Unter dem Thema “ Die Bibel und wir “ findet heute unter den Christen ein Kampf statt. Und zwar zwischen der sogenannten „ modernen Theologie“ und den bekennenden Christengemeinden. Die „Modernisten“ erklären, dass die Bibel nur aus der Zeitgeschichte heraus verstanden werden kann. Die Aussagen seien in orientalische Mythen eingebettet. Der Wahrheitsgehalt sei von dem Rankenwerk zeitgenössischer Vorstellungen zu befreien. Anstelle einer theologischen Auseinandersetzung nur ein Beispiel.
Das Neue Testament spricht an vielen Stellen vom Blute Jesu und seiner Bedeutung als reinigender und erlösender Faktor. Einige solcher Stellen sind: 1. Petrus 1,2 : Die Besprengung mit dem Blut Jesu. 1. Johannes 1,7 : Die Reinigung durch das Blut Jesu. Hebräer 10,22 : Die Besprengung der Herzen.
Die Modernisten sagen nun, dass diese Vorstellungen die ganze alte Welt durchziehen. Im kana- anitischen Baalkult gab es Weiheriten, die mit Blutbesprengung verknüpft waren. Auf der gleichen Linie lagen die israelitischen Opferzeremonien. In der hellenistischen Welt gab es die Taurobolien. Der Adept, der Anwärter für die Blutstaufe, hatte sich in eine Grube zu stellen. Über ihm wurde dann ein Stier getötet, dessen Blut nun den Adepten in der Grube überströmte. Übrigens gibt es diese Kulte mit Blutbesprengung heute noch in afrikanischen Kulten z.B. in Angola und südamerikanischen Kulten, beispielsweise bei dem Umbanda- und Macumbakult. Bei dem Umbandakult wird das Blut eines Hahnes über die Kultgenossen gesprengt. Bei dem Macumbakulten wird trotz strengsten staatlichen Verbotes heute noch teilweise Kinderblut zur Besprengung benützt. Auf Haiti lebt auch noch dieser Brauch der Besprengung mit Menschenblut, wie wir noch hören werden. Aus dieser formalen Ähnlichkeit aller Riten auf dem Gebiet der Bluts- und Besprengungsmystik kommen die Modernisten zu dem Schluss, dass das Opfer Jesu auf der gleichen Ebene liege. Zu der totalen Andersartigkeit der Erlösungsbedeutung des Todes Jesu sind sie nicht durchgedrungen. Sie sind an den Formen hängengeblieben. Ihr Name ist darum gerechtfertigt. Die Bultmannsche Richtung wurde vor 50 Jahren die formengeschichtliche Schule genannt. Um die Formen geht es! Darum hat wohl Matthias Claudius in dem Brief an seinen Sohn mit Recht gewarnt : „ Hüte dich vor den theologischen Kannengießern.“