohn ist, für unser Gottesverständnis unerlässlich. Im Menschen Jesus kommt uns Gott ganz nah, in ihm geht uns Gott erst richtig auf. Das hat seinen Niederschlag im gesamten Neuen Testament gefunden. Im Angesichte Jesu Christi erkennen wir Gott. Es kommt zur „Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesichte Jesu Christi“ (2.Korinther 4,6). „ Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes“ (Kolosser 1,15) . „Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens“ (Hebräer 1,3) . Er schlägt die Brücke zwischen Gott und uns; er verbindet uns mit Gott; er versöhnt uns mit ihm; er hilft uns dazu, dass wir Gott vertrauen und lieben können. In ihm berühren sich Himmel und Erde in einmaliger Weise. Er ist für uns Menschen der Weg und Zugang zu Gott, die Erscheinung Gottes in der Welt, die Vermittlung des Getrennten, die Offenbarung des Verborgenen. Denn in Jesus lebt Gott, darum darf er sagen: „Ich und der Vater sind eins.“(Joh.10,30)  und : „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Johannes 14, 9) . Das heißt: Wenn wir wissen wollen, wer und wie Gott wirklich ist, und wie wir mit ihm dran sind, dann müssen wir auf Jesus schauen und hören. Das ist an ihn gebunden.

Von Jesus her wird daher das christliche Gottesverständnis auf charakteristische Weise geprägt. Ganz vereinfacht ausgedrückt darf man als Christ sagen: So wie Jesus, so ist und handelt Gott. Gott bekommt geradezu ein menschliches Wesen und Gesicht durch ihn. Dabei überwiegen die Züge der Freundlichkeit, Liebe und Barmherzigkeit Gottes die der Strenge und Gerechtigkeit. Das ist nicht völlig neu in der Bibel. Jesus knüpft hier an Aussagen des Alten Bundes an und bestätigt sie: Gott sucht von Anfang an sogar den schuldig gewordenen Menschen: „Adam, wo bist du?“ (1.Mose3,9) . Er schließt mit ihm seinen Bund (1.Mose 15,18 u.a.).  Er schützt und segnet ihn (1.Mose 12,3)  und liebt ihn (Hosea 2,21; 11,1)  und hält ihm die Treue. Er vergibt sogar dem irrenden Menschen seine Schuld. Darum heißt es von ihm schon im AltenTestament wiederholt: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte“ (Psalm 103,8)

Dieser Zug wird bei Jesus noch dahingehend verstärkt, dass man sogar von einem „Herunterkommen“ Gottes sprechen kann, von seiner Kondeszendenz, von einer Selbstentäußerung und einem „Gewaltverzicht“ Gottes. Dafür ist der ganze Lebensweg Jesu ein einziges, großes Zeugnis: „ Er entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an …erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz“ (Phil 2,7f). Darin liegt das Einmalige und Revolutionäre im christlichen Gottesbegriff, dass es hier gewagt wird, Gottes Wesen als Liebe zu beschreiben: „ Gott ist die Liebe …“ (1.Johannes 4,16)  und diese seine Liebesfähigkeit mit seiner Leidensfähigkeit in Verbindung zu bringen: „Gottes Sein ist im Leiden, und das Leiden ist in Gottes Sein selbst, weil Gott Liebe ist“ (Jürgen Moltmann, Der gekreuzigte Gott, S. 214) .

So hat das schon Martin Luther in seinem persönlichsten Lied besungen: „ Da jammert Gott in Ewigkeit mein Elend übermaßen; er dacht an seine Barmherzigkeit und wollt mir helfen lassen; er wandt zu mir das Vaterherz, es war bei ihm fürwahr kein Scherz, er ließ`s sein Bestes kosten. Er sprach zu seinem lieben Sohn:“ Die Zeit ist hier zu erbarmen; fahr hin mein`s Herzens werte Kron und sei das Heil dem Armen“ …Der Sohn dem Vater g`horsam ward, er kam zu mir auf Erden von einer Jungfrau jung und zart; er wollt mein Bruder werden. … Er sprach zu mir: „Halt dich an mich, es soll dir jetzt gelingen, ich geb mich selber ganz für dich, da will ich für dich ringen; denn ich bin dein und du bist mein, und wo ich bleib, da sollst du sein, uns soll der Feind nicht scheiden. Vergießen wird er mir mein Blut, dazu das Leben rauben, das leid ich alles dir zugut, das halt mit festem Glauben…da bist du selig worden.“ (Evangelisches Gesangbuch 341,4-8 ).

So sind für uns Gott und Jesus Christus untrennbar miteinander verbunden. Darum hängt für uns und unser Heil alles an Jesus Christus. Das macht die Lebendigkeit und Menschenfreundlichkeit des christlichen Gottesbildes aus. Jesus verkündigt uns und verbürgt uns, dass Gott von dem gleichen Erbarmen erfüllt ist wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn: „ Als er (der heimkehrende Sohn) noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn“ (Lukas 15,20) .

Wir sehen als Christen Gott als den Vater Jesu Christi und unseren Vater. Das raubt ihm nichts von seiner Größe, Erhabenheit, Macht, Heiligkeit und Herrlichkeit, aber es verbindet das alles mit der Liebe Gottes, sowie es Gerhard Tersteegen singt: „Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart“. Denn es ist die „Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, unserem Herrn“ (Römer 8,39) .

Islamisches Gottesverständnis

Gerade diese Kondeszendenz (dieses Herabsteigen) Gottes ins Menschliche durch Jesus wird im Islam ausdrücklich und wiederholt bestritten und als Beleidigung Allahs hingestellt. Ihr wird entgegengehalten die einsame, transzendente Einzigkeit Allahs: „Es gibt keinen Gott außer Allah….“ Isa ist nicht sein Sohn, und Allah nicht sein Vater (und schon gar nicht unser).

Für das Gottesverständnis des Islam kennzeichnend und entscheidend ist also seine Einzigartigkeit. So ergeht also die Aufforderung an Mohammed: „ Sprich: Er ist der eine Gott, der ewige Gott, er zeugt nicht und wird nicht gezeugt, und keiner ist ihm gleich.“(Sure112,1-4)  Genau das hebt auch das islamische Glaubensbekenntnis hervor: „ Es gibt keinen Gott außer Allah…..“ Fast wörtlich stimmt damit eine andere Sure überein: „ Er ist Allah, außerdem es keinen Gott gibt…“ (Sure 59,23f)

Damit greift der Islam bestätigend das jüdische Urbekenntnis auf, das „Sch`ma Jisrael …“: „ Höre Israel, Jahwe ist unser Gott, ein einiger (oder einziger) Jahwe (5. Mose 6,4) . Das schreibt auch das erste Gebot zwingend vor: „ Du sollst nicht andere Götter haben neben mir!“ (5.Mose 5,7)

Daraus ergibt sich für das Judentum und Islam mit innerer Notwendigkeit Gottes Überlegenheit über alles, seine uneingeschränkte Macht und Herrschaft. Darin sieht darum der Islam die wesentliche Eigenschaft Allahs in seiner Allmacht. Das findet seinen Ausdruck auch in dem häufig wiederholten Gebetsruf und Bekenntnis: Allahuakbar!“ ( Allah ist größer, nämlich größer und mächtiger als alles andere.)

Das zeigt sich vor allem in seinem Wirken als Schöpfer. Hier waltet er völlig souverän: „ Und er ist´s , der da schuf, Himmel und Erde in Wahrheit, und an dem Tage, da er spricht: „ Sei! So ist`s“ (Sure 6,72) . Allah besitzt die absolute Macht, zu tun, was er will. Er herrscht darum als unumschränkter Herr und Herrscher über die ganze Welt und alle Menschen.

Er teilt den Menschen seinen Willen mit und lässt sie durch seine Boten (Propheten) vor Ungehorsam warnen und zum Gehorsam aufrufen und auffordern. Er wird dann am Ende der Tage als „Herrscher am Tage des Gerichts“ entscheiden und gerecht und unbestechlich feststellen (lassen), ob jeder einzelne Mensch seinen Willen genügend erfüllt hat, um ihm Eingang ins Paradies zu gewähren, wenn dies nicht gar schon von Ewigkeit her vorherbestimmt ist.

Aber das eigentliche Wesen Allahs bleibt in seiner himmlischen Ferne und Überlegenheit verborgen für die Menschen. Im Koran finden sich aber viele Namen für Allah, aus denen man vielleicht etwas über sein Wesen erkennen kann. Die islamische Tradition hat 99 sogenannte herrliche und schöne Namen zusammengestellt.

Doch das ist fast des Guten zu viel, denn man verliert dabei leicht den Überblick und vor allem sind es ganz unterschiedliche, ja, gegensätzliche Eigenschaften, die darin von Allah ausgesagt werden. Neben seiner immer wieder betonten Macht tauchen so positive Aussagen auf wie: Er ist der Treue, der fürsorgliche Bewahrer, der Freundliche, der Sanftmütige, der Barmherzige, sogar der Vergebende heißt er. Das wird jedoch dadurch in Frage gestellt und zum Problem, dass daneben auch durchaus negative Eigenschaften aufgezählt werden: Der Erniedrigende, der Demütigende, der Eroberer, der Tötende, der Rächer, der Schaden Verursachende, der Verbietende, der Verhinderer, der Listenreiche oder ähnliches.

Wie passt das zusammen? Was gilt am Ende? Woran kann man sich bei Allah halten? Auch seine „schönsten Namen“ geben uns deshalb leider keine klare Auskunft über sein Wesen. Allah bleibt der ganz Andere, der Unerforschliche, der Ferne, der unbekannte Gott. „Damit sind wir bei der Kernaussage des Islamtheologen Al Razali angekommen, der viel über die 99 Namen Allahs meditiert hatte und dann schrieb, dass sie alles oder nichts bedeuten, dass ein Name Allahs den anderen aufhebt und seine Eigenschaft von der anderen überdeckt wird. Kein Mensch kann Allah begreifen“ (Abd-al-Masih, wer ist Allah im Islam?, Seite 23 ).

Dieser zwiespältige Eindruck von Allah ergibt sich bei genauerem Hinsehen auch sonst: Einerseits wird er in der Einleitung fast jeder Sure als der „barmherzige Erbarmer“ bezeichnet, andererseits begegnet er einem im Gericht als der genaue und strenge und unerbittliche Richter. Einerseits ist von seiner Rechtsleitung für die Frommen die Rede, andererseits heißt es aber auch: „Er lässt irren, wen er will und er leitet recht, wen er will.“(Sure 16,95) . Ja, das wird sogar noch härter ausgedrückt: „Wenn wir (Allah) gewollt hätten, dann hätten wir einem jeden seine Rechtleitung gegeben. Jedoch soll das Wort von mir wahr werden: Ich werde die Hölle voll machen mit Geistern und mit Menschen“ (Sure 32,13) . Das heißt: Allah will es so und er will z.B. gerade das nicht, was es von Gott im Neuen Testament heißt: „ Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“(Timotheus 2,4).

Die einzelnen Muslime wissen also nicht, zu welcher Gruppe sie gehören. Keiner weiß, wie er mit Allah dran ist, ob seine Bemühungen um Gehorsam genügen oder ob er also hoffen darf, im Gericht zu bestehen. Es steht alles letztlich unter einem großen Vorbehalt, einer für den Menschen schrecklichen Ungewissheit, es gilt nur „Wenn Allah will“. Von Liebe Allahs zu den Menschen ist nur wenig die Rede, und wenn, dann eher auf negative Weise: „ Allah liebt nicht die Ungerechten“ (Sure 3,50 u. ö.) . Es bleibt auch ganz offen, ob Allah am Schicksal der einzelnen Menschen Anteil nimmt oder ihm etwas an ihnen liegt. In einem Hadith ( einem alten Traditionsspruch) heißt es sogar: „ Bei der Schöpfung nahm Allah einen Erdenkloß, teilte ihn in zwei Teile, warf den einen in die Hölle und sprach: „Diesen in das ewige Feuer, was kümmert´s mich?“ Und er warf den anderen in den Himmel und sprach: „ Diesen ins Paradies, was kümmert´s mich?“ (nach Emanuel Kellerhals, Der Islam, Seite 74 ) Danach nimmt Allah keinerlei Anteil am Los seiner Geschöpfe. Er ist von einer erhabenen, zugleich aber auch fürchterlichen Unbeteiligtheit ihnen gegenüber.

Ganz im Unterschied zu dem Bild, das Jesus von Gott zeichnet im Gleichnis vom verlorenen Sohn: „ Es jammerte (kümmerte) ihn (den Vater), als er seinen heimkehrenden Sohn sah“ (Lukas 15, 20) . Was bedeutet dann auf diesem Hintergrund die Aussage von Allah als dem „barmherzigen Erbarmer“? Um ein „herzliches Erbarmen“(Luk.1,78) , wie es von Gott in der Bibel bezeugt wird, kann es sich bei Allah nicht handeln. „Sein Erbarmen“ hat ja mit seinem Wesen nichts zu tun. Er zeigt uns, wann und wem er will, das lässt sich nicht voraussagen, man kann sich darauf nicht verlassen. Dieses „Erbarmen“ gleicht allenfalls der Geberlaune eines großen Herrn.

Allah bleibt also für den Menschen unnahbar, unbekannt und fast unpersönlich, er tritt den Beweis für seine Barmherzigkeit eigentlich nie an. „Auf jeden Fall gilt, dass die Barmherzigkeit Allahs kein brennendes Erbarmen für die … Verlorenen ist“ (Jörg Baur, der christliche Gottesglaube angesichts der Herausforderung durch den Islam, Seite 162 ). Der Islam macht das Herzstück des christlichen Gottesglaubens zunichte: Die liebevolle väterliche Zuwendung Gottes, besonders zu den Verlorenen. Vater dürfen Muslime übrigens Allah darum nicht nennen, das wäre viel zu vertraulich und „familiär“. Diesem übermächtigen, fernen Gott ist der Mensch als Sklave ausgeliefert und muss ihm dienen. Dabei will Allah nicht in erster Linie Liebe vom Menschen, sondern Gehorsam und Unterwerfung  (Gebetshaltung!).

Aus all dem Gesagten ergibt sich eindeutig und klar, in Allah vermögen wir den Vater Jesu Christi nicht wieder zu erkennen, d.h., islamisches und christliches Gottesverständnis oder Gottesglaube sind himmelweit voneinander verschieden. Deswegen sind uns auch gemeinsame Gebete und Gottesdienste unmöglich.

Das alles sind die einschneidenden und verhängnisvollen Folgen der islamischen Bestreitung der Gotteserkenntnis in Jesus Christus. Wenn man die entscheidende Offenbarung Gottes in Jesus Christus streicht, dann bleibt von der eigentlichen Gotteserkenntnis so gut wie nichts übrig. Nichts als die Überlegenheit, Unsichtbarkeit, Unzugänglichkeit und also Fremdheit Allahs. Er bleibt natürlich immer oben, er steigt nicht herab, er tritt nicht wirklich aus sich heraus, er gibt nichts von sich selbst preis, er kümmert sich nicht um die Menschen, er liebt nicht wirklich, er schließt keinen Bund mit einem Volk oder einem einzelnen, er ist darum um nichts verpflichtet, er bindet sich nicht, er hat „kein Herz“.

Damit rückt Allah im Vergleich mit dem christlichen Gott in weite Ferne; er verschließt sein Wesen vor uns; er hat keine persönliche Beziehung zu uns. Allah zieht sich gleichsam in den Himmel zurück und wird wieder ganz zu dem, dem Luther den „verborgenen Gott“ genannt hat. Ihn kann man nicht verstehen, darum eigentlich auch nicht lieben, man muss ihn aber fürchten. Das soll man wohl auch. Vor allem soll man sich ihm unterwerfen.

Mohammed ließ von dem biblischen Gott nur diesen fernen Allah in seiner unnahbaren Distanz zum Menschen übrig, während Jesus der Prediger und Offenbarer des nahen, menschenfreundlichen Gottes war. Damit dürfte hinreichend deutlich geworden sein, dass es sich um zwei völlig verschiedene Gottesvorstellungen handelt.

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